1. Unschönes Erwachen

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Langsam öffnete ich meine Augen und blinzelte dem Sonnenlicht entgegen. Mein Körper fühlte sich schwach an und ich benötigte all meine Kraft um mich aufzurichten. Ich sah mich zu erst um und stellte fest, dass ich an einem weißen Sandstrand lag und die Sonne schon langsam begann unter zu gehen. Meine langen braunen Haare waren vom Meerwasser und dem Sand verklebt und wäre das nicht genug, saß ich dort nackt! Das einzige was ich trug, war ein goldenes Armkättchen am linken Handgelenk. Was mir jedoch mehr Angst machte war, dass meine Erinnerungen komplett verschwommen waren. Ich konnte mich nur an meinen Namen erinnern, Stella.

Ich war noch zu erschöpft um mich aufzustellen, da sah ich schon drei Passanten zu mir laufen. Einer versuchte beim rennen verzweifelt in sein Telefon zu tippen, um sehr wahrscheinlich den Rettungswagen zu rufen. Noch bevor sie bei mir ankamen, wusste ich jedoch, dass etwas mit mir nicht stimmte. Mir überkam ein Verlangen, ich deklarierte es als Hunger und je näher mir die drei kamen, desto größer wurde er. Was war nur los mit mir? Ich versuchte mich zusammen zu reißen und guckte auf dem Boden, um mich zu konzentrieren. Als die Personen mich erreicht haben, hörte ich nur ihre verschwommenen Stimmen, die auf mich einredeten. Ich vergrub meine Hände in den Sand und versuchte meinem Verlangen nicht nachzugeben.

Eine Weile lang konnte ich mich zusammenreißen, bis einer den Fehler machte und meine Schulter leicht berührte. Bei dieser Berührung spürte ich das Blut durch seine Adern fließen und sein Herz erhöht schlagen. Mein Kopf war aus und mein Körper bewegte sich von alleine. Ich griff augenblicklich nach seinem Arm und stürzte mich auf ihn, was ihn zu Boden riss. Ich schrie mich in Gedanken an, doch bevor mein Körper reagieren konnte, hatte ich auch schon meine Zähne in seinen Arm gebohrt. Warmes Blut floss durch meine Kehle und ließ meinen Körper beben. Ich merkte, wie mir das Blut Kraft gab. Als der größte Hunger gestillt wurde, befreite ich mich von ihm und rannte weg. Habe ich ihn etwa getötet..?

Ich wollte so schnell wie möglich der Situation entfliehen. Nachdem ich den Strand verlassen hatte, lief ich von einer auf die andere Straße und die Gebäude an denen ich vorbei rannte nahm ich kaum war. Die Gedanken schossen mir durch den Kopf, bis ich weit entfernt eine Gasse entdeckte ohne Menschen in der Nähe. Die wenigen Personen die mir entgegenkamen schrien und rannten vor mir weg. Ich konnte es ihnen aber auch nicht verübeln. Ich war nackt und Blut verströmt. In der Gasse angekommen, musste ich erstmal Luft holen. Zum Glück gab es dort eine Altkleidertonne, in der ich mir die besten Klamotten rausgesucht hatte die ich finden konnte. Ein zu großes blaues T-shirt (wahrscheinlich von einem Mann) mit Flecken drauf, die ich nicht identifizieren konnte, ein schwarzes Sweatshirt mit Kapuze und blaue Shorts, die mir bis zu den Knien reichte.

Es schien die letzten Tage geregnet zu haben, da sich neben der Tonne eine kleine Regenpfütze abbildete. Ich sah mir mein Spiegelbild darin an und mir schossen die Tränen in die Augen. Mein ganzes Gesicht war blutüberströmt und meine braunen Augen sahen müde aus. Ich versuchte so gut es geht mir das Blut aus dem Gesicht zu waschen, konnte es aber nicht komplett entfernen. Erschöpft lehnte ich mich an der Altkleidertonne an. Was war nur los mit mir? Ich hatte einen Menschen verletzt und das schlimmste daran war, ich genoss es sein Blut zu trinken. Ich fühlte mich nach dem trinken unendlich stark und voller Lebensenergie, obwohl mir eigentlich schlecht sein müsste.

Noch bevor ich das Geschehene richtig verarbeiten konnte, fiel mir auf, dass meine goldene Armkette leicht glimmerte. Seit wann war das so? Mir kam es bekannt vor, konnte es aber nicht richtig zuordnen. Das leuchten strahlte eine Wärme aus und ich musste wissen was dahinter steckte. Ohne weiter drüber nachzudenken, verließ ich die Gasse und folgte dem Armband, das mich anscheinend irgendwo hinzuführen schien.

Licht im Schatten der VergessenheitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt