𝟑𝟓| Nächtliche Gespräche

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Baby you're all that I want
When you're lyin' here in my arms
I'm findin' it hard to believe
We're in heaven

~★~

𝐋𝐨𝐬 𝐀𝐧𝐠𝐞𝐥𝐞𝐬, 𝟏𝟕. 𝐉𝐮𝐥𝐢 𝟏𝟗𝟖𝟒

𝐀𝐥𝐞𝐣𝐚𝐧𝐝𝐫𝐨:

Erleichtert beobachtete ich, wie sich Adam langsam entspannte. Sein zuvor noch heftiger Atem wurde langsamer. Seine zuckenden Glieder erschlafften. Erneut hatte ich den Mann schweißdurchnässt und gleichzeitig vor Kälte zitternd im Badezimmer gefunden. Seine blutunterlaufenden Augen hatten mich nur leer angesehen. Seine Drogen waren erneut nicht pünktlich angekommen und er war unter den Entzugserscheinungen zusammengebrochen.

Ich hatte ihn in sein Zimmer gebracht und nun lag er in seinem Blick, während seine Augen langsam zufielen. Er brauchte den Schlaf dringend, aber ich wusste genau, dass er in seinen Träumen keine Ruhe finden würde. Virginias Tod und die fehlenden Drogen machten ihn selbst im Schlaf wahnsinnig.
Seit ich Adam in der Dusche entdeckt hatte, war mir bewusst gewesen, dass er bereits zu tief in dieser Sache steckte. Gino mochte noch glauben, dass es Adam besser gehen würde, aber er war manchmal zu naiv. Er glaubte Adams kleine Lächeln würde dessen Probleme wieder in Ordnung bringen. Doch das war weit von der Wahrheit entfernt. Hinter jedem Lachen steckte eine so große Bemühung, den Schmerz nicht zu zeigen. Ich sorgte mich um Adam. Noch war er bei den Auftritten halbwegs sauber, aber die Entzugserscheinungen, wenn er nicht rechtzeitig an Drogen gelangte, wurden immer schlimmer.

Ich warf einen letzten Blick auf den schlafenden Adam, bevor ich mich erhob und das Zimmer verließ. Bemüht die nächtliche Stille nicht zu brechen, schloss ich vorsichtig die Tür. Aus meinem Zimmer erklang Ginos lautes Schnarchen, das mir bereits in den letzten Nächten den Schlaf geraubt hatte. Würde das nicht bald besser werden, wollte ich unbedingt den Vorschlag bringen, Gino bei Adam unterzubringen. Ich wollte wieder in Ruhe Schlafen, ohne Angst, dass mir die Decke auf den Kopf stürzen könnte. Und nebenbei konnte Gino ein Auge auf Adams Drogenkonsum haben.

Wie von alleine steuerten meine Beine Angies Zimmer an. Leise öffnete ich die Tür. Dunkelheit empfing mich.
"Schläfst du?", fragte ich leise. Die Vorhänge waren zugezogen und im Schein der Straßenlaterne, das durch den orangen Stoff fiel, konnte ich Angies zusammengerollte Gestalt im Bett erkennen. Sie hatte ein Kissen umklammert und hielt es fest in ihren Armen. Unwillkürlich musste ich lächeln.

Gerade als ich mich zum Gehen umwandte, erklang eine leise Stimme.
"Beobachtest du mich im Schlaf? Das ist unheimlich", Angie hatte sich aufgerichtet, ein neckender Unterton schwang in ihrer Stimme mit. Ich hob abwehrend die Hände.

"Ich wollte gerade gehen", erklärte ich mit einem leisen Lachen.

"Bleib", Angie wurde ernst. Die nächsten Worte kamen so leise über ihre Lippen, dass ich mich kurz glaubte, verhört zu haben. Aber dann wiederholte sie etwas lauter: "Bitte bleib hier. Nur diese Nacht."

War es nicht das, was ich mir erhofft hatte? Friede zu finden. Frieden, von dem ich wusste, dass ich ihn in Angies Armen finden würde. Trotzdem zögerte ich.
"Ich weiß nicht, ob es einen guten Eindruck macht, wenn Gino oder Adam uns im gleichen Bett finden", erwiderte ich bedauernd.

"Der Schlüssel liegt auf meinem Schreibtisch", meinte Angie beiläufig.

~~

Wenig später lag ich neben Angie in dem schmalen Bett. Sie hatte mir den Rücken zugewandt. Ihr Kopf lag an meiner Brust und immer wieder musste ich ihre Haarsträhnen zur Seite schieben, weil sie mich im Gesicht kitzelten. Ich spürte ihren gleichmäßigen Herzschlag, ihr süßer Duft nach Zigaretten und einem frischen Duschgel stieg mir in die Nase. Ich zog ihren schlanken Körper fester an mich, konnte nicht genug von dieser Nähe bekommen.

"Warum heißt du eigentlich Alejandro? Kommst du aus Spanien?", brach Angie plötzlich die Stille. Sanft fuhr ich durch ihre Locken.

"Meine Großmutter kommt aus Spanien, aber ich habe sie nie kennengelernt. Meine Mutter hat den Kontakt zu ihr abgebrochen als sie nach Amerika zog. Ich weiß nicht warum, aber sie haben sich offensichtlich nie gut verstanden", erwiderte ich. Übelkeit stieg in mir auf. Wie immer, wenn ich an Dinge dachte, die irgendwie mit meiner Familie zu tun hatten. Eigentlich hätte meine Mutter es mit mir besser wissen sollen. Sie hätte mir das geben gekönnt, was ihr bei ihren Eltern fehlte. Aber stattdessen hatte sie mich fallen gelassen. Ich vergrub mein Gesicht an Angies Schulter, in der Hoffnung das schlechte Gefühl, vertreiben zu können.

"Sprichst du Spanisch?", hackte Angie nach und ich lachte leise auf.

"Nein, wieso?", wollte ich wissen.

"Spanisch ist eine schöne Sprache. Ich finde es sexy, wenn Männer spanisch sprechen können", erwiderte sie leise lachend und drehte sich um, damit sie mir ind Gesicht sehen konnte. Ich konnte nur leicht ihre Silhouette in der Dunkelheit ausmachen.

"Hola chica", gab ich mit einem schrecklichen Akkzent meine Spanischkentnisse zum Besten. Angie lachte laut auf. Schnell schlug sie sich die Hand vor dem Mund, um ihr Lachen zu dämpfen und Gino im Nachbarzimmer nicht zu wecken. Ich mochte es, sie zum Lachen zu bringen. Ich war keine guter Mensch, aber immerhin schaffte ich es, Angie ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern. Sie hatte ein schönes Lachen, eines, das mich mit Leichtigkeit erfüllte, mir ebenfalls ein Lächeln entlockte.

Sanft drückte ich ihr einen Kuss auf die Stirn.
"Vielleicht lerne ich irgendwann für dich Spanisch", meinte ich und hauchte einen weiteren Kuss auf ihre Lippen.

"Das musst du nicht. Du bist auch sexy, ohne einen blassen Schimmer von Spanisch zu wissen", murmelte Angie und drückte ihre Lippen auf meine. Kurz schloss ich die Augen und genoss die kurze Berührung, bevor sie sich von mir löste und das Gesicht an meiner Brust vergrub. Sanft spielte ich mit ihren weichen Haarsträhnen.

"Natürlich bist du meinem Aussehen verfallen. An meinen guten Charakter kann es ja nicht liegen", erwiderte ich mit einem kleinen Lächeln, aber meine Stimme klang bedrückter als beabsichtigt. Angie löste sich von mir und ich konnte schemenhaft erkennen, dass sie sich aufrichtete.

"Dein Charakter ist besser als er auf den ersten Blick erscheint", ihre Antwort war ehrlich und direkt, wie immer. An Angie schätzte ich auch ihre Ehrlichkeit. Sie sagte mir ins Gesicht, wie die Dinge standen. Sie war so viel ehrlicher und offener, als der gesamte Rest auf der Sunset Strip. Die trugen alle ihre Masken und versteckten ihre eigentlichen Absichten hinter schönen Fassaden. Sanft strich Angie mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Ihre Finger fuhren über meine Wange und ich lehnte mich unwillkürlich etwas in die Berührung. Erneut zog ich sie an mich. Ihr Haar kitzelte mich als sie das Gesicht an meinem Hals vergrub.

Eine Weile war es still. Ich spürte, wie meine Augenlieder langsam schwerer wurden.
"Schläfst du?", wisperte ich in die Stille. Als keine Antwort erklang, drückte ich einen letzten Kuss in ihr Haar, bevor ich langsam ebenfalls in einen tiefen Schlaf versank.

𝐺𝑜𝑜𝑑 𝑏𝑜𝑦'𝑠 𝑑𝑜𝑛'𝑡 𝑝𝑙𝑎𝑦 𝑅𝑜𝑐𝑘 '𝑛' 𝑅𝑜𝑙𝑙Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt