Mark
Unglaube.
Ablehnung.
Zorn.
Verhandlung.
Depressionen.
Akzeptanz.Wieder einmal durchlebte ich alle 6 Phasen nach dem Weckerklingeln, bis ich endlich meinen Hintern aus dem Bett bewegen konnte. Heute waren die ersten 5 Phasen besonders schrecklich. Es war Mittwoch und somit stand das abendliche Treffen von meiner Familie und seiner Familie an. Ein Treffen, auf das ich auch ohne weiteres verzichten könnte....
Ich schleppte mich in mein Badezimmer, machte mich dort für den Tag fertig und zog mir frische Kleidung an. Es waren heute die neuste Jeansjacke von Tommy Hilfiger, darunter ein schwarzes Langarmshirt und eine schwarze Jeans. Dazu entschied ich mich für weiße Schuhe von Adidas.
So schritt ich langsam in die Küche hinunter, wo meine Eltern und Pia bereits am Frühstücken waren.
„Du hast heute aber sehr lange gebraucht", begrüßte mich meine Mutter lächelnd. Ich zog meine Jacke aus, hing sie über die Lehne meines Stuhls und lächelte nur knapp, ehe ich mich setzte.
„Du siehst aus, als möchtest du zu einer Beerdigung", kommentierte Dad nun mein fast schwarzes Outfit. Gerne hätte ich geäußert, dass es mir auch so vorkam, als würde ich auf mein Begräbnis gehen, aber das würde nur unnötigen Ärger triggern. Ärger, den ich mir seit der Party nicht erlauben durfte.
„Später ziehe ich mir etwas anderes an", versprach ich somit lediglich. Ich fürchtete immer noch ein erneutes Ausrasten von meinem Dad, wie am Samstag in der Früh. So lange wie an diesem Morgen war ich noch nie angeschrien und sogar beleidigt worden.
Dass sich mein Eltern sorgten, zumal ich nicht oft so lange nachts weg war, konnte ich absolut nachvollziehen. Deshalb konnte ich das kurze Gemecker meiner Mutter auch ertragen, als sie mir nach der Predigt meines Vaters in mein Zimmer gefolgt war. Doch im Anschluss daran hatte sie mich in ihre Arme gezogen und mir dabei gesagt, wie sehr sie sich gesorgt hatte, da es meine erste Party mit Alkohol gewesen war. Des Weiteren versuchte sie, die Beleidigungen meines Vaters etwas zu relativieren, weil er ja ebenso besorgt war, das in seiner Wut nur nicht so ausdrücken konnte. Sie würden mich beide schrecklich lieb haben.
Ich sagte nichts gegen ihre Schutzbehauptung gegenüber Raymond. Doch seine Aussagen hatten sich tief in meinem Gehirn festgebissen. Ich sei verantwortungslos, würde der Familie mit meinem Verhalten schaden, konnte nicht von 12 bis Mittag denken und mich nicht an einfachste Anweisungen von ihm halten. Die Worte unfähig, dumm und idiotisch waren ebenfalls gefallen.„Wir haben uns überlegt, dass dir dein schwarzer Anzug, den du auf der Gala vergangenes Jahr getragen hast, gut stehen würde. Dazu dann die goldene Rolex und die dunklen Schuhe", lächelte meine Mutter wieder, während sie mir eine Tasse Kaffee einschenkte. Aufgesetzt lächelte zurück, nickte lediglich. Mehr rumprotzen ging dann aber nicht, oder?! Die goldene Rolex....
„Ich habe gestern noch mit Wito telefoniert. Er würde sich wünschen, dass ihr beide nach dem Abendessen noch etwas Zeit miteinander verbringt. Jinyoung hätte wohl angemerkt, wie distanziert ihr euch in der Schule verhaltet. Gerade jetzt, wo ihr in einer Klasse seid."
Wut stieg in meinem Bauch auf, weshalb ich unter dem Tisch die Hände zu Fäusten ballte. War das echt Jinyoungs Ernst?! Was nahm er sich denn bitte heraus!
„Okay", nuschelte ich leise.
„Ignorierst du ihn mit Absicht? Du könntest dich ja wenigstens so erwachsen verhalten und dich um ein neutrales Verhalten bemühen", warf mir Dad vor. Heiße Tränen schossen mir in die Augen. Völlig verzweifelt kämpfte ich um meine Fassung.
„Darf ich aufstehen?", wich ich der Frage aus, wobei mir eine Träne über die Wange lief. Dabei sah ich stur auf den Tisch und meinen leeren Teller vor mir. Nicht einmal Appetit verspürte ich.
„Ja, mein Schatz. Die Haushälterin wird dir dein Essen für die Schule mitgeben. Am besten etwas mehr, da du ja nichts gegessen hast", schaltete sich mein Mutter ein. Weiterhin ohne Blickkontakt zu meiner Familie zu machen stand ich steif auf und ging ohne Essen aus der Küche. Zuvor schnappte ich mir meinen Rucksack und verließ schnellen Schrittes das Haus.Es gab eine Zeit, da waren Jinyoung und ich circa 16 Jahre alt gewesen, als diese bevorstehende Ehe arrangiert wurde, da hatten wir uns gehasst. Jinyoungs Hass gegen mich ist dabei etwas eskaliert. Ich befürchte, dass der Koreaner nicht einmal bi war und von seinen Eltern ebenfalls zu einer Zustimmung gedrängt worden war. Deshalb wurde ich in der Unterstufe oft von Jinyoung geschlagen oder getreten. Ich selbst hatte zu dieser Zeit ebenfalls mit Wutanfällen zu kämpfen, doch meine Gewalt hatte sich ausschließlich gegen Sachen gerichtet und nicht gegen Menschen.
Erst als sich mein Eltern einschalteten, hörte mein Zukünftiger auf. Keine Ahnung, auf welchem Wege er fortan seine Wut kanalisieren konnte.
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Zwischen Liebe und Lügen - Die Verlobung
Romance„Deine schlechte Anmache kannst du vergessen", bestätigte das andere Mädchen. Himmel, wie sind die denn drauf? „Sicher, dass ihr nichts von mir wollt?" Da sich nichts bei mir regte, nahm die Schwarzhaarige ihre Hand wieder weg und sagte zu ihrer Fr...