Unter den Frauen eines der Fürsten von Hizen, aus dem Hause Nabeschima, befand sich vor vielen Jahren eine Dame von so hervorragender Schönheit und Anmuth, daß der Fürst sie vor allen anderen hochschätzte. Eines Tages saß Otoyo, das war ihr Name, allein in ihren Zimmer mit einer Stickerei beschäftigt; eine große Katze, welche schon seit einiger Zeit im Schlosse gesehen war, saß neben ihr, und Otoyo hatte um so weniger arg daraus, als das Thier ihr besonders zugethan schien. Doch plötzlich, als sie von ihrer Arbeit einmal aufsah und zu der Katze hinüber blickte, sah dieselbe sie mit einem so gehässigen, bösen Blicke an, daß Otoyo unwillkürlich laut aufschrie. Kaum aber war der Aufschrei über ihre Lippen gekommen, so sprang auch das Ungethüm der schönen Otoyo an den Hals, biß ihr eine tiefe Wunde und sog ihr das Blut aus; damit aber nicht zufrieden, nahm die abscheuliche Katze sofort die Gestalt der todten Otoyo an und beerdigte den Leichnam in aller Eile im Garten dicht neben dem Zimmer. Und alles dies ging so rasch vor sich und ward so behende ausgeführt, daß Niemand eine Ahnung davon hatte. Die gespenstische Katze wurde von aller Welt für die schöne Otoyo angesehen, selbst der Fürst merkte die Verwandlung nicht und hielt nach wie vor seine geliebte Otoyo hoch und werth. Er weilte mehr denn je in ihrer Nähe; die Katze aber, sobald sie in stiller Nacht mit dem Fürsten allein war, betäubte seine Sinne, biß auch ihm eine Wunde in den Hals und sog sein Blut. Indeß war die Wunde diesmal nicht tödtlich; der Fürst beachtete sie kaum. Doch da er allnächtlich sein Lebensblut hergeben mußte, wurde er sehr bald so schwach und krank, daß er sich nicht auf den Füßen zu halten vermochte. Niemand aus des Fürsten Umgebung und auch keiner der Aerzte, welche in Menge herbeigeholt wurden, konnte sich die räthselhafte Krankheit erklären, und so kam man schließlich zu der Ueberzeugung, daß dieselbe eine geheimnißvolle Ursache haben müsse. Dies zu ergründen, wurden hundert Mann tapferer Krieger bestimmt, die an dem Lager des Fürsten Wache halten sollten; dieselben folgten sofort dem Befehl und waren unverdrossen auf ihrem Posten. Aber auch diese nahmen nicht das mindeste verdächtige wahr, und das ging so zu: die Katze, welche nach wie vor das Blut des Fürsten in der Nacht trank, betäubte allabendlich pünktlich um zehn Uhr sämmtliche Krieger, so daß sie durch Zaubermacht in einen tiefen Schlaf fielen, aus dem sie erwachten, sobald der Morgen grauete. So konnte der arme Fürst nicht genesen, und alle seine Getreuen waren untröstlich über seine Krankheit, besonders aber ging dieselbe einem armen Samurai – so heißen die adligen Krieger in Japan – zu Herzen, der nichts sehnlicher wünschte, als daß auch er auserkoren werden möchte, an der Wache bei des Fürsten Lager Theil zu nehmen. Aber das ging nicht so leicht, als er sich dachte, denn Ito-Soda, das war sein Name, konnte als armer Fußsoldat nicht wohl einer so hohen Ehre theilhaftig werden, und deshalb wandte er sich zuletzt mit seiner Bitte an einen Priester, dem er seinen Wunsch so sehr ans Herz legte, daß derselbe nach einigen Weitläufigkeiten die Sache auch richtig durchsetzte. Ito-Soda hatte die hohe Ehre, unter die Zahl der Wachthabenden an des Fürsten Lager aufgenommen zu werden.
Als er nun merkte, wie alle Krieger, und er selbst nicht minder, in tiefen Schlaf versanken, trotz des festesten Vorsatzes, wach zu bleiben, da setzte er alles daran, sein Einschlafen zu verhindern. Er stieß sich sein Messer tief ins Bein, damit der Schmerz der Wunde ihn wach erhalten sollte, und wenn trotzdem der Schlaf ihn übermannen wollte, so drehte der Tapfre das Messer in der Wunde um. Auf diese Weise blieb er selbstredend wach, denn der furchtbare Schmerz verhinderte jeglichen Schlaf, und als die vermeintliche Otoyo nun kam und den Krieger munter fand, da belobte sie ihn schlauer Weise wegen seiner Wachsamkeit und zog sich rasch wieder in ihre Gemächer zurück. Ito-Soda hatte wohl Acht auf sie gehabt, und trotz ihrer freundlichen Worte schlich sich ein Verdacht gegen die schöne Dame in sein Herz. Jeden Abend hielt er sich durch seine peinvolle Marter wach; Otoyo blieb fort, und der Fürst erholte sich. Doch eines Abends, als Ito-Soda abermals tapfer Stand hielt, die Vampyrkatze aber wohl glauben mochte, daß er die Qual nicht länger ertragen könne und wieder wie seine Gefährten im Schlafe liege, sah er, wie sie vorsichtig durch eine Thür trat und nach dem Lager des Fürsten hinüberschielte. Da schwand ihm jeder Zweifel daran, daß sie allein an der Krankheit des Fürsten schuld sei. Entschlossen sprang er auf; doch noch ehe er sie erreichte, flüchtete sie in ihr Zimmer. Ito-Soda folgte ihr auch dorthin, und nun entspann sich zwischen ihnen ein verzweifelter Kampf. Mehrmals packte er sie mit fester Hand, doch sie entwand sich ihm immer wieder; schließlich aber, als sie sah, daß er nicht nachließ und sie zuletzt sicher mit seinem starken Arme überwinden würde, nahm sie unversehens ihre Katzengestalt wieder an und sprang mit einem Satze aus dem Zimmer ins Freie, wo sie bald ihrem Verfolger entkam.
Seit dieser Nacht besserte sich der Zustand des Fürsten mehr und mehr, so daß er bald seine früheren Kräfte wieder bekam. Ito-Soda wurde höchlichst wegen seiner Treue und Standhaftigkeit belohnt, und der Fürst war so freigebig und huldvoll gegen ihn, daß er seine That nie zu bereuen brauchte.
Als endlich der Fürst nach einiger Zeit auf einer Jagd eine große Katze erlegte und Ito-Soda fest versicherte, daß dies die nämliche Vampyrkatze sei, welche er in jener Nacht verjagt habe, da lebte alles im Schlosse auf, und ein Jeder freute sich der Zuversicht, daß das Ungethüm nun niemals wiederkommen würde.
Des tapferen Ito-Soda That aber ward nicht vergessen, und seine aufopfernde Treue wird bis auf den heutigen Tag gepriesen.
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japanische gespenster sagen
Ficción GeneralGespenster Geschichten aus japan. Sie sind nicht sonderlich lang also kann man sie vermutlich schon in etwa 3 Tagen durch gelesen haben. Wie der Name es schon sagt sind es nicht meine eigenen sondern auch nur Geschichten die ich mal gelesen / von de...