DAS ist ein spezielles Kapitel.....
12
„Ich verstehe es nicht. Wie kann er einfach alles andere vergessen? Wie kann er mich einfach im Stich lassen?“ Arroyo klang verzweifelt und müde. Er lag auf einem hervorstehenden Stein und sonnte sich wie ein kaltblütiges Reptil – was er ja genaugenommen auch irgendwie war. Er streckte die Arme aus, fuhr sich durch das nasse schwarze Haar. Mit ganz hellen blauen Augen starrte er in die Sonne und es blendete ihn nicht einmal. Seine Augen konnten die Helligkeit nicht wirklich begreifen. Der junge Meerjungmann seufzte und stöhnte auf seinem Stein, während Marion ihn aus der Welle hinaus anblinzelte.
„Wieso müssen wir das hier besprechen? Ich kann die Sonne nicht ausstehen“, sagte sie hinter ihrem violetten Haar, doch Arroyo hörte nicht auf sie.
„Weisst du, das Mädchen von dem ich dir erzählt habe. Es ist entzückender als die Sonne.“ Er griff mit seinem bleichen kräftigen Arm nach dem Feuerball, der hoch im Himmel stand.
„Wieso beklagst du dich ständig – du bist genau wie Morven. Du liebst das Licht. Du liebst dieses Mädchen, du liebst die Oberfläche.“ Er wandte sich wütend zu ihr um und stiess sich von dem Stein zurück ins Wasser zu Marion, welche nur leicht zurück wich.
„Was sagst du da? Gar nicht wahr! Er wollte ein Teil vom Licht sein. Das ist was anderes“, erwiderte er rauh, doch Marion glaubte ihm nicht. Aus hellen türkisen Augen sah sie den jungen Mann an und tauchte dann ab. Die Sonne war ihr unerträglich.
Sie war eine der wenigen Meerjungmenschen, die das Licht nicht mochten. Sie liebte die dunkle Tiefe, die erdrückende Stille, die unten im Meer herrschte, das schwere Wasser und wie es sie erdrückte... Viele Fischmenschen waren fasziniert vom Licht; sahen sich entweder bestraft nicht ein Teil davon sein zu können oder fühlten sich ausgeschlossen. Daher mochten sie es, Menschen und andere menschlichen Gegenstände zu sich in die Tiefen zu nehmen. Kurz hatten sie dann das Licht bei sich. Nur schade war es immer, dass die Menschen so schnell ertranken.
Arroyo war einer der Fischmenschen, die ihre Droge darin sahen, Menschen zu schnappen und ihre Wärme bis auf ihren letzten Herzschlag an seiner Brust zu spüren.
Gleichzeitig aber verabscheute er die Menschen, die Erde und das Licht – genauso sehr wie es ihn danach verzehrte. Er war ein temperamentvoller und unberechenbarer Fischmensch und die meisten mieden ihn weil er im Umgang sehr schwer schien. Lediglich Morven und Marion wurden mit ihm fertig.
Marion verstand noch weniger, weshalb Morven an Land gegangen war.
Arroyo und sie schwammen zurück in die Tiefe, wo sie in kleinen schmucken Höhlen wohnten. Marion war sehr still und noch scheuer geworden, seit Morven gegangen war. Arroyo war sich sicher, dass sie Morven geliebt hatte.
Deshalb war ihr auch aufgefallen, dass er, bevor er endgültig an Land gegangen war, sich oft ans Ufer herangetraut hatte um nach diesem gewissen Mädchen Ausschau zu halten.
„Meinst du es ist wegen dem Mädchen?“, hatte sie Arroyo vor ein paar Tagen mal gefragt und Arroyo hatte ihr die Wahrheit vorenthalten wollen, dann aber doch genickt.
Marion hatte sich darauf in die nächste Welle gestürzt und war für einige Tage verschwunden gewesen.
Wenn es ihr schlecht ging, flüchtete sie sich in die tiefsten Tiefen, erst wenn sie Kopfschmerzen vom hohen Wasserdruck bekam, machte sie halt und verweilte da, in beweglosen tiefschwarzen Gewässer, wo sie nicht mal ihre eigene Hand vor dem Gesicht sehen konnte und das obwohl Fischmenschen im dunkeln besser sehen konnten, als normale Menschen.
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Cold Lung
FantasyVor seinem inneren Auge sah er Sand und Wasser, die sich entgegen stürzten und zu einer grossen Masse heranwuchsen, die ihn verschluckte. Dann fiel und fiel er, bis es zu einem sinken wurde. Er konnte nicht feststellen in welche Richtung er sank. Na...