Chapitre de Découvert

38 7 21
                                    


~ Entdeckungen ~ 

Ich war verloren. Dieser Gedanke brannte sich jetzt mehr und mehr in meinen Verstand ein. Entweder das, oder jetzt vollkommen übergeschnappt. Irgendwie wäre mir Letzteres tatsächlich ein bisschen lieber. Dagegen konnte man immerhin Tabletten nehmen. Oder eine Therapie besuchen. 

Nun gut. Dann würde ich wohl mal ins kalte Wasser springen müssen. Ich nahm meinen ganzen, inzwischen ziemlich geschrumpften, Mut zusammen und trat auf eine junge Frau zu, die noch am wenigsten irr wirkte. Auch, wenn sie ebenfalls eines dieser komischen Kleider trug. 

„Ähm, Entschuldigung?" Seit wann klang meine Stimme denn bitteschön so leise?! „Wo finde ich denn hier die nächste U-Bahn?" Die Frau drehte sich zu mir um und schien mich eingehend von oben bis unten zu mustern. Augenblicklich fühlte ich mich noch unwohler. Die Frau starrte mich an, als wäre ich ein Geist oder sowas. 

„In Ordnung. Hat sich erledigt", erwiderte ich schnell und flüchtete eilig von der Straße hinunter. Bekloppt, bekloppt, bekloppt! Wie bekloppt war ich eigentlich?! Ich war ohne Zweifel immer noch in Frankreich und in Frankreich sprach man französisch! 

Das erste Mal in meinem Leben war ich dankbar dafür, dass meine Eltern mich zweisprachig erzogen hatten. Sonst wäre ich wohl absolut verloren. Oh warte, das war ich ja bereits. Ich atmete ein paar mal tief ein und aus. Panik würde mir jetzt auch nicht weiterhelfen, auch, wenn es schon ziemlich verlockend war. 

Die restliche Menschenmenge um mich herum schien mich kaum zu bemerken, als ob ich ein Geist in ihrer Mitte wäre. Zögerlich schlenderte ich weiter durch die engen Gassen, vorbei an alten Gebäuden und Marktständen, die mit Waren aus vergangenen Zeiten gefüllt waren. Vielleicht half es ja, wenn ich mir zumindest einmal einen Überblick über meine Umgebung verschaffte. 

Ich fühlte mich wirklich, als wäre ich geradewegs in einer anderen Zeit gelandet. Völlig überfordert ließ ich meinen Blick durch die Straßen und über die ernsten Gesichter der Leute wandern. Keine Kinder spielten auf den Straßen. Keine Technik, keine Straßenlaternen, dafür allerdings Pferde! 

Plötzlich spürte ich einen festen Griff an meinem Arm und wurde unsanft zur Seite gezogen. Einen kurzes Quieken entfuhr mir, das mir augenblicklich schon wieder peinlich war. Ruckartig drehte ich mich um. Vor mir stand eine Frau mit wilden Locken und einem misstrauischen Blick. 

„Du bist nicht von hier, das sehe ich sofort", sagte sie, ohne sich mit Nebensächlichkeiten wie eine Begrüßung abzugeben, „Was treibt dich in unsere Stadt?" Das war eine gute Frage eigentlich. Problem war nur, dass ich es selbst nicht so genau zu wissen schien. 

Ich stammelte verwirrt irgendetwas von einem Missverständnis und dass ich nur nach Hause zurückkehren wollte. Normalerweise war ich wirklich nicht nah am Wasser gebaut, doch jetzt hatte ich wirklich große Lust einfach zu weinen. Doch ich riss mich zusammen. Schließlich blickte mich die Frau immer noch abwartend an.

Oh Scheiße. Hatte sie noch eine Frage gestellt? Oder war sie mit meiner ersten Antwort immer noch unzufrieden? Mein Kopf schien wohl schon wieder ein bisschen abgedriftet zu sein. Doch ich konnte es ihm nicht verübeln. „Wo deine Eltern sind, habe ich gefragt?", wiederholte die Frau jetzt lauter und ein bisschen so, als würde sie mit einem Idioten reden. Das konnte ich ihr allerdings ebenso wenig verübeln. 

„Das weiß ich nicht so wirklich", erwiderte ich mit etwas, was ich für ein entschuldigendes Lächeln hielt. Ich konnte der Frau ansehen, dass sie da anderer Meinung war. „Weißt du was, Kleine? Irgendwie glaube ich dir das nicht so ganz" „Nicht?", hackte ich mit einem leichten Kieksen. Diese Frau hatte eine verdammte Waffe in der Hand! 

Und das war jetzt genau der Moment, in dem ich mich entschied, am besten die Beine in die Hand zu nehmen. Ich schlitterte über die Straße, rutschte fast auf einer Substanz aus, über die ich nicht besser nachdenken wollte, und rannte, wie ich noch nie in meinem Leben gerannt war. Ein kurzer Blick über meine Schulter ließ mich mein Tempo noch ein kleines bisschen beschleunigen.

Vergesst eure dummen Wettkämpfe in der Schule, glaubt mir. Erst, wenn ihr einmal, wirklich um eurer Leben rennt, fühlt man sich richtig lebendig. Oder man sieht sich schon wieder in irgendeiner Art und Weise elendig versagen. So erging es mir nämlich gerade. Wieso war ich nur so verdammt unsportlich?

Verflucht! Die Frau folgte mir immer noch! Und inzwischen war sie auch nicht mehr alleine! Ein grimmig aussehender, bärtiger Mann und eine andere junge, nicht bärtige Frau leisteten ihr inzwischen Gesellschaft. Diese Straße schien ja überhaupt nicht mehr aufzuhören! 

Ich merkte, wie ich jetzt schon langsamer wurde und das Seitenstechen begann. „Ich schwöre: wenn ich das alles hier überlebe, dann melde ich mich in einem verdammten Fitnessstudio an!", keuchte ich zwischen zwei angestrengten Atemzügen. 

Ich weiß, es mag vielleicht ironisch klingen, aber jetzt erst, als ich durch die Gassen und gepflasterten Straßen rannte, fiel mir auf, wie ärmlich alles hier wirkte, wie viel Wut und Verzweiflung sich auf den Gesichtern der Menschen abzeichnete und verdaaaammt... dass da ein Loch in der Straße war. 

Diese Erkenntnis kam allerdings ziemlich zu spät. Ehe ich es mich so wirklich versah, flog ich mit großer Wahrscheinlichkeit sehr unelegant auf die Straße. Ich schaffte es gerade noch so, mich mit meinen Handflächen abzufangen. Hektisch sprang ich auf und versuchte noch in der gleichen Bewegung zu überprüfen, wo meine Verfolger waren. 

Doch da standen sie bereits vor mir. 

 

Hoppla! Dieses Bild entspricht nicht unseren inhaltlichen Richtlinien. Um mit dem Veröffentlichen fortfahren zu können, entferne es bitte oder lade ein anderes Bild hoch.
Le XVII ~ Révolution et RésilienceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt