Vor vielen Jahren lebte abwechselnd in der Stadt und auf einem ihm gehörigen Landgute bei Oohara in Kitayama ein vornehmer Herr Namens Kuschige, der ein leidenschaftlicher Jäger war. Einstmals tödtete er auf einer Jagdpartie, die er auf seinem Gute veranstaltete, unter anderem auch einen Affen; kurze Zeit darnach zog er in die Stadt hinüber. Kaum aber war er daselbst angelangt, als er heftig erkrankte, und obgleich sein Arzt die dringendste Gefahr beseitigte, so blieb er doch fortwährend leidend. Der Arzt bemühete sich vergebens, ein Mittel ausfindig zu machen, das ihm die Gesundheit wieder verschaffen könnte, und sagte ihm endlich, er möge doch eine Natter zu bekommen suchen, dieselbe auf eine besondere Weise zubereiten und genießen; alsdann würde es wohl offenbar werden, woran er eigentlich litte, und man könne dann hoffen, die Krankheit zu beseitigen.
Während Herr Kuschige noch darauf sann, wie er wohl am bäldesten in den Besitz einer Natter gelangen könnte, ließ sich der Dorfvorsteher von Oohara bei ihm melden und überreichte ihm eine Natter mit den Worten, er habe gehört, daß ihm der Genuß derselben vom Arzte angerathen sei. Sehr erfreut, dankte der Kranke für die Aufmerksamkeit des Dorfvorstehers; er ließ die Natter genau nach der Vorschrift seines Arztes zubereiten und verspeiste sie. Dies hatte jedoch keine andere Folge, als daß die Krankheit einen viel gefährlicheren Charakter annahm. Der Arzt war darüber sehr erstaunt und muthmaßte, daß etwas übernatürliches im Spiele sein müsse, und als er hierauf aufmerksam geworden, ermittelte er sehr bald, daß der Ortsvorsteher von Oohara während der ganzen Zeit, daß Herr Kuschige krank gelegen, gar nicht in die Stadt gekommen war, daß also ein böses Gespenst dessen Rolle gespielt haben mußte. Er wandte sich an die Brüder Kuschige's, welche buddhistische Priester waren, und bat sie um Hülfe. Dieselben stellten denn auch mit größtem Eifer Betrübungen an und errichteten zu dem Endzwecke einen Altar aus Erde, die sie eigens zu diesem Behuf ausgruben.
Kaum hatten sie nun vor diesem Altar ihre Beschwörungen und Gebetformeln abzulesen begonnen, so zeigte sich auf demselben ein großer Affe. Ohne Zögern packten ihn die beiden Priester und suchten ihn festzuhalten, aber vergebens; er entfloh ihren Händen und verschwand spurlos.
Jetzt erkannten die Priester klar, daß ihrem Bruder nicht mehr zu helfen sei; er war der Rache jenes Affen unrettbar verfallen. Sie stellten ihr Beten ein und trugen den Altar ab. Auch ward ihnen alsbald gemeldet, daß in dem nämlichen Augenblicke, wo der gespenstische Affe sich ihnen gezeigt hatte und ihnen entwischt war, Kuschige verschieden sei.
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japanische gespenster sagen
General FictionGespenster Geschichten aus japan. Sie sind nicht sonderlich lang also kann man sie vermutlich schon in etwa 3 Tagen durch gelesen haben. Wie der Name es schon sagt sind es nicht meine eigenen sondern auch nur Geschichten die ich mal gelesen / von de...