Kapitel 42 - Krank

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Keine drei Stunden später stand Louis vorm Haus. Er war auf dem Weg noch in einer Apotheke vorbei gewesen und hatte einfach Mal alles gekauft, was ihm so sinnvoll erschienen war. Vom Wärme-Kuscheltier, über Tee und Erkältungsbalsam bis zu Medikamenten, wo dran stand, dass sie "wohlschmeckend" waren. Was immer das auch heißen mochte.

Endlich am Ziel angekommen hoffte er, dass Harry ihn überhaupt rein lassen würde. Wenn nicht dann... Dann wäre das alles umsonst gewesen. Tolle Aussicht.

Er klingelte bei Harry und es passierte nichts.
Gut, ins Haus kam er auch so, aber eigentlich wollte er gern erst zu Harry.

Aber gut, klingelte er eben bei Niall und schickte Harry noch eine Nachricht.

Louis:
Hey. Ich bin bei Niall. Bock, dass ich rüber komme?

Das klang total bescheuert, aber da Niall mit der fürsorglichen Schiene offenbar nicht allzu weit gekommen war, versuchte es Louis einfach mal anders.

Tadaa! Noch bevor Niall den Türöffner hatte betätigen können hatte Louis eine neue Nachrichten.

Harry:
Was machst du da?

Louis:
Mal gucken. Grad erst angekommen.

Und so betrat Louis den Hausflur und grinste dabei bestimmt irgendwie gruselig, weil er so verdammt stolz war. Immerhin hatte er eine Antwort bekommen.

Oben ergab sich ein lustiges Bild.

Niall stand in seiner Tür und sah aus, als warte er nur darauf, Louis vollquatschen zu können. Dabei hatten sie während der Zugfahrt schon eine Stunde lang miteinander telefoniert.

Aber dann öffnete sich zaghaft die andere Tür. Niall hielt förmlich die Luft an und schloss dann ganz leise seine Tür. Louis hatte alles beobachtet und konnte nur sanft zur Tür lächeln. Niall war einfach ein Engel.

Harry stand nicht dort. Natürlich nicht. Dennoch wertete Louis den Türspalt mal großzügig als Einladung und trat in Harrys Wohnung, als er auch schon üblen Husten hörte. Das klang wirklich nicht sehr gesund.

"Hey?", grüßte Louis, der den Geräuschen einfach gefolgt war. Bis ins Schlafzimmer.
Wow. Was eine Luft...

"Hi... Sorry, kann grad nicht ficken.."
"Das dachte ich mi-"
"Musst mich reiten."
"Äh.... Ich denke eher, du musst duschen. Oder baden. Baden wäre gut.", überlegte Louis. Harry hatte sein Bett komplett durchgeschwitzt und wohl länger nicht gelüftet. Eine interessante Thermik herrschte im Raum.

"Was?!", zischte Harry.
"Du bist krank... Du solltest baden. Ich hab Erkältungsbad mitgebracht."
"Wer bist du? Mein Zivi oder was?!", fragte Harry und klang alles andere als freundlich.
Louis atmete tief durch. Wie war das? Es gab eben keine Tüte, die man über Harrys Charakter ziehen konnte.
Also Schultern straffen und los.

"Nun, da du offensichtlich keinen Zivi hast, bin ich hier und du gehst jetzt baden.", entschied er resolut.
Harry glotzte ihn an, als sei Louis ein wütender Marienkäfer, der ihm Schläge androhte.

"Los.", sprach der und Harry schüttelte den Kopf, schlurfte aber dann röchelnd ins Bad. Immerhin.

Louis riss die Fenster auf, sammelte die Taschentücher in einem Müllbeutel und zog die klamme Bettwäsche ab. Er schmiss sie erstmal, zusammen mit der herumfliegenden Schmutzwäsche in eine Ecke und durchsuchte dann den Kleiderschrank nach frischen Bettbezügen.

