21
Marion wartete zugedeckt von Wellen auf James am Strand. Die Sonne war schon sehr stark und es störte sie nicht einmal, so sehr wollte sie ihn sehen. Er liess ziemlich auf sich warten. Manchmal sass er schon vor ihr im Sand und konnte es kaum erwarten, dass sie endlich kam. Heute jedoch nahm er sich Zeit. Sie hatte Arroyo in den letzten drei Tagen nicht mehr gesehen. Es war normal für ihn, dass er ab und an verschwand, doch immer wieder kehrte er auf den nächsten Morgen zurück...
Endlich sah sie James, er tappte langsam und schwerfällig durch den Sand. Er hatte sie bemerkt, doch deswegen ging er keineswegs schneller. Er war sehr blass, sein braunes Haar war zerzaust und er hatte grosse Augenringe. Schweigend liess er sich zu Marion in den Sand sinken, liess sich aber nur zögernd von ihr küssen, löste sich sogleich von ihr.
„Marion", sagte er leise. Seine Stimme war rauher und heiserer als sonst. Besorgt musterte sie den Menschen.
„Ich kann das nicht weiterführen... Wir müssen das hier beenden, was auch immer das ist." Seine Stimme war leise und er schaute zur Seite, weil es ihm weh tat. Doch er träumte jede Nacht von Morven und Ava. Er wollte nicht, dass auch Marion und er in so eine Lage geraten würden.
„Was? Wieso denn?", fragte Marion leise und liess ihre Hand sinken, die seine Wange hatte streicheln wollen. Ihr violettes Haar schimmerte im hellen Licht, floss in die sachten Wellen hinein.
„Du bist nun mal ein Fischmädchen. Und ich ein Menschenjunge. Wir sollten diese Grenzen akzeptieren." Er hatte einen Kloss im Hals, deshalb brach er ab und verstummte.
„Nein, James!", flehte Marion aufgewühlt, als er aufstand und sich abwandte.
„Geh bitte nicht! Diese Grenzen existieren nicht!" Die scheue Marion hatte sich in James verliebt... Und genau jetzt verliess ersie.
Weinend blieb sie im Meer zurück, hilflos, keine Chance, ihm irgendwie nachzugehen. Er kehrte in seine Welt zurück ohne ihr eine Möglichkeit des Abschiedes zu gewähren.
Lange blieb sie an jenem Strand liegen und hoffte inständig, dass er zurück kehrte. Sie dachte sogar daran einfach liegen zu bleiben bis sie vertrocknete, doch sie kehrte dann trotzdem zurück ins dunkle kalte Meer, verletzt und einsamer als zuvor...
Es war Jack, der sie später am Tag informierte, was vorgefallen war. Sie trafen oft auf einem felsigen Vorsprung aufeinander, wo Jack vom Ufer hinschwamm um Ruhe zu finden – oder eben Marion. Als sie den Fels erblickte, war Jack schon da, als ob er auf sie gewartet hätte.
Blass und verweint tauchte sie still aus dem Wasser auf, stützte sich auf das Gestein auf. Jack beugte sich zu ihr runter.
„Marion."
Sie sagte nichts, sah an ihm vorbei.
Dann begann Jack zu erzählen.
Von ihrem Versuch, Mers Bestände mitzunehmen bis hin zu Ava und Maynard, die dazu stiessen. Er erzählte von den Elixieren, die sie ausprobieren mussten als Strafe und dass Morven es nicht überlebthatte. Er berichtete von Mers Konfessionen, dass sie Aileen zurück ins Meer gebracht hatte und dass die Geschichte, die im Umlauf war, nicht stimmte.
Es stürzte Marion in noch grössere Unglücklichkeit. Dass Morven tot war... Sie konnte es nicht fassen, wie war das nur möglich, diese Ungerechtigkeit! Als er den Teil über Aileen erzählte, wurde sie nervös.
„Ich weiss wo Aileen ist", sagte die Meerfrau schnell und Jack blickte sie verwundert an.
„Du kennst sie?", fragte er atemlos und Marion nickte lediglich.
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Cold Lung
FantasyVor seinem inneren Auge sah er Sand und Wasser, die sich entgegen stürzten und zu einer grossen Masse heranwuchsen, die ihn verschluckte. Dann fiel und fiel er, bis es zu einem sinken wurde. Er konnte nicht feststellen in welche Richtung er sank. Na...