Der Start in ein neues Leben

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Heute ist der 02.05.2015, wie schnell die Zeit vergeht, vor einem Jahr, saß ich noch mit meiner Familie im Garten und ich fühlte mich so glücklich und geborgen und heute war wieder so ein Tag, der mich erneut viele Nerven gekostet hat. Ich bin Liz und ich bin 15 Jahre alt und wohne nun alleine mit meinem Vater in Kupferberg, einem kleinen Dorf in Bayern.

Ich verlor, genau heute vor einem Jahr, meine Mutter bei einem tragischen Unfall, bei dem ich nur knapp überlebte. Seit diesem Tag schlafe ich keine Nacht mehr durch, es gibt auch keine Nacht ohne Alpträume und Ängste, ich bin zwar noch hier, aber wirklich leben tue ich nicht mehr. Ich finde einfach nicht mehr in mein Leben zurück. Sie fehlt mir so sehr, warum musste sie aus dem Leben gerissen werden? Warum nicht ich? Sie war einer der lebensfreudigsten Menschen, die ich kannte, im Gegensatz zu mir, ich hatte keine Freunde in unserem Dorf, selbst in der Schule war ich regelmäßig allein und wurde nur gemobbt. Ich kenne das Gefühl von Geborgenheit, Nähe und Vertrauen nicht. Hobbys habe ich auch keine, ich war zwar  schon immer Fußballfan, aber hier in der Nähe hatte ich nie die Gelegenheit in einem Verein zu spielen, hier gab es nur Ballettschulen und so einen Mist. Aber nein, sowas passte ganz und garnicht zu mir.

Ich lieg den ganzen Tag nur zuhause im Bett, mache Hausaufgaben und ja.. das wars eigentlich. Mein Leben besteht aus dem Aufwachen und dem Schlafen. Ich liebe es zu Schlafen, wie blöd das auch klingt, aber man spürt den Schmerz nicht, den man in sich trägt, man spürt garnichts. Und jeden Morgen wenn ich die Augen öffne, fragte ich mich wofür es sich eigentlich lohnt noch aufzustehen und weiter zu leben. Es gibt keinen Sinn mehr für mich. Ich kämpfe täglich nur für meinen Vater, ich meine ich könnte ihn nicht einfach so alleine lassen, aber vielleicht finde auch ich eines Tages noch einen Menschen, für den es sich noch mehr lohnt, das Leben nicht einfach hinzuschmeißen. 

Seit dem Tod meiner Mutter, habe ich ein besseres Verhältnis zu meinem Vater aufgebaut, voher waren wir eher wie Feuer und Wasser. Ich habe ihn gehasst, ich weiß nichtmal warum, aber er hatte immer so eine Art, die mich extrem aggressiv gemacht hatte.  Nun haben wir beide uns dafür entschieden, naja eigentlich hat mein Vater sich dafür entschieden, ein neues Kapitel anzufangen und da mein Vater ein Jobangebot aus Gelsenkirchen angeboten wurde, ergab sich die Möglichkeit, in dieser Stadt, welche für mich noch relativ unbekannt war, ein neues Leben anzufangen und vielleicht auch alles ein bisschen hinter uns zu lassen. Ich habe schonmal von der Stadt gehört, aber wie es da nun aussieht und was dort auf mich zukommt war mir sehr ungewiss.

Ja, und heute war der Tag gekommen, an dem ich alle meine Sachen packen musste. ich schaute ein letzes Mal in mein leeres, weißes Zimmer. Es schien so farblos und genau so fühlte ich mich auch. Ich stand am Türrahmen meines Zimmers und schaute durch mein Fenster, an dem mittlerweile nichtmal mehr meine Gardine hing. 

Ich starrte einfach nur durch und fing an vor mir her zu nuscheln "Mama, ich hoffe du hörst mich", dabei senkte sich mein Blick immer weiter Richtung Himmel, der von vielen grauen Wolken bedeckt wurde, "es tut mir so leid, dass ich deinen ganzen Stolz nun verlasse, aber glaub mir, es ist das Beste für mich".

Als ich den Satz beendet hatte brach ich, wie immer wenn ich zu ihr redete, in Tränen aus. Das Haus hatte sie von meiner Oma geerbt, es hat ihr wirklich viel bedeutet. Es hat einen dunklen Klinker, ein schwarzes Dach und eine knallrote Haustür machte dieses Haus so besonders. Irgendwie war es anders als die Häuser in meiner Gegend. Ich bin hier großgeworden, geboren bin ich irgendwo in Bochum, aber daran kann ich mich nichtmehr erinnern, ich meine, wie denn auch? Als ich 2 Jahre war, zog meine komplette Familie nach Bayern.

Das Grab meiner Mutter befindet sich direkt neben unserem Haus, auf einem großen Friedhof, an dem ich jeden Morgen auf dem Weg zur Schule einen Halt machte.


Ganz in meinen Gedanken vertieft hörte ich meinen Vater im Hintergrund "Liz, beweg deinen Hintern, ich fahr sonst auch ohne dich" rufen.

Ich wusste nicht ob ich schmunzeln oder weinen sollte, ich liebe meinen Vater für seinen Humor aber das war gerade nicht der richtige Zeitpunkt ein Lächeln aufzusetzen. Ohne eine Antwort, griff ich nach meinem letzen Umzugskarton und ging stumm die Treppe zum Hausflur hinunter, dabei wischte ich mir noch schnell eine Träne aus dem Gesicht, da ich nicht wollte dass mein Vater sieht wie schwach ich manchmal sein kann. Es fiel mir schwer, das Erbstück meiner Mutter einfach so hinter mich zu lassen. Als ich das letze Mal ein Schritt durch die Tür machte, griff ich nach meinem Magen, er tat aufeinmal so stechend weh und mir ging es sehr komisch als ich das Haus verließ. Ich kann es nicht beschreiben.

Papa und ich packten die letzen Sachen in den Umzugswagen und wir liefen ein allerletzes Mal zum nahegelegenden Friedhof um meiner Mutter die letzen Worte zu widmen. Ich kann nicht beschreiben was dabei in mir abging, es war so ein starker Schmerz, am liebsten wäre ich einfach weggerannt, und nie wieder gekommen. In diesem Moment fühlte ich mich wieder so verloren, als ob dieses ganze Welt nur schwarz weiß wäre.

Mein Vater sah, wie erneut eine Träne auf den Boden tropfte, er nahm mich stark in den Arm. Das erste Mal hatte ich wieder das Gefühl, das ich gebraucht und geliebt werde. Dann aber wurden wir von dem plötzlichen Regenschauer gestört und ich merkte wie Papa den ersten Schritt Richtung Ausgang machte. Ich hätte meinetwegen noch den ganzen Tag hier verbringen können, ich liebte diesen Ort, dort fühlte ich mich immer so nah, nah zu meiner Mutter. Aber letzendlich entschied ich mich trotzdem mit ihm zu gehen, drehte mich aber auf dem Halben Weg nochmal um und meine letzen Worte waren "Mama, bitte vergiss mich nicht. Ich liebe dich"

Unter Tränen setzte ich mich in den rot/weißen Umzugswagen und Papa brachte den Wagen langsam zum Fahren. Ich schaute noch ein letzes Mal zurück aus dem von Regentropfen verdecktem Fenster. Oh Gott, allein dieser Gedanke Mama hier alleine zu lassen fraß mich auf. Ich steckte mir meine Kopfhörer in mein Ohr, drehte die Musik auf volle Lautstärke und ja, dann konnte die Reise in Richtung Neues Leben auch schon anfangen..



Ich weiß, der erste Teil ist noch nicht so informativ und auch nicht so spannend, aber ich würde mich trotzdem freuen wenn ihr weiter lesen würdet und mir Verbesserungsvorschläge und Ideen mitteilt, ich bin für alles offen. In dem nächsten Teil geht es dann erst richtig los und danke jetzt schonmal an alle die sich diesen Teil durchgelesen haben (falls es überhaupt jemand tut). Danke! Und ich weiß auch das ich sowas nicht so gut schreiben weder formulieren kann, aber es macht mir einfach Spaß also versuche ich es mal :-)

If your eyes could speak, what would they say?(Leon Goretzka FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt