Das Pfeiflein

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Kurz vor der Grenze hielten wir nochmal an. Ein Laden, voll mit Zeug, das keiner braucht, aber trotzdem alle kaufen: Gartenzwerge aus Plastik, gefälschte Markenschuhe, Kleider, billiges Parfüm. Davor ein Kiosk, eine Tankstelle, ein als Massagesalon getarnter Puff, ein Zahnarzt und ein Nagelstudio.

„Ich hol mir eine Stange Zigaretten, die sind billiger hier. Wartest du, oder kommst du mit?"

Ich wartete lieber. Stellte mich zwischen die Gartenzwerge und machte ein Selfie, löschte es wieder, sah nach den Preisen an der Tafel des Nagelstudios. Ein ekliger Typ mit Bierbauch und Trainingshose musterte mich anzüglich

„Was ist, Kleine? Zwanzig Euro, wenn du mir einen bläst!"

„Fick dich, du Arschloch!"

Ich ging in das Geschäft zu Jana. Gut, dass sie das eben nicht mitbekommen hat, dachte ich, sie hätte den Schmerbauch glatt zusammengeschlagen.

„Was ist, willst du auch was?", fragte sie.

„Nein danke, lass uns lieber nach Hause fahren."

Sie nahm ihre Zigaretten, zwei Dosen Cola und eine Tüte Chips. Die Chinesin an der Kasse grinste ein falsches Lachen.

„Wahnsinn, was die alles für Ramsch haben", sagte Jana, schon im Auto. Sie warf die Zigaretten auf die Rückbank, ins Handschuhfach legte sie ein kleines Schächtelchen.

„Was ist das?", fragte ich.

„Eine Galtonpfeife", antwortete sie, „Für Shirin, die hat ihre nämlich verloren."

„Was ist eine Galtonpfeife?"

„Eine Pfeife, um Hunde zu dressieren. Der Ton, den sie gibt ist so hoch, dass er für das menschliche Ohr nicht hörbar ist."

„Kann man damit auch Wölfe dressieren?", fragte ich nach.

Keine Ahnung. Kann ich mir aber gut vorstellen."

Dann küsste sie mich und fuhr sie los.

Jana und Liz - Teil 8: Der Pranger von Horni PlanaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt