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Graues, tristes Wetter und Nieselregen begrüßten die Passagiere des Fluges NK 1856 von Houston nach New Haven bei der Landung am Twees-New-Haven Airport. Es war bereits später Nachmittag als die Maschine mit einer Verspätung von etwa 2 Stunden endlich am Gate stand und die Passagiere sich drängelnd im Gang sammelten und darauf warteten das Flugzeug verlassen zu können. Unter ihnen befand sich eine junge Blonde Frau, welche genervt seufzend darauf wartete, das sie ihren Platz endlich verlassen und sich der sich langsam vorwärtsbewegenden Schlange anschließen konnte. Kaum das sie die Gangway verlassen hatte steuerte sie auch gleich zur Gepäckausgabe um sich eine große Tasche zu greifen welche grade auf dem Band vorbei fuhr. Gemischte Gefühle begleiteten Sie dabei auf dem Weg durch den Flughafen hin zum Ausgang. Es war einige Zeit her das sie zuletzt hier gewesen war und das, obwohl sie diese Stadt eigentlich ihr Zuhause nennen sollte. Hier war sie geboren und aufgewachsen, hatte eine unbeschwerte Kindheit und Jugend genossen und doch verband sie mit dieser Stadt nichts was ihr das Gefühl von ‚Zuhause' vermittelte. Die Vergangenheit konnte schwere Schatten werfen, das wurde ihr jetzt wieder besonders bewusst. Nichts hatte sich in der Zeit ihrer Abwesenheit geändert und doch war die Hoffnung genau darauf da gewesen, wenn auch nur unterschwellig.
Kalte feuchte Luft schlug Jamie entgegen kaum das sie das Gebäude verlassen hatte. „Na das ist eine nette Begrüßung nach all der Zeit..." Murrend setzte sie ihre Tasche ab und zog ihre Jeansjacke über das Tshirt. Eigentlich hätte sie es ja wissen müssen, New Haven im April war so launisch wie die See an welcher die Hafenstadt gelegen war. Ihr Blick glitt zur Straße auf der Suche nach einem Taxi, jetzt nach dem die erste Welle an Passagieren bereits weg war ging es hier entspannter zu. „Na dann... wollen wir mal." Seufzend griff sie wieder nach der Tasche welche sie Schulterte und zielstrebig auf eines der wartenden Taxen zuging. „Hallo. 25 Pendelton St. Bitte." Jamie gab dem Fahrer die Adresse und lies ihren Blick aus dem Fenster schweifen während das Auto sich in den Feierabendverkehr einreihte. So wirklich daran gewöhnt wieder festen Boden unter den Füßen zu haben hatte sie nicht, der erste richtige Landurlaub nach 8 Monaten Dienst auf der George Washington und der Vorhergegangenen Ausbildung. Die Zeit war gefühlt wie im Flug vergangen, was aber auch kein Wunder ist wenn man Monate auf See verbringt und weit und breit nur Wasser und den endlosen Horizont vor sich hat. Für ihre Familie dagegen wohl eher eine Ewigkeit. Ihr letzter Besuch war im Sommer letzten Jahres zur Feier des 4 Juli gewesen. Das war nun schon bald ein Jahr her... und der nächste Einsatz würde garantiert nicht lange auf sich warten lassen. Ein beiläufiger Blick auf ihr Smartphone bestätigte ihre Vermutung das es wirklich schon recht spät war und man ihre Ankunft bestimmt schon Sehnsüchtig erwartete. Das erste Mal schlich sich jetzt ein Lächeln auf ihre Lippen. Das einzige was den Aufenthalt hier erträglich machte waren ihre Großeltern. Sie konnte sich bereits Bildlich vorstellen wie ihre Großmutterungeduldig auf der Veranda stand und sich sorgen machte während ihr Großvater mit seiner Pfeife in seinem Lieblingssessel saß, in der Zeitungblätterte und versuchte sie zu beruhigen.
Natürlich hätte sie auch anrufen können aber... die eine halbe Stunde mehr oder weniger änderte auch nichts an der Tatsache das der Flug sowieso massiv verspätet war.

Die Stadt hatte sich bis auf den Wechsel der Jahreszeiten kein bisschen verändert, alles war so wie immer. Wenigstens eine der wenigen Konstanten in ihrem Leben die sich nie geändert hatte. Ihre Gedanken schweiften weiter ab und Jamie bekam gar nicht mit das sie bereits am Haus ihrer Großeltern angekommen waren, erst als der Fahrer sie ansprach richtete sich ihre Aufmerksamkeit wieder ans hier und jetzt. „Ma'am, wir sind da. Macht $47,30." „Natürlich, einen Moment... Stimmt so." Rasch bekam der Fahrer 50 Dollar in die Hand gedrückt ehe sie aus dem Auto stieg. Es hatte glücklicherweise aufgehört zu regnen. Von der Veranda eilte bereits eine ältere Dame auf sie zu, gefolgt von einem Mann mit Pfeife und einem zufriedenen Lächeln auf den Lippen, der jedoch auf der Veranda stehen blieb.
„Jamie! Da bist du ja endlich, ich hab mir schon Sorgen gemacht... du wolltest doch eigentlich schon längst hier sein." Bei dem Anblick ihrer Großmutter konnte die Blonde nicht anders als zu lächeln. „Ach Granny... das musst du doch nicht. Wenn wirklich etwas wäre hätte ich mich schon gemeldet. Und außerdem sind es doch nur ein paar Stunden." Herzlich lies sie sich von ihrer Großmutter in die Arme nehmen. „Ein paar Stunden sind schon zu viel, du kommst uns so selten besuchen. Du könntest ruhig öfters vorbeikommen." Tadel und Sorge schwangen in ihrer Stimme wieder und zugegeben, ein klein wenig Schuldig fühlte sich Jamie dann doch. Immerhin hatten ihre Großeltern nichts damit zu tun das sie ungern nach Hause kam. „Nun lass doch gut sein Betty, du weist doch das man wenn man auf See ist nicht so einfach mal nach Hause kommen kann. Selbst wenn man es gerne möchte. Und nun kommt rein bevor es wieder anfängt zu regnen." „Aye Aye, Sir! Siehst du Granny, du hast Gramps gehört. Ich komme so oft wie möglich, aber es ist eben nicht einfach." Lachend hakten sich die beiden Frauen an den Armen ein und begaben sich zurück ins Haus.
Kaum das die Tasche abgestellt und die Jacke aufgehängt war musste Jamie erst einmal ihren Großvater begrüßen. „Gramps... du hast mir gefehlt. Wie geht es euch, ist alles in Ordnung?" Auch hier viel die Umarmung mehr als herzlich aus und Jamie begann sich nun doch etwas wohler zu fühlen. „Bei uns ist alles bestens, das weist du doch. Aber nun setz dich erstmal und trink einen Kaffee... ich bin sicher Grandma hat hier irgendwo einen frisch gebackenen Kuchen versteckt." „Kuchen habe ich, aber ich verstecke ihn nur damit du nicht schon vorher die Hälfte aufisst, George." „Aber Betty, was denkst du denn von mir, sowas würde ich nie tun." Zwinkernd schaute er seine Enkelin an und widmete sich dann einer kleinen Kabbelei mit seiner Frau. Verheiratet seit fast 40 Jahren und noch immer verleibt wie im ersten Tag. Die beiden waren wirklich nur zu beneiden, so etwas fand man nur noch selten und das obwohl sie es auch nicht einfach gehabt hatten. Ihr Großvater, George Dawson diente sein ganzes Leben in der Navy und lernte seine Frau Betty kurz nach seinem Eintritt in ebendiese kennen. Seitdem gingen Sie gemeinsam durchs Leben und nichts würde das jemals ändern können. „Nun erzähl aber mal kleines, wie ist es so auf einem Flugzeugträger zu dienen?" Natürlich war er neugierig. Als alter Seebär auf der Kittyhawk wusste er ganz genau wie das Leben auf See sein konnte. Aber jeder musste schlussendlich selbst entscheiden ob es das war was man wollte und dafür brannte. „Ich geb zu, am Anfang war es ziemlich gewöhnungsbedürftig aber inzwischen fühle ich mich wohl. Ich komme mit allen ganz gut zurecht." „Das Fliegen macht dir also noch immer spaß? Das freut mich sehr zu hören kleines." „Also mir gefällt es nicht das du in diesen Feuerstühlen durch die Luft bretterst und dabei auch noch so weit weg bist von zuhause. Möchtest du es dir nicht doch noch einmal überlegen? Ich könnte noch einmal mit A.J sprechen, er würde bestimmt etwas für dich finden." Besorgt verteilte Betty Dawson den frisch gebackenen Apfelkuchen an ihren Mann und Enkeltochter, sichtlich besorgt über den Karriereweg von Jamie. „Betty..." „Nein George. Wir haben schon Kate verloren, ich möchte nicht auch noch meine Enkelin verlieren. Ist es denn so verwunderlich das ich mir sorgen mache und sie lieber hier bei mir hätte? Sag mir nicht dass es dir anders geht?" „Granny... ich liebe meinen Job. Ich bin gerne Pilotin, das ist es was ich machen wollte seitdem ich denken kann. Ich weiß, du machst dir sorgen aber... Unfälle passieren nun mal. Mom ist nicht abgeschossen, sondern von einem Auto überfahren worden und das nicht mal 2 Blocks von zuhause entfernt. Ich kann fliegen, ich bin eine der besten und außerdem... wenn ich da oben bin, habe ich das Gefühl ihnen nahe zu sein, Mom und Dad. Du bringt Mom Blumen ans Grab um ihr nahe zu sein, ich fliege durch den weiten Himmel. Es ist für dich schwer nachzuvollziehen das weis ich aber ich wünsche mir das du meine Entscheidung respektierst. Ich bin wer ich bin und das ist nun einmal Liutenant Jamie Lee Mitchell - callsign Hawkeye."

TOP GUN - Home is where your heart isWo Geschichten leben. Entdecke jetzt