»DIE PLÄNE SIND bereits zu fünfzig Prozent decodiert, mein Sith-Lord.« Die Worte kamen zögerlich und ängstlich über die Lippen des imperialen Technikers, als er den Raum vorsichtig betrat. »Bereits.« Wiederholte Darth Anachoret spöttisch. »Bei Ihnen klingt das so, als wären das gute Nachrichten.«
Es war spürbar, wie die Raumtemperatur sank. Der Techniker nahm besorgt Haltung an, in dem Wissen, dass dieses Gespräch sein letztes sein könnte. »Ich bitte vielmals um Verzeihung, mein Sith-Lord, aber wir arbeiten...« »Nicht schnell genug!« Unterbrach Darth Anachoret den Techniker missbilligend. »Ich will keine weiteren Ausreden hören!« Zischte der Sith, während er sich langsam wieder Mila zuwandte, die der Situation zuwider lauschte. »Und keine weiteren Störungen mehr!« Rief er dem Techniker ungehalten hinterher, der den Raum aber bereits verlassen hatte.
Mila war sich bewusst, dass Sith zynische Zeitgenossen waren, doch bisher hatte sie diese nur unter friedlicheren Bedingungen getroffen.
Er war ein Sith. Nicht nur von seiner Zugehörigkeit, sondern auch von seiner Rasse. Ein reinblütiger Sith. Seine markante blasse rote Haut, die an getrocknetes Blut aus einer Wunde erinnerte, war nur eines dieser Merkmale. Sein Gesicht war lang gezogen, er hatte kurze schwarze Haare und zwei kurze Stummel am Kinn, welche als Tentakel durchgehen könnten.
Er musste bemerkt haben, dass Mila ihn anstarrte, denn seine feuerroten Augen richteten sich schlagartig auf sie. Dieser erbarmungslose, durchdringende Blick bereitete Mila Unbehagen.»Ihr scheint eure Gefangenschaft ja mit Gelassenheit hinzunehmen, Jedi.« Bemerkte Anachoret mit ruhigem Ton. »Was auch immer Ihr von mir wollt, Ihr werdet es nicht bekommen!« Wies Mila ihn tapfer zurück. »Oh, ich möchte gar nichts, aber der Rat der Sith ist sicherlich an dem Wissen interessiert, das Ihr in eurem kleinen Schädel versteckt.« Erklärte er mit einem Hauch Grausamkeit.
»Ich bin kein Freund von Folter, doch bei Bedarf entstelle ich dies' hübsche Gesicht... Ich werde meine Antworten schon erhalten« zischte er, während er ihren Kopf grob mit einer Hand zusammenpresste.Mila wollte vor Schmerzen schreien, als ein leises und ängstliches Geräusch ihre Qualen vorzeitig beendete.
»Mein Sith-Lord, entschuldigen Sie die Unterbrechung, aber ein feindlicher Stoßtrupp ist in den Hangar eingedrungen.« Wutkochend drehte Anachoret sich um »Dann schickt Truppen dort runter!« »Jawohl, mein Sith-Lord.« Schluchzte der Imperiale, bevor er den Raum schneller verließ, als er ihn betreten hatte.
»Ich verstehe nun, warum das Sith-Imperium derart korrupt ist und an ständigen Bürgerkriegen leidet. So wie ihr eure Untergebenen behandelt, ist es kein Wunder, dass sie euch nicht folgen wollen.« Provozierte Mila den Sith in der Hoffnung, bald von diesem Verhörstuhl befreit zu werden. Erzürnt zündete der Sith-Lord sein blutrotes Lichtschwert, welches den schwach beleuchteten Raum erhellte und hielt es direkt unter Mila's Kinn.
»Euch scheint nicht annähernd klar zu sein, in was für einer Lage ihr euch gerade befindet, Jedi.« Drohte er in einem Tonfall, den sie bislang nicht vernahm. Sie spürte die Hitze des Lichtschwerts an ihrem Kinn und ihr Magen krampfte sich zusammen, dass es wehtat.
Waren das ihre letzten Momente? Gefesselt an einem Verhörstuhl mit einem Sith, den sie unnötig provoziert hatte. Sie wusste, dass es in dieser Situation alles andere als klug gewesen war, den Sith so aufzubringen. Schließlich befand sie sich gerade nicht in der Gegenwart wütender Senatoren, denen man wortgewandt trotzen konnte.
Mila's Gedanken sprangen wild umher, wie ein Sturm, der unberechenbar in alle Richtungen ausbrechen konnte. Sie dachte an ihre Eltern, welche derzeit wohl auf Coruscant in Ihrer frisch gegründeten Firma arbeiten würden. Und ihren jüngeren Bruder, der unbedingt in die Politik einsteigen wollte, um wirklich etwas zu verändern. Wie sollte sie ihre Familie jetzt noch beschützen, wenn hier alles enden würde?
»Mein Sith-Lord.« Erneut ertönte die leise Stimme eines Imperialen. Mila war noch nie so erfreut gewesen, diese Furcht zu spüren. Gelassener als erwartet wandte Darth Anachoret sich dem Imperialen zu, welcher verängstigt auf sein Lichtschwert schielte.
»Es ist der Rat. Sie erwarten einen Bericht.« Stotterte er, während sein Blick nicht von dem Lichtschwert abwich. Der Sith deaktivierte sein Schwert, heftete es ruhig an seiner Schnalle fest, welche sich an seinem Gürtel befand und marschierte ohne ein weiteres Wort, erhobenen Hauptes aus dem Verhörraum.
Mila und der Imperiale hielten kurz inne, bevor sie aufatmeten. Ihre Blicke, voller abgefallener Todesangst, kreuzten sich, während Mila ihm ein freundliches Lächeln zuwarf, in welchem der Imperiale Geborgenheit zu finden schien, bis ihm bewusst wurde, wer vor ihm stand. Er straffte seinen Rücken und verließ den Raum.
All die angestaute Angst fiel plötzlich von ihr ab und erst jetzt bemerkte sie, wie stark sie eigentlich zitterte. Wieso musste sie sich denn auch immer von ihrer Neugier so lenken lassen, dachte sie.
Ihre Meisterin hatte sie als Padawan schon vor solcher Torheit gewarnt. Die Weisheit eines wahren Jedi zeigt sich nicht nur in dem, was wir sagen, sondern vor allem in dem, was wir tun.
Aber das Datenpad eines Sith zu stehlen, auf dem eine Superwaffe gespeichert war... Sie wusste nicht mehr, was sie denken sollte. Ihr Körper sackte in sich zusammen, als die Erschöpfung langsam einsetzte. Sie wollte nur noch hier weg und einen langen Schlaf in ihrem schönen Quartier auf Coruscant machen.
Doch da war noch etwas. Ein Geräusch? Nein. Vielmehr ein Gefühl. Es war die Macht, die ihr etwas mitteilen wollte. Es war wie ein leises Sausen des Windes, kaum vernehmbar, aber dennoch spürbar da. Jetzt war sie sich sicher. Jemand wollte über die Macht Verbindung mit ihr aufnehmen.
Mila's zusammengesackter Körper schöpfte neu Kraft, als sie sich auf den Strom der lebendigen Macht konzentrierte und ihn kanalisierte.
Ihre Meisterin hatte mit ihr viel mehr Zeit in der Macht als am Lichtschwert verbracht, was ihr als Hüterin von Wissen und als Jedi-Botschafterin ohnehin viel gelegener kam. Die Stunden der Übung und Meditation zahlten sich nun aus, als Mila sich darauf konzentrierte, die schnell schwindende Verbindung wieder aufzubauen...
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STAR WARS: RETTUNGSMISSION
Fiksi IlmiahNach dem Vertrag von Coruscant schlossen die alte Republik und das Sith-Imperium einen zerbrechlichen Friedensvertrag. Mila Ellvan, Jedi-Botschafterin, fliegt nach Alderaan, um bei einer politischen Sitzung teilzunehmen, wobei sie unerwartet eine vi...