7. Zeitwächter

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Wir folgten den leuchtenden Steinen immer tiefer in die Höhle und der Höhleneingang wurde hinter unseren Rücken immer kleiner. Wir hatten kaum ein Zeitgefühl in der Höhle. Wie lange waren wir schon hier drinnen? Eine halbe Stunde? 3 Stunden? Ich konnte die Frage nicht beantworten. Je tiefer wir aber hineinliefen, desto stärker hatte ich das Gefühl nicht alleine zu sein. Vielleicht bildete ich es mir ein aber ich hörte Geflüster und machte mich auf einen Angriff bereit. Ich erinnerte mich daran, dass die alte Dame was von Zeitwächtern erzählt hatte. Noch bevor ich Jake sagen konnte, dass er auf der Hut sein sollte waren wir schon von ihnen umzingelt. Es waren riesige Skorpione, deren Panzer aus den leuchtenden Steinen bestand. Sie hatten lange Schwänze mit Stacheln die ebenfalls spitz mit Steinen besetzt waren. Ich konnte drei Zeitwächter erkennen aber auch nur sehr schwer, durch die Dunkelheit und da sie mit den leuchtenden Steinen im Hintergrund verschwammen. Darum konnte wir sie also vorher nicht erkennen.

Jake und ich standen mit den Rücken zueinander und machten uns bereit. „Bleib in meiner Nähe" flüsterte Jake „Je weiter wir uns voneinander entfernen desto schwächer leuchten unsere Armketten und wir sehen weniger. Diese Kreaturen haben sich wahrscheinlich schon an die Dunkelheit hier gewöhnt". Ich antwortete mit einem leisen ok und da griff uns der erste Skorpion schon an. Ich war schnell und konnte ohne Probleme ausweichen. Jake war es nicht. Der Skorpion steuerte genau auf ihn zu und ich war schon zu weit entfernt um eingreifen zu können. Jake sah ihm direkt in die Augen und sobald er in Reichweite war, griff er unter den Körper des Zeitwächters und schleuderte ihn gegen die Wand. Ich sah ihn verdutzt an. Jetzt wusste sich was seine Fähigkeit war. Ich hielt kurz inne da ich den Geruch von Blut war nahm. Ich sah Jakes Hände die eingeschnitten worden sind von den scharfen Steinen des Skorpions. Er deutete mir mit einem nicken, dass es ihm gut ging aber ich konnte an seinem Gesichtsausdruck erkennen, dass er Schmerzen hatte. Ich rannte mit übermenschlicher Geschwindigkeit zu ihm hin. „Lass sie zu uns kommen," flüsterte Jake, während er versuchte, das Blut an seinen Händen zu ignorieren. „Wir nutzen ihre Größe gegen sie." Ich nickte und all meine Sinne waren aufs höchste geschärft. Auch ich musste das Blut von Jake ignorieren aber aus einem anderen Grund als er.

Es kamen nun die anderen beiden Zeitwächter zu uns gelaufen. Ich stellte mich vor Jake da ich deren Angriffe leichter ausweichen konnte. Jedes Mal, wenn ein Skorpion mit seinem stachelbesetzten Schwanz nach mir schnappte, wich ich geschickt aus und lockte die Kreatur in Jakes Reichweite. Jake packte den nächsten Zeitwächter und schleuderte ihn gegen seinen Artgenossen. Der Sand unter unseren Füßen wirbelte bei dem Aufprall auf und ich schrie „Jetzt, zusammen!". Ich sprintete zu den drei Zeitwächtern die auf den Boden lagen und zielte auf die verwundbarste Stelle, die Gelenke an den Beinen. Mit präzisen Tritten und Schlägen brachte ich einen nach dem anderen zu Fall, während Jake die Kreaturen festhielt oder ablenkte.

Als sie sich nicht mehr bewegten ließen wir uns erschöpft aber erleichtert in den Sand fallen „Das war knapp," stöhnte ich, während ich versuchte wieder einen klaren Kopf zu bekommen. Ich sah zu Jake, dessen Hände blutüberströmt war. Er hatte uns in der Situation regelrecht den arsch gerettet indem er die Zeitwächter mit bloßen Händen festhielt. Jake nickte, immer noch den Schmerz in seinen Händen spürend „Gut gemacht," sagte er mit einem schwachen Lächeln. Mein Blutdurst war zum Glück noch nicht so stark, dass ich mich auf ihn stürzen müsste. Ich zog meine schwarze Sweatshirtjacke aus und nahm einen der spitzen leuchtenden Steine vom Boden. Ich zerschnitt zwei Fetzen aus meiner Jacke und verarztete Jakes Hände damit. „Danke" murmelte er. „Jetzt lass uns dieses Zeitsandkorn finden und hier rauskommen."

Nach einer kurzen Pausen rafften wir uns auf und gingen tiefer in die Höhle. Nach einer gefühlten Ewigkeit des gerade auslaufens fanden wir schließlich tief in der Höhle einen Raum der mit so vielen leuchtenden Steinen beleuchtet war, dass es den ganzen Raum erhellte. In der Mitte des Raumes sahen wir es dann endlich. Ein einzelnes glitzerndes Sandkorn schwebte über einer Art Podest aus Kristallen in der Luft.

Wir näherten uns dem Zeitsandkorn langsam bis wir genau vor ihm standen. Es pulsierte mit einer Energie, die so alt war wie die Zeit selbst. Jake und ich schauten uns an und keiner traute sich auch nur ein Wort zu sagen. Aber es brachte auch nichts, weiter Zeit verstreichen zu lassen, weshalb ich mir einen Ruck gab und vorsichtig nach dem Zeitsandkorn griff. Das pulsieren hörte nach meiner Berührung auf. Stattdessen begann die ganze Höhle zu beben und einige Kristalle an der Decke schossen wie Pfeile auf den Boden. Uns blieb nicht viel Zeit bis die Höhle ganz einstürzen würde, also rannten wir los.

Licht im Schatten der VergessenheitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt