Teil 3- Nächtliche Begegnung

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Penelope Pov:

Inzwischen sind mehrere Stunden vergangen, in denen ich nur beim Bus warten konnte. Dieser bescheuerte Busfahrer hatte weder einen Ersatzreifen noch ein Handy, um jemanden anzurufen. Die anderen Passagiere sind auch nicht eine große Hilfe. Entweder sie stehen dumm herum oder schlafen im Bus. Seufzend beschließe ich zum Camp zu laufen. Es wird mich mehrere Stunden kosten, aber hier warten bringt auch nichts. Mit meinen Koffer im Schlepptau, mache ich mich auf den Weg. Nach ein paar Minuten bin ich außer Reichweite des Busses. Alles was ich jetzt noch sehe sind Felder, die schmale Straße und in der Ferne einzelne Bäume. Irgendwie habe ich mir meine Reise anders vorgestellt. Ich habe nichts gegen ein bisschen Action aber eine Wanderung steht eigentlich nicht auf meiner To-do Liste. Zu allem Überfluss bricht ein Rad von meinem Koffer ab. Fluchend ziehe ich meinen Koffer, nur mehr auf einem Rad, hinter mir her.

Zwei Stunden später sitze ich auf meinem Koffer am Rand der Straße, um einmal meine Füße auszuruhen. Verzweifelt schaue ich mich um, aber außer Felder kann ich nichts erkennen. Genau im selben Moment fängt meine Magen an zu knurren. Also öffne ich meinen Koffer, hole einen Müsliriegel, den ich mir gekauft habe bevor ich in den Bus eingestiegen bin, und beiße hinein. Wirklich besser ist es nicht als ich ihn aufgegessen habe, aber immerhin habe ich etwas im Magen. Frustriert trete ich einen Stein von mir weg. Langsam wird es schon dunkel und ich bin noch nicht mal im Wald. Hier draußen zu übernachten habe ich eigentlich nicht vor. Gerade will ich aufstehen als ich in der Ferne den Bus sehe. Schnell springe ich auf, schnappe meinen Koffer und renne auf die Straße. Mit meiner freien Hand winke ich wie verrückt und als der Bus tatsächlich anhält, muss ich einen Freudensprung unterdrücken. Schnell steige ich ein und will schon zu meinem Platz als der Busfahrer mich aufhält.

"Sie müssen zahlen"

"Hab ich doch schon"

"Zeigen sie mir das Ticket"

Das Ticket hatte ich vorher in meiner Tasche verstaut, aber als ich es herrausnehmen will muss ich feststellen, dass meine Tasche leer ist. So ein Mist! Kann der Tag eigentlich noch schlechter werden?!

"Ich muss es wohl verloren haben"

"Entweder Sie zeigen mir das Ticket oder Sie zahlen. Wenn sie nichts von beiden vorhaben, bitte ich Sie auszusteigen"

Seufzend gebe ich ihm das Geld und er drückt mir ein Ticket in die Hand. So ein verdammter Mistkerl! Er weiß doch noch genau, dass ich mitgefahren bin. Als an meinem vorherigen Sitz angekommen bin stöhne ich genervt auf. Dort auf dem Sitz liegt mein Ticket. Das Geld bekomme ich sicher nicht mehr zurück. Der Bus hat sich schon in Bewegung gesetzt und so setze ich mich schnell. Meinen Kopf lege ich erschöpft auf die Fensterscheibe und seufze einmal tief aus.

Ich schrecke auf als der Bus mit quitschenden Reifen zum stehen kommt. Verwirrt schaue ich auf die Uhr im Bus und muss feststellen, dass ich eine ganze Stunde geschlafen habe. Einige andere Passagiere reiben sich verschlafen die Augen. So langsam beginne ich an den Fahrkünsten des Busfahrers zu zweifeln. Doch da entdecke ich, zu meiner Freude, die Bushaltestelle an der ich aussteigen muss. Meine Freude verpufft förmlich, als ich sehe, dass es draußen stockdunkel ist. Also muss ich doch noch eine nächtliche Wanderund machen. Der Busfahrer macht eine Durchsage.

"Vorletzte Station. Nächster Halt..."

Ich höre ihm nicht mal mehr zu und kaum hat er seinen Satz beendet, schnappe ich meinen Koffer. Eilig verlasse ich den Bus und atme die nächtliche Waldluft ein. Außer mir ist nur ein älterer Herr ausgestiegen. Als der Bus sich wieder in Bewegung setzt, sieht dieser sich verwirrt um. Da ich langsam keine Lust mehr hatte, lasse ich ihn einfach stehen und beginne, querfeldein, durch den Wald zu laufen.

Ich irre hier schon mehrere Stunden herum. Meine Orientierung habe ich schon lange verloren. Außerdem friere ich. Selbst als ich meine Jacke, aus meinem Koffer, angezogen habe war es immer noch kalt. Verzweifelt und äußerst frustriert, lasse ich mich auf einen umgestürzten Baum fallen. Da fällt mein Blick auf einen Baum, etwa 50 Meter von mir entfernt. Irgendetwas ist anders an diesem Baum. Aber natürlich, Vater hat mir von ihm immer erzählt. Oder eher von ihr, Thalia. Thalia, Tochter des Zeus. Somit wäre sie meine Cousine. Bedächtig streiche ich mit meiner Hand über die raue Rinde des Baumes. Ein überwältigenes Gefühl durchströmt mich. Mein Blick wandert den Stamm hinauf. Doch plötzlich wird die wunderbare Stille durch ein Knacken hinter mir gestört. Sofort wirble ich herum. Vor mir steht eine Gruppe von Jugendlichen, angeführt von einem Jungen mit schwarzen Locken. Den Fakt, dass sie Speere und Schwerter auf mich richten, ignoriere ich eiskalt. Stadtdessen lächle ich erleichtert. Spätestens an den T- Shirts erkennt man, dass sie zum Camp Halfblood gehören.

"Eine wahre Freude euch zu sehen. Ich dachte schon ich muss hier übernachten"

Ein freudiges Lächeln schlich sich auf meine Lippen und ich schaue die Gruppe erwartungsvoll an. Der Junge mit den schwarzen Locken stauscht einen Blick mit einem anderen Jungen, mit rötlichen Locken, aus. Also anscheinend stehen die Jungs hier auf Locken. In der Gruppe entdecke ich noch weitere Jungs und Mädchen, aber eine Person sticht mir ins Auge. Er steht neben dem Jungen, mit den rötlichen Locken. Ein Satyr. Diese Lebewesen haben mich schon immer fasziniert und in der Hölle leben keine. Ich zucke zusammen als einer der Jungen anfängt zu sprechen.

"Wer bist du und vorallem was willst du?"

✧ You're a lie ✧/ABGEBROCHENWo Geschichten leben. Entdecke jetzt