Irgendwann fand er dann Mal welche und bezog das Bett, schüttelte alles auf und betrat dann das Wohnzimmer. Das sah auch nicht besser aus. Also räumte er dort auch auf, lüftete und saugte anschließend nochmal alles durch.

Danach ging er mit der ganzen Schmutzwäsche ins Bad. Harry lag artig in der Wanne und sah ihm mit hochgezogenen Augenbrauen dabei zu, wie er einen Flaschendeckel voll Erkältungsbad in die Badewanne kippte, bevor er die Waschmaschine befüllte.

"Wieso machst du das?", fragte Harry irritiert.
"Weil du krank bist."
"Nein. Wieso machst DU das?"
"Weil ich möchte, dass es dir schnell besser geht."
"Du glaubst, dass ich hinterher auf Knien abgerutscht komme und um deine Hand anhalte, oder?", fragte Harry argwöhnisch.

Ja, in Louis' kühnsten Träumen würde er sich das wohl wünschen. Aber... Er war vielleicht naiv, aber nicht so sehr...

"Nein. Ich weiß, dass du mich wahrscheinlich, sobald du dich dazu in der Lage fühlst, aus der Wohnung schmeißt und dir irgendeinen Typen zum Ficken einlädst.", murmelte er, während er den Kopf halb in der Waschmaschine hatte, weil er, wenn er Ficken sagte, noch immer so schrecklich rot wurde.

"Und wieso bist du dann trotzdem hier?", fragte Harry irgendwie irritiert.
Louis zog den Kopf aus der Waschmaschine, sah ihn an und flüsterte: "weil ich es möchte.", bevor er schnell aufstand und in die Küche ging. Er wollte dafür keinen höhnischen Kommentar abbekommen.

In der Küche war fast noch schlimmeres Chaos als es in den anderen Räumen gewesen war. Es stank nach Biomüll und so mancher Teller trug bereits ein adrettes Pelzmäntelchen aus Schimmel.
Also machte Louis eben auch hier alles sauber. Im Kühlschrank stand ein Topf Suppe, der wohl von Niall kam, eine Tube Tomatenmark und eine Packung Käse. Das wars.

Okay. Er musste einkaufen gehen. Aber vorher würde er Harry aufs Sofa packen. Mit Suppe.

Also wühlte er sich erneut durch Harrys Kleiderschrank und brachte ihm schließlich Kleidung ins Bad.

"Ich muss gleich Mal eben Einkaufen gehen... Kann ich deinen Schlüssel bitte mitnehmen? Damit ich hinterher wieder rein komme?", fragte Louis und hasste es, dass er so unsicher klang. Er hatte doch geplant, Harry eine Ansage zu machen. Toll. Das hatte nicht geklappt.

"Liegt im Flur.", murrte der nur und stand auf.
Louis setzte sich auf den Klodeckel und notierte noch Seife und Klopapier in seiner Einkaufszettel-App.

Harry trocknete sich ab und putzte sich sogar noch die Zähne, bevor Louis ihm anordnete, ins Wohnzimmer zu gehen. Dort hatte der bereits das Warm-Kuscheltier, ein Schaf, unter die Decke gepackt, damit der Platz vorgewärmt war.

Harry schmiss sich kommentarlos auf das Sofa, auf dem Louis sogar die Kissen  aufgeschüttelt hatte.

Louis deckte Harry einfach zu und drückte ihm eine Tasse mit Suppe darin in die Hand. Einen Tee hatte er neben eine Packung Taschentücher auf den Tisch gelegt.

"Brauchst du sonst noch etwas?", fagte Louis dann einfach, weil eben keiner von ihnen sprach.
"Hm?"
"Brauchst du noch was?"
"Nein."
"Gut, ich gucke einfach Mal.", sprach Louis betont gut gelaunt und ging in den Flur, um sich die Schuhe anzuziehen. Harrys sehr nachdenklichen Blick, der ihm folgte, entging ihm dabei.

Na? Wie gefällt euch die Stimmung?
Bis dann.
Viele Grüße ^⁠_⁠^


Innocent - Wird fortgeführt auf StorybanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt