Kapitel 3

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Einige Tage sind vergangen und heute war der Tag der Beerdigung. Mit einem schwarzen Kleid in der Hand stand ich vor meinem Ganzkörperspiegel und schaute mich an. Meine langen braunen Haare fielen in leichten Wellen über meine Schulten und meine grünen Augen starten mich traurig an. Wenn ich etwas hasste, dann waren es Beerdigungen. Jeder hatte Mitleid mit dir und will dir helfen. Dabei helfen sie nicht, indem sie uns sagen, wie leid es ihnen doch tut. Ich schaute nach draussen. Heute strahlte die Sonne vom Himmel herab, als ob meine Eltern uns einen schönen Tag bescheren wollten. Doch dies war kein schöner Tag. Plötzlich klopfte es an meine Zimmertür und ich hörte Mike dicht an die Türe sagen: «Kleines, wir müssen bald los. Bist du bereit?». «Ich komme gleich!». Langsam zog ich mein Kleid an und schlüpfte in meine schwarzen Absatzschuhe. Schnell sprühte ich noch mein Lieblingsparfüm auf, nahm meinen schwarzen Herbstmantel und meine Tasche und lief aus dem Zimmer. Unten im Gang angekommen, standen all meine Brüder da. Wenn es nicht für eine Beerdigung wäre, würde man glauben sie gingen auf einen Ball. Alle haben einen Smoking an und sahen einfach nur zum Anbeissen aus. Früher als ich noch Freundinnen hatte, musste ich immer mit ansehen, wie sie sich in meine Brüder verliebt haben und daraufhin nur mit mir nach draussen gingen, um ihnen näher zu kommen. Deswegen vertraute ich nun niemanden mehr. Doch das war mir egal, da ich lieber allein oder mit meinen Brüdern Zeit verbringen wollte. Wir liefen alle zusammen zu unserem Auto und fuhren Richtung Kirche. Meine Eltern hatten im Testament eine kleine Nachriecht hinterlassen, wie sie gerne beerdigt werden wollten. Deswegen haben wir die ganze Familie herfliegen lassen und werden in einer Zeremonie in der Kirche und danach auf dem Friedhof, Abschied von ihnen nehmen. Manche Familienmitglieder hatte ich Jahre lang nicht mehr gesehen und fand es nicht gerade großartig, sie auf so eine Art und Weise wieder zu sehen. Doch ich musste da durch, sowie auch meine Brüder, die auch nicht wirklich Lust darauf hatten. Ich schaute meinem Bruder über die Schulten, während er das Auto fuhr und bemerkte, dass er sehr angespannt war. Was war nur mit Mike los? War es wegen der Beerdigung und dem Abschied, oder gab es etwas, was er nicht sagen wollte? Eigentlich hatten wir untereinander keine Geheimnisse, doch so wie er das Lenkrad in den Händen hielt, konnte ich erkennen, dass er etwas vor uns verbergte.

Die Beerdigung verlief zum Glück ohne weitere Vorfälle oder Überraschungen und nun standen wir in einem Restaurant und assen eine Kleinigkeit. Ja genau, meine Eltern wollten das wir bei ihrer Beerdigung mit all unseren Familienmitgliedern Essen gehen. Vor mir stand gerade meine Grosstante Lucy, die mir gerade erzählte, dass ihre Katze Flowy heute Morgen erbrochen hatte, als mein Bruder Mike, gefolgt von Jake ein Glass in die Hand nahm und mit einem Messer ein Geräusch erzeugte, damit jeder auf sie aufmerksam wurden.
Ich schaute in die Richtung wo Luca und Kyle standen und setzte einen fragenden Blick auf. Doch auch sie waren verwirrt. «Liebe Familie. Wir möchten kurz ein paar Worte an euch richten. Könnten bitte Luca, Kyle und Mia zu uns kommen?», sagte Jake und schaute uns drei an. Wir liefen auf die zwei zu und stellten uns neben sie hin. Nun waren alle Blicke auf uns gerichtet und ich wurde nervös. Wieso hatten uns unsere Brüder nicht erzählt, dass sie einige Worte an unsere Familie richten wollten?
«Also...da wir nun alle hier sind, möchten wir euch etwas mitteilen. Als meine, ich meine unsere Eltern im Krankenhaus lagen, wusste ich, dass ich nun für meine Brüdern und meine Schwester sorgen muss. Mein Dad hat kurz vor dem Tod ein Dokument unterschrieben indem steht, dass ich nun Mia's und Kyle's Vormund bin. Meine Eltern hätten sich sehr gefreut euch alle wieder zu sehen und deswegen möchte ich heute ehrlich zu euch sein. Und auch zu meinen Geschwistern, die abgesehen von Jake noch nicht wissen, welche Entscheidung ich in diesen letzten Tagen getroffen habe. Als mein Dad wach war, sagte er mir etwas, was ich mir sehr zu Herzen nehmen möchte. Meine Geschwister und ich werden Morgen Mittag die Stadt verlassen und nach Miami umziehen. Dort gibt es ein Haus, was meine Eltern letztes Jahr gekauft haben, um in Miami Ferien zu machen. Nun werden wir Morgen dort hinziehen und das Haus hier verkaufen.». Er schaute uns an: «Es tut mir leid, dass ihr das so erfahren musstet, aber ich habe mich entschieden und die Entscheidung wird nicht diskutiert!». Man merkte, wie viel Angst Mike auf unsere Reaktionen hatte, doch wir starrten ihn nur an. Ich machte den ersten Schritt, lief au Mike zu und umarmte ihn. Natürlich war ich nicht gerade begeistern, dass er ohne uns entschieden hat, doch ich wusste, wie schwer es ihm fiel, hier weg zu gehen und an einem anderen Ort ein neues Leben anzufangen. Doch jeder im Raum wusste, es war nach diesem tragischen Erlebnis, das einzig richtige was wir machen können. Ein neuer Anfang wird uns allen guttun. Meine Brüder machten es mir gleich und umarmten uns. Nach dieser Ankündigung verlief der Abend ein bisschen anders als wir gedacht haben. Alle Familienmitglieder verstanden unsere Entscheidung und boten ihre Hilfe an. Doch Mike und Jake hatten schon an alles gedacht und eine Umzugsfirma organisiert. Langsam neigte sich der Abend zum Ende zu und meine Familie verabschiedete sich von uns. Als wir zurück zuhause waren, ging jeder in sein Zimmer und versuchte die Geschehnisse der letzten Tage zu verarbeiten. Als ich mich umgezogen hatte, lief ich aus meinem Zimmer Richtung Gartentüre, öffnete diese und lief nach draussen. Alles war so schön herbstlich und ich atmete die frische Luft ein. Es dämmerte und ich schaute in die Ferne. Was wird uns wohl in Miami erwarten? Werden wir dort Freunde finden? Meine Gedanken wurden von einer Hand auf meinen Schultern unterbrochen und ich schaute in die glassblauen Augen meines Bruders Luca. Luca schaute in die ferne und atmete langsam ein und aus. Als er mich anschaute konnte ich einzelne Tränen in seinen Augen entdecken und nahm ihn in meine Arme. Luca war der sensibelste unserer Gruppe. Er kann nicht mit solchen Gefühlen umgehen und wird schnell traurig. «Es wird alles gut werden, wir schaffen das. Zusammen!», sagte ich zu ihm und strich mit meiner Hand über seinen Rücken. Luca schaute mich an: «Danke kleines. Wir sollten langsam schlafen gehen. Morgen wird ein stressiger und spannender Tag.» Ich nickte und zusammen gingen wir zurück zum Haus. Einen letzten Blick in die ferne und mir wurde klar, dass ich diese Aussicht nie mehr so sehen werde, wie jetzt. Doch ich war bereit für einen neu Start.

Am Morgen um 09:00 Uhr waren wir alle dabei die Kisten in den Lastwagen zu packen und uns langsam von unserem Haus zu verabschieden. Einige Nachbarn kamen uns zur Hilfe und wir waren innerhalb von einigen Stunden bereit für die Abfahrt. Ein letztes Mal liefen wir durchs Haus, um ja nichts zu vergessen und sogen ein letztes Mal den Geruch vom alten Holz ein, den wir alle so liebten. Als Mike das Haus abschliesste und den Schlüssel der Maklerin gab, hielten wir uns alle an den Händen und standen vor dem Eingang. Wir schauten uns an und Kyle sagte etwas, was jeder von uns dachte: «Wir haben euch lieb, Mum und Dad!»

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