D'usfil.

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Mit betont lässiger Miene trat ich aus dem Zelt und ließ mein Genick knacken. Drei Stunden hatte die Besprechung gedauert und letztendlich stand unser – hoffentlich erfolgreicher – Plan zur Rückeroberung Lin Buras fest.

Die warme Spätsommersonne brannte erbarmungslos herab und ich machte mich auf den Weg, die versprochene Abkühlung zu holen um mich danach erneut mit Nyshard zu treffen, der noch kurz ein paar andere Dinge mit Rhydomir klären wollte. Unter anderem stand leider noch offen, ob es einen Weg direkt in das Schloss von Lin Bura gab. Wir wussten, dass wir einige Zeit brauchen würden, um das Schild um Lin Bura zu brechen, doch das Schloss war noch auf so viele andere Arten geschützt. Kurz hatten wir überlegt ob es Sinn machte, dass Nyshard das Gan'ala nutzte um sich direkt dorthin zu begeben, aber dann waren wir wieder von dieser Idee abgekommen. Nyshard konnte sich an einen Ort begeben, aber nicht vorher wissen, ob Dartun eventuell dort war – und wir wollten diesen kleinen Vorteil des Überraschungsmoments nicht aufgeben. Außerdem waren wir nicht sicher, ob er durch das Schild kommen würde. Er hatte es auf seiner Flucht herausgeschafft – aber hinein?

Und das Schloss wollten wir eigentlich lieber gleichzeitig – oder noch vor der restlichen Stadt – einnehmen, um zu verhindern, dass sich die Truppen von Kalash im Schloss verbarrikadieren konnten.

Vollkommen in Gedanken kam ich an einem der Versorgungszelte an und ließ mir ein kleines Fass kühles Bier geben. Die Versorgungsrouten waren glücklicherweise wieder sichergestellt. Eine Tatsache, die man unter anderem an den deutlich entspannteren Gesichtern der Soldaten ablesen konnte. Alkohol wurde zwar rationiert, denn wir wollten ja keine Alkoholleichen, aber ich würde mit gutem Gewissen behaupten, dass sich zumindest die Soldaten von Hygh Ìlryn sowieso vorbildlich daran hielten.

Mit dem kleinen Fass über der Schulter schlenderte ich langsam in Richtung des vereinbarten Treffpunkts, grüßte hier und da einen Soldaten und blieb kurz bei einer Gruppe Männer stehen, die mit Schwertern trainierten. Ich gab ihnen ein, zwei Tipps und als ich mich wieder auf meinen Weg machte konnte ich nicht umhin, mir ein kleines Lächeln zu verkneifen.

Ich hatte einiges verloren – allen voran meine Familie, aber auch Savolyn.

Doch ich hatte auch vieles dazugewonnen.

Ich war nicht mehr nur ein Lakai und ein Lyrarn, der scheinbar willen- und gewissenlos tötete, bis ihm anders befohlen wurde. Nein. Zum ersten Mal in meinem Leben fühlte ich mich wirklich respektiert, und das dafür, was ich konnte und nicht dafür, wer oder was ich war.
Dieser Respekt, den mir selbst langjährige Soldaten zollten, war etwas, das mir ein gutes Gefühl gab. Es fühlte sich so an, als ob der Posten des Drakùn von Hygh Ìlryn der war, den ich mein Leben lang gewollt hatte. Es fühlte sich so an, als wäre dies nun mein Leben. Und es war ein Gutes.

Gerade als ich den Pfad außerhalb des Lagers erreichte, der mich zu meinem Treffpunkt mit Nysh bringen würde, hörte ich leise Stimmen. Die eine redete beruhigend und in tiefer Tonlage, während die andere panisch klang und mit ziemlicher Sicherheit einem Kind gehörte.

Mit einem Stirnrunzeln ging ich langsam in die Richtung der Stimmen. Kinder in einem Kriegslager? Hier gab es keine Kinder, und alle Geflüchteten von Gnys wurden sofort mit Schiffen aus Ralanmar in Sicherheit nach Sulrantis gebracht.

Erst, als ich dann ein Schluchzen hörte und beinahe gleichzeitig eine der Auren erkannte, beschleunigte ich meine Schritte.

Ich trat durch die Bäume hindurch auf eine kleine Lichtung und der Anblick der sich mir bot, führte selbst bei einem Krieger wie mir dazu, dass sich mir die Kehle auf unangenehme Art zuschnürte.

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