Daniela

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„Und dann, ich war schon vier oder fünf Jahre im Club und boxte bereits im Amateurverband, kam da eines Tages dieser Fotograf zu uns ins Gym, um ein paar Modeshootings für einen Sportausstatter zu machen. Irgendjemand hatte ihm gesteckt, dass dort eine junge Frau trainierte und er wollte unbedingt ein paar Bilder mit mir machen. Und er hatte seine Assistentin mit."

„Und in die hast du dich verliebt?", fragte Liz nach.

„Aber überhaupt nicht. Die ging mir nur gewaltig auf den Keks. Der passte kein Move, kein Hit, kein Kick an mir, dauernd quatschte sie auf den Fotografen ein und schließlich brach der das Shooting ab. Gut, das war mir zwar vordergründig egal, aber irgendwie kränkte es mich trotzdem. Was auch immer, ich zog mich wieder um, saß dann schmollend in der Umkleide und da stand sie plötzlich vor mir und sagte: Ja, dumm gelaufen kleine Amazone, du hast halt etwas kurze Beine."

„Echt, das hat sie zu dir gesagt?"

„Ja, hat sie. Und ich zu ihr: Dann pass bloß auf, dass dich diese kurzen Beine nicht in deinen fetten Arsch treten!"

„Und was hat sie gesagt?"

„Hat sich umgedreht und mir den Arsch hingehalten!"

„Nein!"

„Doch!"

„Und du hast sie in den Arsch getreten?"

„Nein. Hab ihr mit der flachen Hand eine draufgegeben."

„Und was hat sie dazu gesagt?"

„Sie sagte, dass sie sich von einer Boxerin eigentlich einen härteren Schlag erwartet hätte. Na, den bekam sie dann auch."

„Und weiter?"

„Dann fragte sie, ob ich das auch mit einem Gürtel könnte. Und ich: Sicher, von mir aus gleich! Und sie nahm den Gürtel aus ihrer Jeans und hielt ihn mir hin und sagte: Dann mach mal! Und zog die Jeans samt Slip bis zu den Knien runter."

„Und hast du es gemacht?"

„Klar hab ich es gemacht. Aber ich machte es nicht nur, nein, ich mochte es auch. Und sie ebenfalls. Doch dann kam Dragan, rein und fragte, ob ich jetzt total durchgeknallt sei und schmiss sie raus. Wir trafen uns ein paar Tage später wieder, um zu Ende zu bringen, was wir begonnen haben. Und seither weiß ich, was mir Spaß macht, beim Sex."

Sie lächelte mich an. Schien ihr gefallen zu haben, meine Geschichte. Man sah ihr richtig an, wie sie sich in die Rolle dieser Fotoassistentin, Daniela hieß sie, hineinfühlte.

„Seid ihr zusammengeblieben?", wollte sie noch wissen, und bewedelte die ersten fünf, nun fertiglackierten, Nägel wieder mit ihrem Skriptum.

„Ja, ein halbes Jahr. Aber sie wollte irgendwann mal mehr ausprobieren, auch mit anderen und das war nichts für mich. Also haben wir uns im Guten getrennt. Denn im Endeffekt habe ich wahnsinnig viel von ihr über mich gelernt."

„Habt ihr auch geswitcht? Die Rollen vertauscht?"

„Ja, haben wir allerdings."

„Und hat dir das gefallen, wenn du dann die Sub warst?"

Blitzlichter von einzelnen Szenen aus dieser ersten und für mich so wichtigen BDSM-Beziehung, drängten sich auf, wie so oft in letzter Zeit, seit ich mit Liz in der gleichen Situation war, wie Daniela damals mit mir. Keine einzige davon bereute ich, auch nicht jene, in denen ich die Sub war, obwohl ich nachher nie wieder Lust zu switchen hatte.

„Naja, gefallen ist vielleicht nicht der richtige Ausdruck", sagte ich, „aber es hat ganz sicher meinen Horizont erweitert. Und ich glaube fast, dass jede Dom erstmal alles an sich ausprobieren sollte, was sie einer Sub zumuten will, bevor sie es selbst tut. Wie sollte sie sonst wissen, wie sich das anfühlt?"

„Wie hat es sich denn für dich angefühlt?"

„Daniela, die fünfzehn Jahre älter war als ich, verstand es, mich langsam, aber sicher dorthin zu führen, wo sie mich haben wollte. Also nicht zu ihrer Dom oder ihrer Sub, sondern an jenem Punkt, an dem ich mich entscheiden konnte, welchen Part ich zukünftig einnehmen wollte. Natürlich hätte ich mich auch fürs Switchen entscheiden können, aber ich wollte für mich selbst Klarheit haben. Ich kann nun mal nicht mit einem Arsch auf zwei Kirchtagen gleichzeitig tanzen."

Marie trug nun als vierte Schicht farblosen Lack auf. Ganz schön professionell, ich sagte es ja schon. Vielleicht wollte sie aber auch nur mehr von meinen Erinnerungen hören. Egal, es begann langsam Spaß zu machen, ihr diese Dinge zu erzählen.

Jana und Liz - Teil 4: The Making Of JanaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt