Nancy, die Schnepfe

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"Wow", meinte Greg, als ich geendet hatte. Langsam öffnete ich meine Augen und blickte direkt in seine. "Der für den du das geschrieben hast kann dich nur lieben, besonders wenn du ihm das vorgetragen hast. Du musst es unbedingt versuchen!", versuchte er mir Mut zu zusprechen, was nicht wirklich klappte. Als er das sagte war ich eher ein wenig geknickt. Warum verstand er nicht, dass das für ihn war? 

Gerade, als ich all meine Tapferkeit aus der hintersten Schublade meines Körpers herausgekramt hatte und ihn küssen wollte, schreckte ich zurück. "Was macht dein Dad da?", fragte ich verängstigt und griff instinktiv nach Gregs Hand. 

"Wir beide kämpfen jetzt, und los!", schrie Mr. Feder und eine Menschentraube bildete sich direkt um die beiden herum, sodass ich jetzt erst recht nichts mehr sehen konnte. 

"Lenny, was ist chier los? Ich rufe die Polizei!", fragte Mrs. Feder, die gerade besorgt aus dem Haus gestürmt kam, an ihren Ehemann gewandt und lief auf ihn und den muskelbepackten Typ vor ihm zu. "Greg?", hauchte ich und sah zu ihm hoch. Er jedoch blickte zu unseren verschränkten Händen hinunter und dann zu mir nach oben: "War der Song für mich?", fragte er mit einem mal und schaffte es nicht einmal mich richtig an zusehen. "Kommt drauf an, wie du reagierst.", nuschelte ich und hoffte, er hatte es nicht verstanden. Doch kaum sah ich zu ihm hoch nahm er mein Gesicht in seine Hände und zog mich sanft zu sich hoch. Ein heftiges Kribbeln überkam meine Lippen, auf welchen ich seinen warmen Atem bereits spüren konnte. 

"SCHLAG MICH NICHT! -BITTE!", brüllte mit einem Mal jemand und wir schreckten auseinander. <Ach du Kacke! -Kann es eigentlich noch peinlicher werden?>, fragte ich mich selbst und sah genau wie Greg verlegen auf meine Hände. Maaaaaaan! -Warum konnte sowas nicht einmal klappen?! In den ganzen guten Hollywood-Streifen hätte er mich schon mindestens zehn mal geküsst und mindestens fünfzig mal flach gelegt! Mit der flach legen Sache konnten wir uns von mir aus auch noch etwas Zeit lassen, aber warum wurden wir immer bei sowas unterbrochen?! Das Schicksal ist gegen mich.

Eilig zog ich Greg nun aber hinter mir her zu seinem Vater und dessen, so wie sich später herausstellte altem High School Mobber. Unvorstellbar: Mr. Feder hatte damals einen Mobber, welcher ihn tyrannisiert hat!

"Ich hab dich nur gepiesackt, weil ich angst vor dir hatte! Mach sie auf. Bitte bitte bitte bitte!", flehte der Typ und hielt Mr. Feders Faust fest. er fing sogar fast an zu weinen! Was ist das den für eine gestörte Welt? Der Mobber hatte angst vor seinem Opfer und schlug ihn deshalb zusammen! Muss man das verstehen? 

Gregs Hand hatte ich wieder umfasst und ich hatte mir auch vorgenommen, sie nicht so schnell wieder los zulassen, immerhin schuldete er mir noch mindestens einen Kuss! Er hatte anscheinend auch bemerkt, wie gebannt ich auf unsere Hände starrte, also entschloss er sich dazu sie ineinander zu verhaken. Leicht lächelnd sah ich zu ihm auf und wurde prompt ganz rot, als ich seinen Blick auf mir ruhen sah. <Scheiße Alyssa, reiß dich zusammen! -Du bist keine Siebtklässlerin mehr!> Unschlüssig, was ich jetzt noch tun könnte, widmete ich mich einfach wieder dem 'Kampf' vor uns, von dem ich aber eigentlich nicht viel sah. Verflucht sei meine Größe!

<Wow>, dachte ich mir angepisst, als ich bemerkte, dass das ganze Spektakel bereits vorbei war. Rings um Mr. Feder bildete sich eine Menschenmasse, die ihn aufs übelste abfeierte und ihn sogar versuchte hoch zu heben. Dann wanderten ihre Blicke von ihm zu den gerade aufgekreuzten... Studenten!!! <Was wollen die denn hier? Sind die Spasten eingeladen?>

Verdutzt sah ich zu Greg hoch und blickte in ein ebenfalls von Verwirrung gekennzeichnetes Gesicht. 

"Das glaub' ich jetzt nicht! -Wir knacken den Deppen-Jackpot. Alle Blödmänner, die Prügel verdient haben, sind ist das gechillt, hier auf diesem Rasen!", rief der Chef dieser Volldeppen und drehte sich zu seiner -nicht gerade kleinen- Truppe an Studenten um, um ihnen zu signalisieren, dass sie jetzt lachen sollten. Völlig verdattert stand ich da und wusste nicht so recht, ob ich jetzt auch das Lachen anfangen sollte, weil ich es zu geil fand, wie dieser möchtegern Matcho so tat, als ob er der Krasseste wäre. Irgendwie erinnerte er mich so rein von seiner eingebildeten Art und seinem arroganten Grinsen schwer an Bumpty. Das würde ich aber niemals offen zugeben, immerhin hatte ich ihn heute schon genug gedemütigt und meine Schwester mochte ihn ja irgendwie.

Verliebt in einen Hollywood// (Kindsköpfe 2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt