25. Kapitel

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POV Nico

Es ist schon einige Zeit vergangen, seitdem ich drüber nachgedacht habe, was ich und Annabeth uns gesagt haben.
Ein Ich liebe dich ist nicht bedeutungslos. Im Gegenteil, eigentlich ist es mehr als nur bedeutungsvoll.

Und obwohl mir all diese Dinge Kopfschmerzen bereiten, muss ich mich auf andere Dinge konzentrieren. Bald haben wir das diesjährige Pfingstfest. Und wie jedes Jahr, tritt auch die Band auf. Dabei haben wir noch keinen einzigen Song für den Auftritt überhaupt aufgenommen und wir sind nichtmals dafür bereit, einen Probeauftritt zu machen. Problem ist nur, dass das Schulfest schon nächstes Wochenende stattfinden soll und mir schon der Stressschweiß über die Stirn läuft.

Seid Tagen hocke ich nur im Musikstudio, habe teilweise sogar Entschuldigungen für manche Unterrichtsstunden eingereicht, damit ich und die anderen Jungs nochmals lernen können. Kurz und knapp: Alle von uns haben eine Menge Stress.
"Du musst den Akkord tiefer spielen.", murrt Jakob der jetzt schon stundenlang versucht irgendwelche Noten auf sein Schlagzeug zu übertragen und sieht dabei zu Michael, der seine Gitarre stimmt.
Penny, unsere Pianistin, sieht uns dabei grinsend an. Denn sie ist eigentlich fein raus. Die Songtexte kommen wie natürlich aus ihr raus und spielen kann sie so oder so wie eine Göttin.
Sie alle sind eigentlich nett, aber unter Stress funktionieren wir alle etwas...anders.

"Das wird super, glaubt mir!", gibt Penny von sich und wirft mir eine Packung von Plektren zu.
"Lasst uns die Probe machen und dann zurück zum Chemiekurs. Ich bin nämlich sonst gefickt, wir schreiben schon nächste Woche." Ich verdrehe die Augen, als sie so freundlich redet. Normalerweise reden wir eher zurückhaltend miteinander, denn wenn wir schon Stress haben, vermeiden wir es gerne uns gegenseitig auf die Palme zu bringen. Aber ich schätze es war irgendwie normal so etwas zu sagen, denn wir sind jugendliche Idioten.
"Was? Nächste Woche. Fuck. Hab voll vergessen das eine Arbeit ansteht.", stöhnt Michael auch schon und lässt seinen Kopf frustriert sinken.

"Ja-ha, aber keinen Stress. Ihr könnt nichtmals die Noten für das Konzert, also zackig." Sie macht eine genervte Bewegung, als hätte sie erwartet, wir können die Noten von zehn Liedern in weniger als einer Stunde auswendig lernen.
"Wir sollten uns vielleicht erstmal darauf konzentrieren, wie der Ablauf ist. Welchen Song spielen wir zuerst?", werfe ich in die Runde.
Penny verzieht das Gesicht und nickt dann.
"Daran habe ich noch gar nicht gedacht."

Nach fünf Stunden haben wir es aufgegeben. Jeder von uns hat die Notenblätter kopiert und zur Sicherheit nochmals fotografiert, um definitiv nochmals zu lernen. Wir haben noch fünf Tage Zeit, um auf Freitag aufzutreten. Aber heute ist schon Montag, also sollte ich eher sagen vier.
Dazu kommt noch meine Nervosität, die ich seid der Information der Schulleitung versuche runterzuspielen.

Dieses Jahr ist es anders als sonst.
Wir treten vor der ganzen Schule auf und unsere Bühne wird vermutlich größer aufgebaut werden, als letztes Mal. Ich versuche es mir nicht anmerken zu lassen, aber der Gedanke, dass mich alle anstarren macht mich nervös. Denn normalerweise treten wir etwas später auf, wenn die Dämmerung einkehrt und man sich schön in den Schatten aufhalten kann. Dieses Mal ist es ganz anders. Wir alle werden vorne stehen und alle werden uns anfeuern.
Das Problem dabei war nur, dass sich mein Magen alleine bei dem Gedanken umdreht und ich das Gefühl habe, dass ich mich jeden Moment übergeben muss.
Wie soll ich das bitte auf der Bühne überleben?

Ich sollte vermutlich eine Stunde Therapie ansetzen, damit meine Nervosität heruntergeht. Aber dann würde Naomi bescheid wissen und ich will definitiv nicht, dass sie irgendetwas gegenüber Will erwähnt. Schließlich wäre es schon etwas auffällig, wenn sie plötzlich eine zusätzliche Therapiestunde hat. Und ich möchte es auch eher vermeiden, dass Will mich ausfragt. Denn das ist nicht gerade angenehm.

Wo man vom Teufel spricht - der Blondschopf bahnt sich gerade einen Weg durch die Cafeteria und lässt sich überraschenderweise schnell auf meine einladende Geste ein. Ich winke ihn knapp herüber, obwohl ich weiß, dass Piper heute krank ist. Jason sitzt mir gegenüber und isst gelangweilt einige der Kartoffelchips, die er sich vorhin aus einem Automaten geangelt hat.
"Hey." Etwas verlegen setzt sich William zu uns und erhält einen genervten Blick von Jason. Obwohl die beiden eigentlich nicht wirklich viel miteinander am Hut haben, kann ich wirklich nicht nachvollziehen, was Jason an ihm nicht mag.

Will hat zwar seine Macken und manchmal geht er auch mir auf die Nerven, aber ich glaube nicht, dass Jason William nur nicht mag, weil er Angst hat, dass ich verletzt werde. Da muss noch irgendetwas anderes dahinterstecken, aber solange ich nichts mehr von ihm herausbekomme, muss ich mich wohl mit dieser billigen Ausrede zufriedengeben.
"Hi.", grüße ich also zurück, während Jason nur seufzt.
"Störe ich oder so?", fragt William etwas später.
Jason und ich antworten gleichzeitig.
"Ja.
"Nein."
Verwirrt mustere ich ihn. Wobei sollte Will bitte stören?

"Ehm, okay?", räuspert sich Will etwas beschämt und isst dann einfach sein Mensa-Essen. Der Rest des Tisches verfällt wieder ins Schweigen.
Na, das kann ja noch ein toller Tag werden.

Solangelo - Die SonnenfinsternisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt