»Dafür brauchst du dich nicht zu entschuldigen, Liya. Ich habe dir meine Hilfe angeboten und zu meinem Wort stehe ich auch weiterhin. « Der Professor hielt intensiven Blickkontakt mit der Frau, die ihm gegenübersaß, und nahm einen kleinen Schluck aus seiner Kaffeetasse.
Liya konnte dem intensiven Blickkontakt nicht standhalten und senkte nach wenigen Sekunden ihren Blick, sodass sie auf ihren Teller starrte. »Stimmt, das hast du ... aber«, sie zögerte leicht, bevor sie wieder den Kopf hob, Tom wieder in die Augen sah und weitersprach: »Aber hättest du mir auch geholfen, wenn du gewusst hättest, worauf du dich einlässt?«
Tom hatte nur auf eine Frage dieser Art gewartet und sich diese auch im Stillen schon selbst gestellt. Dementsprechend schnell konnte er Liyas eine Antwort geben: »Letztendlich hätte ich so oder so gewusst, was er dir antut. Das weiß jeder, der dich für einige Zeit genauer beobachtet.« Er holte einmal tief Luft: »Und ganz ehrlich gesagt, glaube ich nicht, dass mein Verstand stärker gewesen wäre als mein Mitgefühl ...« Langsam legte der Professor die Stirn in Falten und griff zögerlich nach einem weiteren Brötchen aus dem Brotkorb. Er versuchte, Liyas Blick einzufangen, die starr auf ihren Teller blickte und ihr Frühstück kaum angerührt hatte.
»Ich weiß nicht, ob diese ganze Angelegenheit mir den Hals brechen wird, aber wenn das der Fall sein sollte, dann weiß ich wenigstens, dass du in Sicherheit bist, und das ist gerade das Wichtigste für mich. Einen Job kann man wechseln, Beziehungen kann man neu knüpfen ...«
Er verstummte, während Liya ihn sprachlos anstarrte und versuchte, seine Worte zu verarbeiten.
Hatte sie ihn richtig verstanden? Wie konnte er bitte ihr Wohlbefinden über sein eigenes zu stellen? Sie war schließlich nur eine seiner vielen Studentinnen. Er behandelte nicht alle auf diese Weise, also warum sie? Wie konnte jemand sie an die erste Stelle setzen, wenn sie es nicht mal selbst konnte?
Stumm starrte sie weiter auf ihren Teller, ohne auf Toms Worte einzugehen. Was hätte sie ihm auch sagen sollen? Dass der Selbsthass sie inzwischen fast vollständig aufgefressen hatte? Dass sie sich die Schuld an allem gab? Sie konnte sich Toms Reaktion auf diese Aussagen lebhaft vorstellen. Folglich hielt sie lieber den Mund und blickte erst wieder auf, als Tom sie erneut ansprach:
»Über was zerbrichst du dir gerade den Kopf? « Er hatte die Stille bereits treffend gedeutet. Geduldig fixierte er Liya mit dem Blick und faltete seine Hände auf dem Esstisch zusammen.
Ohne aufzuschauen, gab sie ihm diesmal eine Antwort: »Dass ich möglicherweise diejenige sein könnte, die dein gesamtes Leben zerstört, nur weil du mir hilfst ...« Sie holte tief Luft und blickte Tom dann mit einem gequälten Ausdruck in den Augen an. »Ich weiß, dass du dich freiwillig entschieden hast, mir zu helfen, aber noch ist es nicht zu spät, dich aus der ganzen Sache herauszuhalten ...« Flehend blickte sie nun ihren Professor an: »Bitte ... halte dich aus der Sache raus, solange du noch kannst. Ich komme schon allein zurecht ...« Sie glaubte sich kein Wort und auch Tom unterdrückte ein ungläubiges Schnauben.
Sie kam alles andere als gut zurecht. Niemand in ihrer Situation kam »gut« klar. Offensichtlich waren seine früheren Worte zu Liyas gegenwärtiger Lage noch nicht deutlich genug gewesen und sie gab sich weiterhin die Schuld.
»Ich sehe das anders... Wenn es mir das Genick bricht, dann ist das einzig und allein meine Schuld. Und außerdem ist es ohnehin längst zu spät dafür... Ich kann und werde mich nicht mehr anders entscheiden, Liya.« Ernst sah ihr in die Augen und strich sich währenddessen genervt eine kleine Haarsträhne hinter das Ohr. »Ich werde dich in dieser Situation nicht allein lassen. Wir stecken jetzt gemeinsam darin, und ich werde alles Notwendige tun, um dich zu beschützen. Ein so kleiner Wicht wie Jake macht mir keine Angst. Im Gegenteil, er tut mir leid, dass er so ein armer Tropf ist, dass er sich an dir vergreifen muss, nur weil du eine starke, intelligente und wunderschöne Frau bist. Er könnte dir nicht einmal das Wasser reichen, selbst wenn er es wollte! «
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Professor Hiddleston
FanfictionAls Liya nach den Semesterferien ins fünfte Semester ihres Studiums startet hätte sie nie gedacht, wie es sich entwickeln würde. Sie ist eine hervorragende Studentin aber der neue Literaturdozent Professor Hiddleston scheint ihren Traum vom 1,0 Absc...