𝐊𝐚𝐩𝐢𝐭𝐞𝐥 𝟑

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Freya Neith POV: 

"Fuck." Müde fasste ich mir an den Kopf. Leya lag neben mir, ihr ging es kein bisschen besser. Kaum eine Erinnerung der letzten Nacht war noch vorhanden, außer die, die ich eigentlich unbedingt hatte vergessen wollte. Vielleicht war alles nur ein dummer Traum. Es war ein dummer Traum... Es war ein dummer Traum... Schoss es mir durch den Kopf, oder versuchte es mir zumindest einzureden. 

"Ich will wieder schlafen und nie wieder aufwachen." Verzweifelt schloss ich meine Lieder, in der Hoffnung wieder in die Schönheit des Schlafs zu fallen, doch das Kopfweh, der Schmerz, die Angst, die Übelkeit blieb. Diese Erfahrung für mein Leben war nun auch abgeharkt. Nicht mehr so viel Alkohol.

Den Tag verbrachten Leya und ich auf dem Sofa, außer die halbe Stunde in welcher ich mit Scar eine sehr knappe runde um den Block drehte. Für mehr hatte ich an dem Tag nicht wirklich Kraft.

"Soll ich ernsthaft jetzt für fucking Johnny Depp einen zweiten Teil von diesem beschissenen Buch schreiben?" Mit vollem Interesse betrachtete ich den Teebeutel in meiner Tasse, wie er auf und ab tunkte. 

"Hey wieso nicht? Du hättest ein neues Buch, begeisterte Leser, einen Johnny der sich für deine Bücher interessiert und Werbung für dich macht?" Leya grinste etwas. "Das war doch dein Traum? Dass deine Bücher gelesen werden und Menschen dich weiterempfehlen!"

Seufzend trank ich einen Schluck aus dem Tee, nur um mir meine Zunge zu verbrennen. "Hast du von Bands gehört, die sich aufgelöst haben, weil sie zu schnell berühmt wurden? Ich weiß nicht, ob ich das alles schaffe. Gut, die Leute kennen erstmals meine Bücher, aber was soll ich machen, wenn ich mein Gesicht auf einmal im Internet sehe? Wie aus diesem ganzen Liebesroman, vom hässlichen Außenseiter zum berühmten Model, oder was? Das bin ich nicht, das möchte ich nicht sein. Wenn ich Johnny Depp zitieren darf?"

Ein verzweifeltes Lachen entwich mir, "Ich möchte nicht zum Produkt werden, nur damit sich Bücher oder Zeitschriften besser verkaufen. Vielleicht passiert das auch gar nicht und ich mache mir umsonst Sorgen, trotzdem weiß ich nicht, ob ich das jetzt schon möchte!"

Meine beste Freundin ließ ein genervtes Schnauben erklingen. "Nimm deine Gedanken und schenk sie deinem Exfreund. Der kann sich gerne mit denen rumplagen."

Sie schaffte es ein leises Lachen aus mir hervorzulocken, bevor ich frustriert weiter in meinen heißen Tee starrte. "Ich glaube heute ist zum ersten Mal einer dieser Momente, in denen ich mir wünsche, wieder in meinem alten, dreckigen Kinderzimmer zu sitzen, nicht diese verdammte Zeitschrift zu öffnen, sie in den Müll werfen und stattdessen meine dummen Inlinerrunden drehen."

"Komm schon Frey. Sei doch einmal in deinem Leben stolz auf das, was du geschafft hast!" Mein Kopf schaltete ab und ich wollte von diesem Thema weg. "Ich fahr nach Hause... Muss noch für die nächste Vorlesung übernächstes Wochenende ein paar Sachen nachbestellen und ein paar Ausschnitte zum Vorlesen raussuchen. Ich ruf dich morgen an." Schnell trank ich meinen, inzwischen abgekühlten, Tee aus. 

Leya schenkte mir nur ein Augenverdrehen, als ich mich von ihr verabschiedete.

Genervt von mir selbst setzte ich mich vor den PC, öffnete ein neues Word-Dokument und sah dem Cursor zu, wie er vor sich hin blinkte. Im Hintergrund lief ein wenig Alice Cooper, zwischendurch ein paar Lieder von Mötley Crüe. 

Ich wollte meine Gefühle loswerden, legte meine Finger auf die Tastatur und begann zu schreiben, nur um es wieder zu löschen und von Neuem zu starten. 

"Vielleicht hätte ich mich doch entscheiden sollen eine Metalband zu gründen, da wird man heutzutage nicht mehr bekannt." Brummte ich in Richtung Scar, welche jedoch nicht einmal ein Auge öffnete. 

Nach einer weiteren Stunde, welche ich vor dem Bildschirm saß, brachte ich sogar ein paar tausend, sinnvolle, Worte aufs Papier. 

Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass es kurz nach Mitternacht war, als mein Handy plötzlich klingelte und der Name meiner Managerin auftauchte. "Abend, so spät noch wach?" 

"Dank den ganzen Mails die ich durchgehend seit heute Morgen bekomme! Was ist bei dir los, dass du auf einmal so viele Interviewanfragen von Zeitschriften bekommst? Du hättest sogar die Chance in einem größeren Saal eine Vorlesung zu halten!"

Wieder einmal an diesem Tag rutschte mir mein Herz in die Hose. "Ernsthaft jetzt?"

"Absolut. Soll ich mit dir alle Nachrichten durchgehen oder einfach Mal zusagen, wo ich denke, dass es passen könnte?"

"Ja... Ja, mach das mal so! Aber bitte sorg beim Planen dafür, dass ich mindestens drei Tage in der Woche komplett frei bin, sonst pack ich das alles nicht! Und wie soll ich da nebenbei an einem Buch arbeiten?" 

"Freya, du brauchst dich da nicht zu überarbeiten. Für den Anfang würde ich sowieso zu weniger Events gehen und es steigern, sobald du bereit bist und dich nicht mehr so gestresst anhörst!"

"Ist wahrscheinlich besser so. Ich vertrau auf dich. Dann machen wir das so, aber du gehst jetzt bitte erstmal schlafen!" 

Nach dem ich aufgelegt hatte, war eigentlich geplant gewesen ins Bett zu gehen, doch ich blieb vor dem Fernseher hängen, da dort erst seit einer halben Stunde Transcendence lief. Den Film konnte ich mir natürlich nicht entgehen lassen, auch wenn mich Johnnys Gesicht nicht gerade von den Ereignissen der letzten 24 Stunden ablenkte. 

Müde schleifte ich mich viel zu spät ins Bett. 

Der nächste Tag lief so weit ganz ruhig, bis ich abends meinen Zeitplan für den nächsten Monat zugeschickt bekam. Wie sollte ich diese Zeit nur überleben? Ich meinte, ich konnte stolz sagen, dass ich es in den Griff bekommen hatte, vor fremden Menschen zu sprechen, aber die Nervosität blieb und schnürte mir auch jetzt, in weiter Ferne der Ereignisse, die Kehle zu. 

Was mich trotz allem ein wenig Sicherheit schenkte; Leya hatte mir versprochen mich überall hinzubegleiten. Wobei ich die ein oder andere Vermutung hegte, dass sie auch ein wenig Eindrücke von den unterschiedlichen Orten sammeln wollte. Verübeln konnte ich ihr es nicht, denn unter meiner ganzen Angst steckte auch eine verdammt große Neugier, welche mich wohl auch jetzt dazu antrieb, mich mal nicht in meinem Zimmer zu verkriechen.

Book Dream 𝐈 Johnny Depp FF 𝐈Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt