Kapitel 2

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Jackson

„Warte, wen hast du für Freitag eingeladen? Schon mal daran gedacht, dass wir das in meiner Bude machen und nicht in deiner?", beschwerte sich mein bester Freund lautstark bei mir.
„Was hast du für ein Problem damit? Ich lade andauernd Leute zu dir nach Hause ein", lachte ich, während ich meinen Pizzakarton öffnete und mich auf Kunpimooks Sofa setzte. Dieser kniff die Augen zusammen: „Mark Tuan ist ein furchtbarer Spießer, ne Schwuchtel und total langweilig. Das Niveau meiner Party würde schlagartig sinken, sobald er den Raum betritt."
„Er ist schwul?", fragte ich überrascht nach.
„Das weiß doch jeder an der Schule", lachte der Thailänder.
„Daher kenne ich ihn!"
„Bezweifel ich. Du kennst ihn bestimmt wegen seiner Eltern."
„Seine Eltern?", wunderte ich mich.
„Ja, die sind übel reich, und er soll nach seinem Abschluss in die Firma integriert werden und sie eines Tages übernehmen. Aber das Verrückteste ist, der Typ ist bereits verlobt!"
„Verlobt?", wunderte ich mich und ließ mein Stück Pizza zurück in den Karton fallen, „Er ist doch erst 18?"
„Ich sag ja, die Familie ist crazy", lachte Kunpimook und rollte die Hälfte seiner Pizza auf, um sie dann so zu essen.
„Ist er mit einem Kerl verlobt?"
„Soweit ich weiß, ja, aber niemand weiß, ob das jemand von unserer Schule ist oder vielleicht schon irgendeine A- oder B- Prominenz."
„Krasser Shit", staunte ich und nahm mein Handy in die Hand, um Mark auf Instagram zu stalken.
Ich fand ihn auf der Seite auch recht schnell, da er für sein Profil keinen Phantasienamen verwendete, sondern ganz schlicht Mark_Tuan benutzte.
Er hatte zwanzig Bilder von sich veröffentlicht. Einige waren mit Yugyeom, auf anderen war nur er und seine Familie zu sehen. Das waren nicht die üblichen Sauf, Party oder Freizeitbilder, die ich von Gleichaltrigen gewohnt war. Das war schon fast ein Businessaccount, da Mark sich sehr förmlich auf seinen Fotos gab, oft einen Anzug oder elegante Kleidung trug oder es einfach nur Reisebilder mit schönem Hintergrund waren.
Meine Neugierde wuchs, denn ich wollte herausfinden wie der Jüngere wirklich tickte. Niemand konnte so ein vorbildlicher Musterschüler und Unschuldslamm sein. Jedenfalls nicht so, wie er es versuchte darzustellen.
„Wo ist der Haken bei dem Kerl?", fragte ich meinen besten Kumpel.
„Dass er ein steifer und langweiliger Typ ist."
„Naja, so tut er, aber niemand ist perfekt."
„Wieso interessiert es dich?"
„Langeweile", meinte ich und scrollte weiter durch seine Bilder. Dabei checkte ich seine Profilbeschreibung ab, die leider nur wenig hergab:

18 y.o. // Amerikaner// Musik// Work Hard Play Hard

Kunpimook nahm seine Pizza und setzte sich neben mich. Er blickte auf mein Smartphone und schüttelte den Kopf: „Du machst alles aus einem Grund, Jackson."
„Ich bin nur interessiert."
„Du bist neugierig, wie es mit einem Jungen ist", grinste der Thailänder breit und boxte mich gegen die Schulter. Dann wurde sein Gesicht ernst: „Aber der eigentliche Grund, wieso du dich ablenken willst, ist sie. Habe ich nicht Recht?"
„Natürlich hat meine Ex, die mich monatelang hintergangen hat, etwas mit meinem derzeitigen Gemütszustand zu tun", verdrehte ich die Augen und war wütend, dieses Thema schon wieder ansprechen zu müssen. „Und meine Situation zuhause nervt mich, aber es gibt Dinge, die kann man nicht ändern."
„Heul doch leise, Jackson. Wir alle haben unsere Probleme, ich habe nur keine Lust, dass du uns noch mehr an Land ziehst, wenn du etwas mit einen reichen Schnösel anfängst, der komplett von seinen Eltern gesteuert wird. Besonders, wenn du gar nicht weißt, ob du auf Typen stehst oder nicht."
„Ich habe keine Angst vor Geld."
„Solltest du aber, denn die Reichen haben Macht", sagte der Jüngere mit Nachdruck und schlug mir mein Handy aus der Hand. Ich sah ihn genervt an, doch Kunpimook schüttelte nur den Kopf: „Lass es sein. Du hast ein gebrochenes Herz und weißt nicht, in welcher Liga Mark spielt."
„Na, unter mir!"
„Das meine ich nicht. Ich denke eher, dass da mehr ist, wenn man in dem Alter schon verlobt ist. Tob dich mit weniger mysteriösen Typen aus und probier es, wenn du es nicht lassen kannst."
„Aber das Mysteriöse macht ihn doch gerade erst interessant", grinste ich breit, stand auf und sammelte mein Handy auf. Anschließend klaute ich dem Thailänder das letzte Stück seiner Pizza und stopfte es mir in den Mund.
„Bastard", grinste er breit und schmiss den Karton weg.

Zwischen Liebe und Lügen - Die VerlobungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt