Kapitel 25

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Im Zimmer setzt sich Y/n pflichtbewusst an die Hausaufgaben. Was heißt pflichtbewusst? Sie hat sie vor fast einer Woche aufbekommen. Fällig zu morgen. ,,Gott, warum will das nicht in meinen Kopf 'rein?", stöhnt sie nach einer Weile. ,,Gottverdammte Formeln. Und ich muss das bis morgen fertig haben."
,,Wenn du dich direkt an die Hausaufgaben gesetzt hättest, wärst du nicht so gestresst," erklärt Wednesday mit einer Stimme, die jeden an eine Mutter erinnert hätte. Sie sitzt auf ihrem Bett, die Beine elegant übereinandergeschwungen und liest ein Thrillerbuch von Nora Roberts. ,,Ich weiß, ich weiß,“ räumt Y/n ein und stößt sich vom Schreibtisch ab, um Wednesday direkt anzusehen. Sie ist so wunderschön. Und unfassbar klug. Alles an dem Mädchen gegenüber von ihr fasziniert Y/n von Tag zu Tag mehr. ,,Ich könnte ja versuchen, dir zu helfen.“
Was? Y/n hat nicht aufgepasst. Eine, zwei, drei Sekunden verstreichen, bis sie endlich verarbeitet hat, dass Wednesday etwas gesagt hat. ,,J- ja,“ stottert Y/n und räuspert sich. ,,Bitte.“
Die nächste halbe Stunde verbringen sie also mit den Mathehausaufgaben.
,,Gut gemacht. Das war's.“ Wednesday schenkt ihr einen freundlichen Blick. Ihre Augen leuchten so wunderschön. ,,Gut gemacht.“ Sie schenkt Wednesday ein unbesxhwertes Lächeln. ,,Danke für deine Hilfe.“ ,,Hast du es verstanden.“ ,,Definitiv.“ ,,Dann gern geschehen. Jetzt muss ich gehen. Bis später.“

Wednesday verlässt den Raum. Y/n fragt nicht, wohin sie geht. Auf ihrem Bett liegend, strömen Gedanken sintflutartig auf sie ein.
Sie ist klug. Sie ist charakterstark. Und talentiert. Was bin ich? Ich schaffe nicht einmal die Mathehausaufgaben. Ich bin in nichts richtig gut. Wie soll ich sie beeindrucken? Liebe ich sie überhaupt. Oder was ist das?
Außerdem gehen ihr Gedanken über den Vorfall in Californien durch den Kopf. Ein Drache. Die Welt hat einen Drachen gesehen. Ich werde gesucht - vielleicht. Ich habe die ganze Erde vermutlich in Angst und Schrecken versetzt. Ich wäre in Angst und Schrecken, wenn ich ein Nichtsahnender wäre.

Sie realisiert erst einmal nicht, dass sie angerufen wird. Als sie schließlich Enids Namen auf dem Display ließt und abnimmt, entfährt ihr ein etwas zitteiges ,,Hallo?“. Während sie tief einatmet, um sich zu beruhigen, beginnt Enid:,, Hi Y/n, ich dachte, ich rufe dich einmal an. Hast du Zeit?“ ,,Ja, passt gerade.“ ,,Super. Wie geht es dir? Und Wednesday? Habt ihr euch gut eingelebt?“ ,,Ja, haben wir, danke. Uns geht's gut. Wir werden nur dazu gezwungen, an AGs teilzunehmen. Das ist bescheuert.“ Enid lacht am anderen Ende. ,,Sorry,“ meint sie schließlich. Dann fährt sie fort: ,,Du erinnerst mich ein ganz kleines Bisschen an Wednesday. In gewisser Weise seid ihr euch schon ähnlich.“ ,,Ehrlich? Wie?“ ,,Naja, ihr seid beide socially awkward und seid gerne allein.“ ,,Ist das etwas schlechtes?“ ,,Nein, nein. Ich denke, das ist sogar gut, dass du Wednesday ähnlich bist. Ich denke mir manchmal, sie fühlt sich wie eine Außenseiterin. Du bist dann da.“ ,,Wie soll ich das jetzt verstehen?“ ,,Genau so, wie ich es gesagt habe. Und ist Wednesday nicht auch für dich da?“ ,,Ähm...“ Y/n denkt an Wednesdays Unterstützung bei den Hausaufgaben. ,,Ja, schon.“ ,,Ich wusste es!“ ruft Enid. Mit ernster Stimme sagt sie darauf: ,,Ich habe eine Frage an dich. Und antworte ehrlich, ja?“ ,,Okay?“ ,,Also. Kann es sein, dass du für Wednesday Gefühle hast?“

Kann es sein, dass du für Wednesday Gefühle hast?
Ist das nicht genau die gleiche Frage, die sich Y/n die ganze Zeit selbst stellt?

,,Ich warte.“ ertönt Enids Stimme aus dem Gerät. ,,Also, es könnte sei-“ ,,Ich wusste es!“ Dann jubelt sie. ,,Aber ich bin mir doch gar nicht sicher - und woher kommt diese Vermutung?“ Y/ns Stimme ist mit Verzweiflung getränkt. ,,Schätzchen, ich habe meine Augen und Ohren überall. Und ich bin mir sicher, dass du es auch schon weißt. Ich habe doch eure Blicke gesehen, bevor ihr weg musstet.“

,,Unsere Blicke?“ Y/n macht eine Pause. ,,Plural?“ ,,Ähm... Ja?! Fällt dir das so gar nicht auf?“ ,,Nein. Was denn?“ Y/n setzt sich im Bett gerader hin. ,,Wednesday sieht dich an, wie sie noch niemanden angesehen hat. Du kennst Tyler? Galpin?“ Y/n verneint. ,,Sie waren zusammen, er war ein Psycho-Monster, ich hab ihm dann den Arsch versohlt, er ist im Gefängnis. Naja, Wednesday sieht dich mit mehr Liebe in den Augen an als damals ihn, als sie noch nicht wusste, was er ist.“ ,,...Aha...“ ,,Denk darüber nach, Süße. Ich muss auflegen. Bye!“ ,,Tschau.“

,,Was?“
Wednesday mag mich.
Ich mag Wednesday.
Enid weiß es.
Warum wusste ich es nicht?
Weiß Wednesday das?
Warum sollte sie mich mögen?
Ich meine, ich bin für sie da und werde es auch für immer sein, aber...
Das ergibt doch keinen Sinn.
Hä?

"I see black" - Wednesday × fem. ReaderWo Geschichten leben. Entdecke jetzt