𝟓𝟏| Das erste Autogramm

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I'm a winner, I'm a sinner
Do you want my autograph
I'm a loser, what a joker
I'm playing my jokes upon you
While there's nothin' better to do

~★~

𝐋𝐨𝐬 𝐀𝐧𝐠𝐞𝐥𝐞𝐬, 𝟏𝟕. 𝐀𝐮𝐠𝐮𝐬𝐭 𝟏𝟗𝟖𝟒

𝐀𝐧𝐠𝐢𝐞:

Die Sonne brannte vom Himmel und ich war froh darüber im Schatten eines Sonnenschirmes zu sitzen. Die Luft in der Großstadt war heiß und stickig. Ich nahm einen Schluck von meinem kalten Bier und schob die vollgekritzelten Zettel über den Tisch. Nikki, der mir gegenüber saß, beugte sich interessiert darüber.

"Und für diesen Text bräuchtest du eine Bass Line? Hast du schon irgendeine Melodie im Kopf?", wollte er wissen, während er sich erneut die Zigarette zwischen die Lippen schob und einen tiefen Zug nahm.

"Nein, ich lass dir alle Freiheiten", entgegnete ich. Die Arbeit mit meiner Band war ins Stocken geraten. Vor allem wegen der angespannten Stimmung zwischen Alejandro und mir. Seit ich vor einer Woche aus der Küche gestürmt war, hatte ich nicht mehr mit dem Sänger gesprochen. Ich ging ihm aus den Weg, weil ich mit der ganzen Situation heilos überfordert war. Es schmerzte, aber ich wusste, dass ich Alejandro nicht helfen konnte, wenn er dies nicht endlich akzeptieren würde. Aber er wollte es nicht zulassen und ich wollte eine weitere Eskalation verhindern. Trotzdem wusste ich, dass es so nicht ewig weitergehen konnte. Wir hatten unser Studio noch für einen knappen Monat gemietet und wir mussten unserem Album immer noch den letzten Schliff verpassen.

"Ich bin froh, dass Adam heute keine Zeit hatte, sonst hättest du mich nie angerufen", grinsend sah Nikki auf. Ich erwiderte sein Lächeln. Ich war ihm dankbar, dass er meiner Verabredung zugestimmt hatte. Die Arbeit an neuen Liedern war zur Zeit das einzige, das mich aufheiterte.

"Bild dir nichts darauf ein, Sixx", erwiderte ich spöttisch und Nikki lachte leise auf.

"Zu spät", murmelte er und griff nach meiner Hand. Er verschränkte unsere Finger miteinander. Für einen kurzen Moment ließ ich ihn gewähren, aber dann zog ich meine Hand weg. Ich konnte selbst diese unschuldige Berührung nicht zulassen, wenn sich immer wieder Alejandros Gesicht vor mein inneres Auge schob. Wenn ich mir so sehnlichst wünschte, dass er der Mann wäre, der nach meiner Hand griff.

"Tut mir Leid, aber ich bin echt nicht in Stimmung für so etwas", meinte ich deshalb entschuldigend. Nikki nickte verständnisvoll, aber ich sah den Frust in seinen Augen aufblitzen. Ich unterdrückte ein Seufzen. Hätte ich Alejandro nie kennengelernt, hätte ich mich vielleicht auf Nikki eingelassen, aber nun war es keine Option mehr. Obwohl zwischen mir und Alejandro Funkstille herrschte, fühlte es sich falsch an.

"Es ist wegen ihm, oder? Adam hat mir von eurem Streit erzählt", Nikki sah mich prüfend an. Ich war dankbar, meine Sonnenbrillen zu tragen und somit das Gefühl zu haben, seinen stechenden Blick abschirmen zu können. Ich fand es seltsam, dass Nikki ausgerechnet durch Adam von unserem Streit erfahren hatte, normalerweise hielt Gino die Gerüchteküche am Brodeln.

"Ja, es ist nur eine kleine Meinungsverschiedenheit", murmelte ich schließlich. Es war mehr, als eine Meinungsverschiedenheit, aber ich konnte mich nicht dazu durchringen, meine Angewohnheit abzulegen, alles klein zu reden.

"Er hat eine Flasche nach dir geworfen. Du hast Angst, dass das öfters vorkommt. Dass er betrunken nach Hause kommt und dich schlägt dich", stellte Nikki fest und ich beobachtete abwesend, wie der Rauch seiner Zigarette langsam in der Luft verblasste. Nikki hatte einen wunden Punkt getroffen. Ich fürchtete, dass Alejandro tatsächlich Gewalt an mir anwenden würde, wenn ich jetzt nicht ausstieg. Ich nahm nur am Rande wahr, wie Nikki sich zu mir vorbeugte. Doch als ich nicht mehr ignorieren konnte, wie durchdringend sich seine grauen Augen in mich bohrten, wandte ich ihm erneut meine Aufmerksamkeit zu. Eine Spur von Bedauern flackerte über seine Gesichtszüge.

𝐺𝑜𝑜𝑑 𝑏𝑜𝑦'𝑠 𝑑𝑜𝑛'𝑡 𝑝𝑙𝑎𝑦 𝑅𝑜𝑐𝑘 '𝑛' 𝑅𝑜𝑙𝑙Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt