Das Adrenalin pumpt durch meine Venen, als wir die Tunnel betreten. Ich bin hier zwar rein theoretisch in meinem Revier, aber rein praktisch bin ich schon eine ganze Weile nicht mehr hier gewesen. Schon innerhalb einer Woche kann sich in dieser Unterwelt viel ändern, weshalb ich mich nicht halb so sicher fühle, wie noch vor ein paar Monaten. Und schon zu der Zeit bin ich wachsam und nervös gewesen, wenn ich mich in den Tunneln befand. Normalerweise hätte es mir natürlich geholfen, dass ich mit einem hoch trainierten Auror unterwegs bin. Es hätte mir das Gefühl von Schutz vermittelt und meine Angst gemindert. Wenn ich nicht gewusst hätte, dass die Menschen, gegen die wir kämpfen werden, vor keinem Fluch zurück schrecken. Und dennoch macht mir dieses Wissen nicht mehr Angst als zuvor. Immerhin weiß ich, wer dieser zuvor unsichtbare, ungreifbare Feind ist. Ich betrete die Tunnel gemeinsam mit Draco. Wir sind in Zweierteams unterwegs und nähern uns den War Rooms aus unterschiedlichen Richtungen. Es gibt drei verschiedene Eingänge. Der Gestank verschlägt mir den Atem, obwohl er durch das Tuch vor Nase und Mund schon abgedämpft ist. Ich hatte die Intensität dieses Geruchs schon fast vergessen. Und sofort wird mein Gedächtnis aktiviert, vor meinem inneren Auge erscheinen all die unzähligen Male, die ich allein durch das Gewirr der Gänge lief. All die Male, die ich nicht alleine durch die Gänge lief, damals, als sie noch lebte. Mein erstes Zusammentreffen mit der Spezialeinheit. Die zufriedene Müdigkeit in meinen Knochen, wenn ich nach dem Gig nach Hause lief. Das Gehirn ist ein wundersames Ding. All die Erinnerungen helfen mir dabei, meine Nervosität in den Griff zu bekommen. Ich kann das. Wir haben einen wasserdichten Plan.
Schnellen Schrittes, und ohne zu reden, laufen wir auf dem engen Bürgersteig neben dem Kanal entlang. Wenige Minuten später klopfe ich an die mir nur allzu bekannte Tür. Der neue Code-Rhythmus wurde uns von einer Späherin übermittelt. Wie gewohnt öffnet Puck die Tür, aber er erkennt mich nicht. Ich habe vor dem Einsatz Vielsafttrank geschluckt und sehe nun aus, wie eine Hexe aus der Abteilung unter uns. Draco murmelt das Passwort und ich teile Puck mit, dass ich die neue DJane bin. Zum Glück ändert sich durch den Trank auch meine Stimme, sonst hätte er mich vermutlich erkannt. Er erklärt mir knapp, wo ich den Backstage-Raum finde. Ich nicke und bin etwas traurig, dass ich ihm nicht zeigen kann, wer ich bin. Vermutlich denkt er längst, dass ich tot bin. Noch härter wird es gleich mit Claybrick und Starlight sein. Und trotz den ernsthaften Gründen für mein Erscheinen hier heute, bin ich neugierig, ob Raven bei mir immer noch das Bauchschlingern von früher auslöst, nachdem ich so viel Zeit mit Draco verbracht habe. Dieser verabschiedet sich vor dem Raum mit einem Kuss von mir (unprofessionell, aber es könnte immerhin unser letzter sein) und ich trete ein. Claybrick blickt auf und nickt mir reserviert zu. Starlight ist noch nicht da.„Du musst die Neue sein; Princess of Peas?"
Innerlich verdrehe ich erneut die Augen über den fast schon lächerlichen Code-Namen, den das Team für mich ausgesucht hat. Aber ich gebe den anderen Recht: Es ist das Beste, einen Namen zu haben, der weit entfernt von meiner wahren Identität liegt. Und das Wortspiel von Peas und Peace gefällt mir sogar ein wenig. Ich lasse mir jedoch nichts von meiner Aversion gegen diesen Namen anmerken und nicke nur. Ich würde sie eigentlich gerne in den Arm nehmen und mir von ihr erzählen lassen, wie ihre letzten Monate liefen. Ich bin erleichtert, dass sie noch lebt. Auch Starlight und Raven leben noch, das hat mir Ginny vor dem Einsatz berichtet. Ich hatte darum gebeten, diesbezüglich informiert zu werden. Auch wenn keine von den dreien eine wirklich enge Freundin von mir war, so wäre ich doch heute von meinem Einsatz abgelenkt worden, wenn ich erst hier von einem Tod informiert worden wäre.
„Du kannst dich da am Spiegel fertig machen, wenn du möchtest."
Ich nicke. Setze mich vor den Spiegel und blicke in das Gesicht einer fremden Frau. Ich habe die Anweisungen, unbedingt noch einen Schluck vom Trank zu nehmen, bevor ich auf die Bühne gehe.
„Du hast einen schwierigen Start heute. Dein Slot wurde ganz lange von Lioness ausgefüllt, aber das weißt du bestimmt. Nachdem sie verschwunden ist, hat sich niemand anderes lange gehalten. Manche wurden sogar rausgebuht. Viel Glück."
Ihr Tonfall ist seltsam. Ihre Stimme klingt belegt. Ich vermute, dass sie wirklich alle denken, ich sei tot. Hoffentlich kann ich ihnen das Gegenteil beweisen, wenn dieser Abend vorbei ist. Mein Herz hüpft jedoch ein wenig bei der Information darüber, dass das Publikum mich vermisst. Dass ich wirklich so gut bin, wie ich immer dachte. Schnell schminke ich meinen Mund, dann ziehe ich mir eine Maske über, die die obere Hälfte meines Gesichts bedeckt. Die Plastikkrone als zusätzliches Accessoire habe ich dann doch abgelehnt. Ich bin schließlich nicht beim Fasching. Wie befohlen, trinke ich einen großen Schluck von dem Trank und schaffe es sogar, mein Gesicht trotz des widerwärtigen Geschmacks unter Kontrolle zu behalten.
Kurz darauf erscheint Summer und nimmt mich mit zum Bühneneingang. Sie sagt nichts zu mir, kein „Viel Glück", ja nicht einmal ein „Hallo". Diese Anspannung ist neu. Ich war zu lange nicht mehr in der Muggelwelt. Ich weiß, dass die Situation noch schlimmer geworden ist, aber ich habe immer verdrängt, was das wirklich bedeutet.
Als wir am Bühneneingang stehen, tippt mir eine unsichtbare Hand dreimal auf die Schulter. Das Zeichen. Der Rest der Einheit ist bereit. Die Todesser wurden identifiziert. Mein Herzschlag beschleunigt sich extrem. Ich bin wirklich auf einem Einsatz. Er geht entweder gut, oder schief. Er entscheidet über Leben oder Tod. Ravens Stimme unterbricht meine Gedanken, denn sie moderiert mich an und ich trete auf die Bühne. Mein schneller Herzschlag laut in meinem Kopf. Jedoch kein Bauchschlingern wegen ihr. Ich lächele sie an, aber sie lächelt nicht zurück. Wie Claybrick nickt sie mir nur knapp zu und verschwindet dann.Und ich stehe vor meinem Publikum.
Ich stehe vor meinem Publikum und habe das erste Mal einen Kloß im Hals.
Also sage ich nichts zu Beginn.
Ich beginne einfach mit meinem Set.
Unser Einsatz beginnt.
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Die Unterdrückten II Dramione
FanfictionHermine Granger ist eine ganz normale Frau in den 30ern. Denkt sie. Leider ist die Welt nicht mehr normal: Immer mehr Menschen verschwinden und über allem liegt ein Nebel, der das Glück aufsaugt. Nur in den Katakomben und Bunkern Londons ist man noc...