10. Kapitel

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POV Will

Hastig rutsche ich von Nicolas runter, der ebenso schnell wie ich aufsteht und schnell über sein Shirt wischt und es richtet.
Dann räuspert er sich und verlässt den Raum mit zügigen Schritten, ich dicht an seinen Fersen.
Als wir uns stumm an den Tisch setzen, reicht meine Mutter uns schon volle Teller.
Heute gab es anscheinend Spagetti.

Sachte sehe ich zu Nicolas rüber, aber er starrt bloß auf den Tellerrand und geht meinem Augenkontakt so gut es ging aus dem Weg.
Als meinen Lippen ein Seufzen entfährt, dreht sich meine Mutter auch schon wieder um und reicht mir meinen Teller.
"Ich hoffe es ist okay, habe es gerade auf die schnelle gekockt.", entschuldigt meine Mutter sich.
Nico lächelt dankbar und nickt schwach.
Ich erkenne jedoch sofort den besorgten Blick meiner Mutter und ihre grinsende Miene.
"Ist irgendetwas zwischen euch vorgefallen?", fragt sie dann.

Wie aus einem Munde rufen wir ein empörtes: "Was? Nein!" Und sehen uns dann verwirrt von der Seite an.
Meine Mom lacht währenddessen und flüstert sich selber ein leises:
"Süß.", zu.
Ich versuche ihr einen Todesblick zuzuwerfen, aber sie scheint das ganze falsch aufzunehmen, denn sie grinst bloß weiterhin.

"Du solltest öfter hierherkommen.", sagt Mom dann.
Ich verkrampfe mich beinahe sofort und Nico neben mir verschluckt sich fast an den Nudeln.
Hastig hustet er und trinkt einen Schluck von seinem Glas.
"Was? Nein, ich will keine Umstände machen.", sagt er dann und lächelt vorsichtig.
Meine Mutter winkt ab und meint etwas von, dass wir ja Freunde seien und es kein Ding für sie wäre, wenn er öfters vorbeischaut.
"William bringt nicht oft Freunde hierher, also ist es doch schön, wenn ihr euch öfters seht."

Diese Information war wirklich etwas zu viel. Mich selber räuspernd stopfe ich mir eine gabelvoll Nudeln in den Mund, um keinen genervten Kommentar abzugeben.
"Ach, ist das so?" Die skeptische Frage von Nico lässt mich nun wirklich genervt aufschnauben.
"So schlimm ist es gar nicht.", nuschle ich, während ich den Test des Essens runterschlucke.
Meine Mutter seufzt: "Naja, seid dem Tod deines Dads hast du nie jemanden reingelassen." Das bringt das Fass zum Überlaufen. Gereizt knalle ich das Besteck auf den Tisch und stehe auf.

"Entschuldige.", sage ich dann etwas mehr als nur angepisst und wüte die Treppe nach oben.
Von unten höre ich nur noch einen ermahnenden Ruf:
"William Solace!" Aber ich reagiere nicht.
Wieso muss sie mich immer blamieren? Besonders wenn ich Gäste hatte?
Was denkt Nicolas jetzt wohl von mir?
Das ich ein Typ bin, der weder Freunde noch einen Dad hat? Wie toll.

Als ich an meinem Zimmer ankomme, knalle ich die Tür volles Pfund zu und stelle mir bildlich vor, wie die beiden erschrocken zusammenzucken.
Dann lasse ich mich aufs Bett sinken und drücke mein Gesicht ins Kissen.
Am liebsten würde ich jetzt schreien, oder so richtig meine Meinung geigen, aber dann würde ich Ärger bekommen.
Außerdem war Nicolas noch da und ich wollte auch nicht wie ein völliges Arschloch rüberkommen.

Eine Weile lang schweige ich, warte darauf, dass meine Mutter die Treppen hochgelaufen kommt. Denn das tut sie immer, wenn wir streiten. Das schlechte Gewissen frisst uns beide innerlich auf und am Ende hocken wir weinend auf meinem Bettgestell und halten uns stillschweigend in den Armen.

Aber das trifft nicht ein. Dieses Mal höre ich keine Fuß-Stampfer und dieses Mal höre ich auch keine entschuldigenden Worte. Ich höre nichts.
Das erste was ich wahrnehme ist ein Klappern der Teller und eine leise Stimme. Aber sie gehört nicht zu meiner Mom. Das war Nicolas.
"Ich sollte jetzt besser gehen, denke ich."
Na super.
Wenn er geht, dann wird meine Mutter mich noch mehr in die Mängel nehmen, weil ich ihn verscheucht habe oder sonstiges.

Nur weil meine Mutter eine Therapeutin ist, heißt das nicht, dass in meinem Leben alles glattläuft.
Nein, eigentlich ist es doppelt so scheiße, weil sie immer weiß, wann ich lüge, oder sogar leide.
Und dann ist da noch Nicolas, der jetzt vermutlich denkt, ich wäre irgendwo ein Weirdo, der kein Plan vom Leben hat.
Jetzt wo wir uns endlich einmal gut verstanden haben, grätscht meine Mutter natürlich herein und macht alles kaputt.

Als ich darüber nachdenke, fällt mir wieder ein was vorhin passiert ist.
Nico und ich hätten uns fast geküsst und ich bin mir zu hundert Prozent sicher, dass er es genauso sehr gewollt hätte, wie ich.
Da war nur dieses eine kleine Problem, dass sich jetzt erst in mein Kopf bahnte.
Naja, um ehrlich zu sein waren es genau zwei Probleme. Das eine war, dass ich vermutlich gerade dabei war, mich Hals über Kopf in den Badboy der Schule zu verlieben, obwohl ich keinen Plan von solchen Dingen hatte. Wie funktioniert das überhaupt? Wie soll ich ihn klarmachen, dass ich ihn vielleicht doch etwas mehr mag, als ich ursprünglich erwartet habe?

Aber das war mein kleinstes Problem. Denn das zweite war wohl oder übel seine feste Freundin.

Annabeth Chase.

Denn wie soll ich so jemanden, wie sie, jemals übertrumpfen?

Solangelo - Die SonnenfinsternisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt