-1-

103 4 4
                                    

„Es ist sonderbar. Ein Gemisch aus Liebe und Schmerz. Ein Schock. Eine Angst, irgendwann etwas zu wissen, was man nie wissen wollte."

„Jack! Ich habe dir doch hundertmal gesagt, dass Pünktlichkeit bei uns oberste Priorität hat! Ist das denn so schwer zu verstehen? Anscheinend ja schon. Es ist nämlich Fünf Minuten nach 17 Uhr, deine Schicht hat vor Fünf Minuten begonnen und du bist noch nicht mal umgezogen! Jetzt schau nicht wie so ein verschrecktes Reh und überhaupt was stehst du noch hier? Hop hop die Arbeit ruft. Ich hab nicht vor dich fürs Rumstehen zu bezahlen!" Damit mein Chef mich nicht rauswirft bevor ich überhaupt richtig angefangen hab, machte ich mich lieber schnell auf in das Hinterzimmer um mir mein Hemd mit dem Logo des Cafés anzuziehen. Natürlich hätte ich versuchen können meinem Chef zu erklären, dass ich ja nichts dafür könne, wenn die Bahn zehn Minuten länger braucht als normal. Aber ich glaube dann könnte ich mich gleich wieder auf Jobsuche machen und das wollte ich mit allen möglichen Mitteln verhindern.

Bevor ich an die Arbeit ging warf ich noch schnell einen Blick in den Spiegel. Ein ungefähr 1,85 m großer, 17 jähriger Junge mit schwarzen, mittellangen Haaren, blauen Augen und eher dunklem Teint blickte mir entgegen. Alles ziemlich durchschnittlich meiner Meinung nach und auch mein Körperbau war nicht gerade außergewöhnlich. Dünn aber muskulös. „Jack! Wenn du nicht sofort kommst dann stecke ich dich zu dem Obst in den Smoothie Maker!", schrie mein langsam schon ziemlich wütender Chef. Da ich reichlich wenig Interesse daran hatte, später als Bananen-Mango-Jack-Smoothie beerdigt zu werden fuhr ich mir nur nochmal schnell durch die Haare und machte mich dann an die Arbeit.

Das Café in dem ich arbeitete lag mitten in der Stadt und war meist bis in die späten Abendstunden voll besetzt. Während ich gerade einen Tisch abräumte, betrat ein Mädchen das Café, die mir schon am Tag vorher aufgefallen war. Sie setzte sich an den selben Tisch in einer Ecke wie am Vortag und holte einen Collegeblock aus ihrer Tasche, den sie aufschlug und vor sich auf den Tisch legte. Während ich auf sie zu lief um ihre Bestellung aufzunehmen betrachtete ich sie näher. Ihre hellbraunen, brustlangen, glatten Haare fielen ihr vorne mit leichten Fransen ins Gesicht. Als ich an ihren Platz trat um sie zu fragen was ich ihr bringen sollte, lächelte sie schüchtern und ihre grün grauen Augen funkelten mich freundlich an. „Einen Mango Maracuja Smoothie bitte!" „Selbstverständlich", sagte ich und machte mich auf den Weg zum Tresen um ihre Bestellung weiterzugeben.

Später winkte sie mich zu sich um zu bezahlen. „3 Euro bitte!" , sagte ich während sie mich angrinste und sich sichtlich angestrengt ein lautes Lachen unterdrückte. Sie hielt mir ein paar Münzen hin und sagte „3 Fünfzig!"Glücklich über das Trinkgeld nahm ich das Geld entgegen, bedankte und verabschiedete mich von ihr und lief wieder in das Hinterzimmer um mich wieder umzuziehen, da meine Schicht zu Ende war. Auf dem Weg dorthin zog ich eine Augenbraue nach oben. „Was sie wohl so amüsiert hat?", fragte ich mich leise. Als ich an mir runter schaute wurde es mir klar und ich wäre am liebsten im Boden versunken. Meine schwarze Hose muss mir irgendwann während meiner Schicht gerissen sein und auf Grund der erhöhten Lautstärke habe ich nichts von einem Geräusch mitbekommen. An sich wäre das ja nicht so schlimm, wäre sie am Knie gerissen und nicht direkt am Schritt. Auch das ist an sich noch nicht das große Drama, zumindest wenn man eine schlichte Boxershort anhat aber ich hatte keine schlichte Boxerhort an! Ich hatte meine gelbe Boxershort mit den roten Rennautos drauf an. Na danke Mama. Hätte ich bloß nicht auf sie gehört. Diese Boxershort hatte ich nämlich vorletztes Weihnachten von meiner Oma bekommen und wollte sie eigentlich gleich wegschmeißen aber meine Mutter meinte, dass ich sie für den „Notfall" aufheben sollte. Naja, genau dieser „Notfall" war heute eingetreten als ich aus der Dusche stieg und außer dieser Unterhose keine andere mehr im Schrank lag und ich notgedrungen genau diese anziehen musste. Hat ja auch keiner ahnen können, dass ausgerechnet heute meine Hose reißt. Ich fragte mich wieso mir aber auch keiner etwas gesagt hatte. Eigentlich war mir das jetzt auch egal hauptsache ich kam so schnell wie möglich nach Hause. Da gab es aber ein kleines Problem, mit dieser zerrissenen Hose konnte ich nicht mehr mit der Bahn fahren sonst würde ich noch zur Lachnummer der ganzen Stadt werden. Ich sah schon die Schlagzeile vor mir: „17 jähriger mit Rennautounterhose gesichtet – Alkohol oder doch nur ein peinlicher Zufall?" Um dieser Schlagzeile zu entgehen rief ich wie ein sechsjähriger meine Mutter an damit sie mich abholen kommt. Als ich ihr schilderte was passiert war brach sie in schallendes Gelächter aus, versicherte mir aber, dass sie kommen würde um mich abzuholen. Nachdem ich aufgelegt hatte steckte ich mein Handy in die Hosentasche, setzte mich hin und dachte an das Mädchen mit den hellbraunen Haaren. Irgendetwas an ihr beschäftigte mich, ich wusste nur noch nicht so genau was.

Nach einer viertel Stunde kam meine Mutter und fing sofort wieder an zu lachen als sie meine zerrissene Hose sah. „Total lustig",murmelte ich genervt vor mich hin und drehte das Radio lauter. Während der Fahrt redeten wir wenig. Immer wieder versuchte Mama ein Gespräch anzufangen,aber ich blockte ab. Ich wollte nicht reden, viel zu oft schweiften meine Gedanken wieder zu dem Mädchen ab. Als sie mich anschaute passierte etwas mit meinem Herzen. Es fühlte sich an als ob ein Funken der Liebe die ich in mir trage auf sie übergesprungen ist. Aber das ist doch nicht möglich oder doch?


Soo, das war jetzt der erste Teil meiner Geschichte. Ich verspreche euch, dass es noch spannender wird und keine 08/15 Liebesgeschichte. Danke fürs Lesen! Über Votes und Verbesserungsvorschläge freue ich mich immer. Ich hoffe die nächsten Tage schon den nächsten Teil posten zu können!



Der Junge aus HeartlandWo Geschichten leben. Entdecke jetzt