tagtraumverlorene Abendstunden

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kapitel 6

amanda

Nach dem Spiel bin ich in meine Wohnung zurückgegangen. Ich habe sie zeitweise durch die Dreharbeiten hier in Chicago erhalten und ich fühle mich auch recht wohl. Die Gegend ist sicher und die Einrichtung gemütlich.

Als ich mich auf mein Bett fallen lasse, klingelt mein Handy. Auf dem Display erblicke ich einen bestimmten Namen und ich muss grinsen. Es ist mein Bruder.

„Aron!" begrüße ich ihn fröhlich. Ich liebe es von meinem Bruder zu hören.

„Na Prinzessin" sagt er und ich kann hören, dass er glücklich ist. Nicht all zu abwegig, da sie heute Abend ein Bombenspiel abgelegt haben.

„Glückwunsch zum Sieg" entgegne ich ihm „ich habe heute Abend und morgen frei, also konnte ich es sehen!"

„Ahhhh Amy" ich verziehe das Gesicht bei dem Spitznamen, den er für mich schon seit unseren Kindheitstagen verwendet „ich wusste auch in Chicago kann ich auf dich zählen."

Ich kichere. Ich liebe meinen Bruder und zugegebenermaßen vermisse ich ihn. Meine Gedanken schweifen zu meiner Familie und ich kann ein stechendes Gefühl in meiner Brust spüren. Ich vermisse meine Mama und besonders meinen Papa.

„Wie läuft es bei dir?" fragt Aron mich und reißt mich aus den dunklen Wolken über meinem Kopf, die mich zu verschlucken drohen.

„Gut. Nolan meinte, dass wir mit den Dreharbeiten in den nächsten fünf Wochen durch sind. Natürlich muss dann noch der ganze Film zusammengeschnitten, vertont und fertiggestellt werden. Ich bin so gespannt, wie er am Ende aussehen wird! Wenn ich genaueres weiß, wirst du es erfahren."

Ich kann Aron lachen hören.

„Das freut mich. Meine kleine Schwester wird berühmter, als ich" ich kann mir ein Lächeln nicht verkneifen „und wie sind die andere Schauspieler? Ich habe im Internet gelesen, dass du mit Robert Downey Junior zusammenarbeitest. Iron man persönlich also! Wie konntest du mir das nur verschweigen?! Ich dachte er wäre dein Idol? Vielleicht kannst du ja mal ein Autogramm klarmachen"

Mein Lächeln verschwindet und ich glaube auch, dass ich sichtlich blass werde. Das ungute Gefühl in meinem Magen kehrt zurück und ich fühle mich erneut unglaublich elend wegen meinem Verhalten heute Abend ihm gegenüber.

Ich räuspere mich.

„hm klar. Er ist übrigens Knicks Fan"

„WAS? NEIN! du verarscht mich!?" Aron schreit regelrecht ins Handy, sodass ich das Display einige Zentimeter von meinem Ohr entfernen muss.

„Ich werde schauen, was sich machen lässt wegen dem Autogramm. Wir sehen uns Aron und ruh dich jetzt erst einmal aus. Tschüss"

„du bist die Beste! Tschüss, Prinzessin" verabschiedet er sich und wir beide legen auf. Mein Handy liegt vor mir auf der Matratze und ich starre geradeaus auf die weiße Wand. Ich kann nicht aufhören an Robert zu denken.

Meine Gedanken wandern von unserer Begegnung am Empfang, hin zu unserem Kuss und dem Gefühl, welches ich dabei verspürt habe. Unbewusst streiche ich mir über die Lippen. Der heutige Abend spielt sich vor meinem geistigen Auge ab und ich verspüre den Drang, mich bei ihm zu melden.

Es ist wie, als würden meine eigenen Hände sich von selbst bewegen und ich gehe auf Instagram, klicke auf Roberts Profil und auf den kleinen grauen Kasten mit 'Nachricht'.

Unser Chat öffnet sich und ich starre einige Minuten einfach auf den Display, bis ich die Worte „Hi Robert, hier ist Amanda. Es tut mir leid, wenn ich heute Abend taktlos gewesen sein sollte. Vielleicht hast du Lust, morgen mit mir etwas zu unternehmen! Melde dich doch bei mir."

Bevor ich auf senden klicke, lese ich mir den Text noch mindestens fünfmal durch. Morgen habe ich sowieso nichts zu tun, da ich in Chicago niemanden kenne und keine Zeit ist, bis nach Kalifornien zu meiner Familie zu fliegen.
Irgendwie sagt mein Bauchgefühl mir, dass ich mich auf ihn einlassen sollte. Ihm eine zweite Chance geben sollte.

Hat nicht jeder so eine verdient? Menschen können sich ändern und vielleicht hat er dies getan. Jetzt liegt es wohl an mir, das herauszufinden.

Und da geschieht es schon. Ich klicke auf senden und schmeiße mein Handy weg von mir.

Bin ich etwa nervös?

Meine Atmung wird schneller und ich kann ein aufbrausendes kribbelndes Gefühl in meinem Brustkorb verspüren.

Alle Ablenkungsmanöver scheitern, während ich versuche mich von meinem Handy fernzuhalten.

Eine neue Serie anfangen. Gescheitert.
Ein Buch lesen. Gescheitert.
Die Küche aufräumen und Taylor Swift dabei hören. Gescheitert.

Am Ende renne ich dann doch zu meinem Handy und klicke vorsichtig auf den Bildschirm. Tatsächlich habe ich eine Benachrichtigung von Instagram. Mein Herz beginnt heftig in meinem Brustkorb zu schlagen.

Meine Face-ID entsperrt mein Handy und mir bleibt kurzzeitig der Atem stehen. Robert hat geantwortet.

„kein Grund sich vorzustellen, ich weiß natürlich wer Sie sind ;) morgen habe ich noch nichts vor, also stehe ich Ihnen gerne zur Verfügung. Frühstück im Mary's um 9 Uhr und danach könnte ich Ihnen ein wenig die Stadt zeigen? Wenn Sie mir ihre Adresse geben, hole ich Sie um 8:45 Uhr ab"

Ich atme tief und erleichtert ein. Er ist wirklich ein Gentleman. Er weiß es nicht, aber fast alles, was er bisher gesagt oder getan hat, ist unglaublich attraktiv. Macht er das bewusst? Oder ist er einfach ein unverschämt charmanter Mann?

Das Bezahlen meines Getränks und jetzt auch noch die genaue Planung für morgen, ohne, dass ich überhaupt irgendwas machen oder sagen musste. Ich kann mir ein Grinsen nicht verkneifen. Ich freue mich wie ein Teenager, bis ich bemerke, wie ich mich gerade aufführe.

Räuspernd richte ich meine Position und schicke Robert letztendlich noch meine Adresse, auf die er mit einem Kuss Smiley antwortet. Wieder erwische ich mich dabei, wie ich zu grinsen beginne.

An den Vorfall vor einigen Jahren darf ich nicht mehr denken, wenn ich ihm eine neue Chance geben will. Das ist Vergangenheit und wer nach vorne blicken will, muss in der Gegenwart leben und sich auf das konzentrieren was ist und sein wird. Nicht auf das, was einmal war.

Kopfschüttelnd reiße ich mich aus den Gedanken und starre aus dem Fenster. Heute Nacht werde ich entweder besser schlafen denn je oder kein Auge zubekommen.

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