4. Nahrungssuche

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Wir gingen immer tiefer in den Wald. Es war friedlich und ich konnte lediglich einige Vögel zwischen den Bäumen zwitschern hören. Jake ging vor und ich starrte auf seinen Hinterkopf. In meinen Gedanken versunken wie wohl die Zukunft aussehen würde fragte er plötzlich „Ich kann spüren wie du mich anstarrst. Wenn du mich etwas fragen möchtest dann nur zu" Zögernd antwortete ich „Denkst du wir können der alten Dame vertrauen?" „Wir haben nicht wirklich eine andere Wahl. Sie ist der einzige Anhaltspunkt von dem wir erfahren können was mit uns passiert ist. Und ich hatte nicht vor auf Blut angewiesen zu sein mein leben lang". Ich wusste nicht was ich darauf antworten oder was ich denken sollte. Ich hoffte nur so schnell wie möglich meine Erinnerungen zurückzuerhalten um herauszufinden wer ich bin. Wir gingen eine Weile lang so weiter und ich überließ Jake die Führung, sodass ich weiter in meinen Gedanken bleiben konnte.

„Ruhig" flüsterte Jake plötzlich und hielt seinen Arm ausgestreckt um mich zum stehen zu animieren. Ich blieb hinter ihm stehen und sah wie vor uns neben einem Baum gehockt ein Hase saß. Bei dem Gedanken gleich Blut zu trinken merkte ich, wie sich meine Sinne schärften und ich die Umgebung um mich rum detaillierter sehen konnte. Ich versuchte mich zurückzuhalten und überließ Jake den vortritt. Er hatte schon länger als ich nichts mehr gegessen und ich merkte, dass er immer unruhiger wurde. Noch bevor der Hase überhaupt regieren konnte, hatte Jake ihn schon mit einer übermenschliche Geschwindigkeit gepackt  und biss mit gierigen Augen in das Fleisch. Das Bild vor mir war so absurd aber ich hatte keine Zeit das gesehene zu verarbeiten. Als ich das Blut über Jakes Hand laufen sah, verstärkte sich mein Hunger. Ich wollte ihm den Hasen aus den Händen reißen, aber mir gelang es mit all meiner Willenskraft dagegen anzukämpfen. Nach einigen Sekunden trennte er sich davon und reichte mir das Fleisch. Ich wollte erst, dass er sich satt isst aber beim näherreichen des Blutes konnte ich mich nicht zurückhalten. Ich riss es ihm schon fast aus den Händen und saugte den Hasen leer. Ich fühlte wie meine Kraft zurückkam und ich mich besser fühlte. Auch Jake sah viel besser aus. Seine braunen Augen leuchteten in der Morgensonne und man konnte ihm seine weichende Anspannung ansehen. Wir wussten aber beide, dass dieser kleine Hase nicht für uns reichen würde. Wir gingen also tiefer in den Wald um weiter zu jagen.

„Komisches Gefühl..." fing Jake an. „Plötzlich Blut trinken zu müssen... aber ich fühle mich jetzt viel besser. Wie siehts bei dir aus?" Ich ging diesmal neben ihn und antwortete „Wohl bei dem Gedanken fühle ich mich nicht. Aber ich will auf keinen Fall nochmals einen Menschen verletzen." „Keine Sorge. Wenn wir zusammen bleiben können wir uns gegenseitig vor Dummheiten stoppen. Den nächsten darfst du dir schnappen" Ich konnte sein Gesicht nicht sehen, hatte aber das Gefühl, dass er lächelte. Es beruhigte mich zu wissen, nicht alleine mit der Situation zu sein. Auch wenn alles keinen Sinn ergibt, fühlte es sich so natürlich an bei ihm zu sein. Wir versuchten bei der weiteren Essenssuche small talk zu halten was uns aber nicht so gut geling. Wenn man sich selbst nicht kennt, ist es schwer sich näher zu kommen und von sich zu erzählen. 

Wir fanden auf unserer Nahrungssuche hauptsächlich Hasen, Eichhörnchen und Mäuse. Dadurch, dass die Tiere so klein waren mussten wir mehrere fangen um uns satt zu essen. Je mehr Blut wir jedoch tranken, desto geschärfter waren unsere Sinne und es viel uns immer leichter Beute zu finden. Nachdem der größte Hunger gestillt worden war, wurde das Jagen immer amüsanter. Wir wechselten uns ab und ich fing an Spaß zu bekommen. Auch Jake lachte mehr und auf einmal wollte ich die Zeit anhalten. Das Gefühl zu bekommen stark und unsterblich zu sein im Blutrausch machte mir auf einer Weise Angst aber in dem Moment mit Jake konnte ich nur Glück empfinden. Solch ein Ereignis mit jemanden teilen zu können war das beste Gefühl. 

Nachdem wir beide satt waren gingen wir den langen Weg zurück zu der Hütte der alten Dame. Wir mussten uns der Tatsache stellen, dass trotz der übermenschlichen Kräfte die Tochter der alten Dame, Viola,  an dem Virus der in uns wohnt verstorben ist. Sobald wir mit der alten Dame sprechen würden, würde sie uns erzählen welche Zutat für das Heilmittel noch fehlen würde und ich hatte das Gefühl, dass es nicht so einfach war es aufzutreiben. 

Licht im Schatten der VergessenheitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt