Kapitel 6

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Auch die restlichen Tage der Woche verliefen ähnlich, ähnlich gut.
Die Nachmittage verbrachte ich mit meinen neu gewonnenen Freunden, sagen wir, Menschen die ich ziemlich mag und von denen ich mir vorstellen kann, dass sie Freunde werden könnten.
Angekommen in meinem Zimmer bekam ich einen Schreck, als ich auf die Uhr sah.
Es war bereits 16.30 Uhr! Um 18 Uhr werde ich abgeholt, da wir vor der Party noch eine Kleinigkeit essen wollen.
Scheiße. Vor der Party.
Ich hatte es völlig vergessen. Mein Puls stieß in die Höhe, Panik überfiel mich.
Doch wieso?
Es ist ja nicht meine erste Party.
Allerdings meine erst in den Staaten.
Mit Menschen, die ich gerade einmal 4 oder 5 Tage kenne.
Nach meiner ersten Woche an der Uni.
Ich will mir gar nicht ausmalen, was so passieren könnte.
Ich habe keine Lust innerhalb kurzer Zeit einen schlechten Ruf zu haben.
Nachdem ich geduscht hatte, zog ich mein neues, royalblaues Kleid, welches ich gestern gemeinsam mit Sophie gekauft hatte.
Es stand mir wunderbar und es war Liebe auf dem ersten Blick.
Meine langen, blonden Haare lockte ich, es waren große Wellen/Locken die ich auf eine Seite trug. Mein Make Up war stärker als sonst, aber immer noch natürlich.
Als Aurora sah, wie ich mich fertig machte, fragte sie: "Wo willst du hin?"
"Auf eine Party."
"Oha. Für mich sind solche Massenveranstaltungen bei der völlig betrunkene Menschen wie gestörte Pinguine ihre Ärsche aneinander reiben und mit Fremden rummachen nichts. Dennoch wünsche ich dir viel Spaß. Übertreib es nicht."
Ich wusste nicht, wie ich reagieren sollte. Ich sagte Danke und wartete darauf, dass es an der Tür klopft.
Lucas wollte mich abholen, damit wir gemeinsam zu den Autos gehen und alles besprechen, was auch immer mit letzterem gemeint ist.
Schon bald öffnete ich die Tür.
"Lucas!", begrüßte ich ihn freundlich.
Ich habe ihn wirklich ins Herz geschlossen, genau wie Nick und Sophie. Er ist stets lieb, seine offene und humorvolle Art sorgt dafür, dass ich mich nicht ganz wie die Neue fühle.
"Wow, Ellen. Du siehst einfach nur ... Äh.. mega toll aus. Also nicht falsch verstehen, du bist immer schön, doch heute... da fehlen einem die Worte."
"Süß! Kann ich nur zurück geben."
Es stimmte, er sah wirklich gut aus.
Wobei dies noch untertrieben ist, in meiner Heimat sahen die schönsten Jungs halb so gut aus wie er (und einige andere).
Um mich von Aurora zu verabschieden, ging ich einige Schritte auf sie zu.
Sie schloss mich herzlich in ihre Arme und flüsterte dabei in mein Ohr: "Welch ein Leckerbissen! Glaube mir, seinen Schwanz würde ich gerne betrachten dürfen. Halt dich ja ran. Sonst werde ich mich vergnügen. So im Sinne von Sexspielen, meine Mädels stehen auf Abwechslung."
Ihr teils alter, förmlicher Ausdruck gemischt mit so obszönen, direkten Wörtern irritiert mich. Zudem dachte ich, sie stände lediglich auf Frauen.
"Ehm... Ciao."
Lucas und ich gingen auf den Parkplatz.
Ein paar bekannte Gesichter lächelten uns bereits aus 20m Entfernung an.
Hendrik, Sophia, Adina, Yves und zwei neue Typen, Louis und Will.
"Ich würde sagen, Lucas und du kommen zu mir mit ins Auto. Vergesst nicht, hin und wieder auf euer Handy zu schauen, sagt Bescheid, ob ihr wieder mit auf den Campus wollt oder woanders pennt. Ich schätze mal zwischen 3 und 4 Uhr geht's zurück.", bestimmte Sophie.
Wir nickten.
"Das waren alle, oder?", fragte Adina.
"Ja, Deliah bleibt bei ihrem Freund und Nick... Nick kommt später. Er ist noch auf einer Familienfeier.", antwortete Louis, ein blondhaariger, symphatischer Mann.
"Ist Alec nicht dabei oder kommt er wieder zu spät?" scherzte ich.
Alle lachten. Er war immer der, der zu spät kam.
"Nö, aber wenn ihr weiter labert, kommen wir zu spät." er stieg aus seinem Auto.
Ich spürte, wie sich meine Wangen röteten.
Sophia stieg in Hendricks Auto, Lucas und ich hinterher.
Sein Auto war groß, ähnelte einem Jeep. Nach vorn setzte sich Adina.
Ich muss zugeben, es sahen alle, wirklich alle wunderschön aus.
Sophia's rotes Spitzenkleid passte gut zu ihrem brünetten, langen Haar.
Wir aßen in einer modernen, schicken aber dennoch bezahlbaren Bar und immer wieder erinnerte Hendrik daran das eine Base das A und O sei.
Er kommt mir immer mehr vor, wie der Anführer der Gruppe. Wobei dieser Begriff eher daneben ist, er ist nunmal verantwortungsvoll und optimal verplant.
Als wir den Club erreichten, fielen mir beinah die Augen raus.
Das was ein Club sein soll, erinnert mich an ein modernes Luxushotel.
Das Reinkommen war kein Problem, die Karten hatte, - wie konnte es auch anders sein- , Hendrik im voraus besorgt.
Drinnen wirkte es noch um einiges glamouröser als außen. Nicht vergleichbar zu den Schuppen, den bei uns Disko nennt.
Da Hendrik, Yves und Will älter als 21 sind, war das mit dem Alkohol kein Problem.
Ständig wurde ich angemacht, mal mehr oder weniger charmant, doch Adina meinte ich solle nicht drauf eingehen, es sei denn, er gefällt mir.
Auf verschiedenen Floors lief gute Musik, meist Deep House oder Drum and bass.
Anfangs blieben wir in der Nähe, doch nach etwa einer Stunde teilte sich das ganze auf.
Nach und nach stieg die Anzahl der betrunkenen.
Ich fühlte mich zwar gut, beließ es jedoch vorerst bei 3 Drinks.
Jeder von uns feierte völlig ausgelassen, doch dann kam plötzlich ein großer, gut riechender Typ auf mich zu.
Es war dunkel, das grelle, bunte Licht flackerte.
"Ellen... Du bist so hot."
Ich erkannte ihn an seiner Stimme, Alec.
Seine Pupillen waren geweitet, er wankte leicht.
Komplimente bekam ich des öfteren, doch seins verursachte eine Gänsehaut.
Ständig schwirrt er in meine Gedanken rum, ich sehe ihn vor mir. Sein Äußeres ist das, was ich als perfekt definieren würde.
Doch ich könnte mich nicht in ihn verlieben, mit jedem rede ich des öfteren. Doch er ist arrogant, oft still, wirft lediglich einen Spruch raus.
Doch er hat was, etwas, was mich bewegt.

Don't leaveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt