Ich setzte mich zusammen mit meiner Mum und meiner jüngeren Schwester Sara auf unsere Stammplätze. Jeden Sonntag wählten wir die gleichen Stühle aus. So wie auch die meisten der anderen über 150 aktiven Mitglieder unserer Kirche.
Ich sah mich um. Viele der Anwesenden standen noch in Grüppchen zusammen und unterhielten sich flüsternd. Durch das monotone Murmeln entstand ein angenehmes Surren im Raum. Unser Gemeindesaal war ziemlich groß, mit hohen Decken und modernen Buntglasfenstern.
Vorne im Saal war eine Bühne, dort standen das Rednerpult und der Flügel. Dahinter hing ein riesiges Kreuz an der Wand. Die Leinwand, auf die der Beamer gleich die Liedtexte zum gemeinsamen Singen werfen würde, war ebenfalls schon ausgefahren.
Dann fiel mein Blick auf Samuel beziehungsweise Sam, wie ihn alle nannten. Er war gerade dabei, etwas mit seinem Vater zu besprechen. Als Pastorensohn wurde Sam schon immer viel mit in den Gottesdienst einbezogen.
Wie immer war Sam schick angezogen. Das weiße Hemd steckte in der hellgrauen Anzughose. Der dunkelgraue Gürtel passte perfekt zu den Anzugschuhen im gleichen Farbton. Sogar das Band seiner Armbanduhr war darauf abgestimmt, bemerkte ich. Der braunhaarige 20-Jährige schaute nach oben zum Beamer und drückte auf eine Fernbedienung. Skeptisch kniff er die Augen zusammen. Vermutlich wollte die Technik mal wieder nicht - so wie gefühlt jeden Sonntag.
Doch dann erschien auf der Leinwand das blaue Logo des Beamers. Mit einem zufriedenen Lächeln im Gesicht legte Sam die Fernbedienung an ihren Platz beim Rednerpult. Sein Vater klopfte ihm auf die Schulter und schien sich bei ihm zu bedanken. Ich saß zu weit weg, um sie verstehen zu können. Dann trat unser Pastor an das Pult.
"Liebe Gemeinde, ich bitte euch, zur Ruhe zu kommen."
Das gleichmäßige Surren verstummte und auch die letzten Personen fanden zu ihrem Platz.
Sam saß inzwischen am Flügel. Die Noten des ersten Liedes ertönten und die Gemeindeglieder erhoben sich von ihren Plätzen. Den Blick auf die Leinwand gerichtet, sang ich die Sätze, die ich schon hunderte Male gesungen hatte und trotzdem immer noch nicht auswendig konnte. Im Gegensatz zu meiner Schwester, die mit geschlossenen Augen und voller Inbrunst das christliche Lied mitsang.
Nach einem Gebet und einem weiteren Lied teilten sich die Menschen in dem großen Saal in die Gesprächsgruppen ein. Bei uns in der Kirche war es üblich, dass sich die Gemeindeglieder über die Woche zu einem vorgegebenen Bibel-Thema vorbereiteten und sich dann während dem Gottesdienst in einer Gesprächsrunde dazu austauschten. Ziel sollte es sein, dass sich jeder privat mit der Bibel beschäftigte, aber dann auch von den Erfahrungen der anderen profitierte.
Während sich die Erwachsenen im Saal eine Gruppe suchten, gingen Sara und ich zu dem Raum unserer Jugendgruppe. Die Kinder- und Jugendgruppen waren nach Alter sortiert, damit die Themen dort altersgerecht bearbeitet werden konnten.
Gerade als ich unseren Raum betreten wollte, legte jemand seine Hand auf meine Schulter und hielt mich auf.
"Oh, hallo Sam", meinte ich schüchtern, als ich in die braunen Augen schaute.
"Hey Jona, na alles gut?" Ich nickte. "Ich hab mich gefragt: Du bist doch letzte Woche 18 geworden, oder? Das bedeutet, du kommst ab jetzt zu uns in die Gruppe." *
Unsicher schaute ich ihn an und dann in meinen Gruppenraum. Sara hatte sich schon neben ihre Freundin gesetzt und plauderte.
"Geht das denn einfach so?", fragte ich ihn.
Seine braunen Augen funkelten und er grinste mich an. "Na klar", und ohne meine Antwort abzuwarten, rief er in den Raum: "Beate?" Meine bisherige Gruppenleiterin drehte sich um und strahlte, als sie Sam entdeckte. "Ich würde Jona ab heute mit in unsere Gruppe nehmen."
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Masturbate, Pray, Repeat! [BxB]
RandomEine kurze Geschichte über Jona, seinen Glauben, sein erstes Mal und wie er wirklich zu sich fand. EW: explizite sexuelle Handlungen TW: Homophobie, religiöser Fanatismus Aufgrund der neuen Wattpad Richtlinien habe ich das Alter von Jona von 17 auf...