Siebtes Kapitel.
In dem Lily Remus in die Zange nimmtDie Backform von Remus und wilde Entschlossenheit im Rucksack stapfte Lily am Montag in den Laden. Remus war wie immer vor ihr da und sortierte schon vor sich hin. Lily hatte entschieden, dass eine Stunde vor Ladenöffnung ausreichend war, um alles für den Tag vorzubereiten. Sie blieb dafür meist abends etwas länger und machte Buchführung, Bestellungen und Ordnung.
"Guten Morgen!", begrüßte sie ihn fröhlich, während sie ihren Rucksack in ihrem kleinen Hinterzimmer in die Ecke pfefferte und ihre Regenjacke aufhängte.
Er gab ein missmutiges Brummen von sich, nach wie vor nicht der größte Morgenmensch. Nicht so schlimm wie Sirius natürlich, aber auch definitiv kein James, an dessen frühes Aufstehen sich Lily noch immer nicht ganz gewöhnt hatte.
"Was machst du gerade?", fragte sie und beugte sich neugierig über die Papiere, an denen er schrieb.
"Ich hab übers Wochenende Inventur gemacht und irgendwas geht nicht auf. Mir fehlen ein paar Sachen, von denen ich nicht weiß, wo sie sind." Er lehnte sich zurück und streckte sich, bis sein Rücken ein paarmal wirklich fies knackte.
"Warst du das ganze Wochenende hier?", wollte sie skeptisch wissen. "Du hättest auch bei uns vorbeischauen können. Mary hat mir mit unseren Anträgen geholfen - ach ja, die sind jetzt fertig, ich bringe sie heute Nachmittag im Ministerium vorbei - und wir haben unseren neuen Nachbarn kennen gelernt. Sirius fand ihn glaube ich ziemlich cool."
Remus hob eine Augenbraue.
"Sirius war bei euch?", fragte er. Lily zuckte mit den Schultern.
"Nur Sonntagnachmittag, keine Ahnung, wo er sich die restliche Zeit rumgetrieben hat." Sie musterte ihn. "Habt ihr euch gar nicht gesehen?"
Remus sah etwas betreten auf die Listen vor sich.
"Nicht wirklich. Ich war die meiste Zeit hier, er war...vermutlich irgendwo anders."
Lily setzte sich auf einen Klappstuhl, der in einer Ecke des Zimmers herumstand und musterte ihn.
"Ist bei euch beiden alles ok?", fragte sie vorsichtig. "Ich hab irgendwie den Eindruck, dass ihr euch aus dem Weg geht."
Remus sah hoch und starrte sie für einige Momente an, sichtbar überlegend, ob er ihr ehrlich antworten wollte oder nicht. Dann seufzte er und vergrub das Gesicht in den Händen.
"Ganz ehrlich, Lils?", fragte er leise. "Ich weiß es nicht. Ich...ich hab keine Ahnung, wo wir gerade stehen und ich habe keine Ahnung, wo wir hin wollen." Er schluckte. "Ich hab den Laden hier, mir dir. Ich will ein ruhiges Leben, mich mit euch treffen, Bücher verkaufen und schauen, wo ich lande. Und Sirius...will Abenteuer. Er geht in Clubs und Bars. Ich habe den Eindruck, er trinkt...viel. Vielleicht nicht nur das. Aber wenn wir zusammen sind, hab ich das Gefühl, dass er für wenig Begeisterung aufbringen kann, was ich mag. Und dann frag ich mich manchmal..." Er schluckte. Setzte an, zu sprechen. Schluckte noch einmal. "Dann frag ich mich manchmal, ob wir eine Zukunft haben. Oder ob wir vielleicht doch zu unterschiedlich sind. Zu unterschiedlich geworden sind, in den letzten Jahren."
Lily biss sich auf die Lippe. Wie schon vor all den Jahren, als Sirius ihr damals sein Herz ausgeschüttet hatte, war sie gänzlich ratlos, was sie tun sollte. Sie konnte schließlich sehen, was er meinte. Remus und Sirius waren immer schon zwei sehr unterschiedliche Menschen gewesen, aber wo sie früher genau deshalb zusammengepasst hatten, wie zwei Teile eines Puzzles, schienen sie sich in den letzten Jahren immer weiter entfernt zu haben. Was sicherlich auch kein Wunder war, jetzt, wo sie nicht mehr durch die Schule und das Wohnen in Hogwarts gezwungen gewesen waren, das gleiche Leben zu führen und stattdessen tatsächlich eine Wahl hatten, wann, wo und wie sie ihre Zeitverbringen wollten.
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Einen Schritt vor den nächsten
FanficFrühjahr 1982 In einem alternativen Universum ohne den Krieg. Eine Fortsetzung zu "Ein Problem nach dem Anderen". Viereinhalb Jahre sind vergangen seit dem Dezember, in dem es goldene Funken geregnet hat. Die Rumtreiber, Lily, Marlene, Dorcas und...