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Jetzt lachten auch Louis und Malek. »Das sah gerade ein bisschen aus, wie das kleine Kind früher, wenn man bockig war, weil Mama oder Papa nein gesagt haben«, meinen Gedankengang musste ich einfach mitteilen. Louis nickte zustimmend und Malek ließ mich nun endlich los. »Tut mir leid«, etwas geknickt, entschuldigte er sich bei mir. Immer noch lachend erwiderte ich »Alles gut! Es freut mich, dich glücklich zu sehen. Mach dir keinen Kopf!«, leicht nagte das schlechte Gewissen schon an mir, er freute sich doch einfach nur. Aber auch Louis schien sich wieder ein gekriegt zu haben, denn schnell wurde das Thema gewechselt. Louis erzählte mir, welche Kneipendie beiden sich schon rausgesucht hatten und wie der Plan für die Nacht war. Motto für heute war ausschließlich, bestanden, dass einzige, was zählt. Mal schauen, ob wir vernünftig bleiben und den Weg nach Hause nachher noch finden. Vier Kneipen standen insgesamt auf dem Plan, in der ersten treffen wir uns noch mit zwei Bekannten von Malek. Die wollen allerdings dann auch dort bleiben und nicht mitziehen. Wir schauen mal spontan, was der Abend so bereithält.
Vor der WG der beiden angekommen, schloss Louis auf und stellte meine Tasche nur in den Eingangsbereich. Eine Stolperfalle, für Betrunkene ... Meinen letzten Bissen des Müsliriegels steckte ich mir noch genüsslich in den Mund und los geht es.

Kneipe eins war noch relativ unspektakulär, jeder drei Mischgetränke und spannende Unterhaltungen. Ich hatte herausgefunden, dass die beiden Bekannten von Malek schon 26 und 28 waren und bei der Polizei arbeiten. Nicht der gleiche Berufszweig wie wir, aber immerhin auch das Blaulichtmilieu. Retter sind Retter, egal ob Polizei, Rettungsdienst, Pflege oder ähnliches. Die beiden schienen aber wesentlich vernünftiger als wir, sie tranken nur in Maßen und kannten ihre Grenzen. »Trinkt nicht zu viel und kommt gut nach Hause. Passt auf euch auf«, das war, die Verabschiedung, die wir von den beiden bekamen, als wir gegen circa 20 Uhr Kneipe Nummer Eins verließen. Bis zur zweiten Kneipe war es ein längerer Fußmarsch als erwartet. Waren wir wirklich so betrunken? Vielleicht lag es aber auch daran, dass wir erst in die falsche Richtung gelaufen sind, Upsi. Auch in der zweiten Kneipe trafen wir irgendwelche schrägen Menschen. Großteils Typen, aber auch vereinzelt Mädchen waren dabei. Die Kneipe verließen wir aber recht schnell wieder, weil dort, laut meinem Bauchgefühl, irgendetwas nicht mit rechten Dingen zu ging. Auch Louis hatte in der Bar ein schlechtes Gefühl. Nur Malek wollte dort bleiben, er hatte sich eine hübsche Dame geangelt. Ihn schleppten wir aber einfach mit raus, der Jüngste im Bunde hat kein Mitspracherecht. Keine drei Minuten später rauschten an uns mehrere Polizeifahrzeuge mit Blaulicht in die Richtung, aus der wir kamen. Ob das etwas mit unserem komischen Bauchgefühl zu tun hat? Wir werden es bestimmt erfahren ...

Strauchelnd liefen wir weiter Richtung Kneipe Nummer drei. Gerade laufen, konnten wir alle nicht mehr. Ich weiß noch nicht, wie wir noch weitere zwei Kneipen schaffen wollen. Aber Probieren geht bekanntlich über Studieren.

Als wir die dritte Bar betreten hatten, machte Louis direkt alle auf sich aufmerksam. »Phil du alter Hase. Was machst du denn hier?« Etwas überrascht guckte die fremde Person, die zwei Meter vor uns stand und ich, ihn an. Der gerade Angesprochene, zog seine eine Augenbraue leicht nach oben und musterte uns. Bei mir blieb er etwas länger hängen und seine Miene erhellte sich schlagartig, als er zurück zu Louis schaute. »Malek, Louis! Lange nicht gesehen, wir wollten nach dem Dienst noch etwas trinken und ihr? Wer ist denn der gute Herr rechts von dir?«, damit meinte er augenscheinlich mich, denn Malek stand auf der anderen Seite von Louis.

Jetzt schaute Louis in meine Richtung. »Das ist aber schön, euch mal wieder zu sehen. Die Dienste haben mit euch immer richtig Spaß gemacht! Das ist Liam, ein Kumpel von uns. Er hat heute früh seine Prüfung bestanden und war der Letzte im Bunde, der noch fehlte. Jetzt wollten wir darauf anstoßen«, leicht lallend, er hatte schließlich auch schon ein bisschen, was Intus, brachte er die Erklärung über seine Lippen. »Herzlichen Glückwunsch! Ich bin Phil, schön dich kennenzulernen«, leicht überfordert schaute ich zwischen ihm und dem Boden hin und her. Wie war das noch gleich, mit fremden Personen? ... »Fr...eut...m..mich...eb..ben..falls«, mehr schlecht als Recht und stark stotternd, brachte ich ihm diese Worte entgegen und schüttelte die mir entgegengestreckte Hand. »Boah, du hast ja Eisfinger«, erschrocken zog Phil seine Hand an den Körper, als ich diese wieder losließ. Etwas beschämt schaute ich auf den Boden, ich wollte ihm keinen Schrecken einjagen. Lachend machte Phil aber weiter, ohne auf die eben entstandene Situation noch einmal einzugehen. »Welche Prüfung denn? Schade eigentlich, dass du nicht mehr bei uns auf der Wache bist. Jacky vermisst dich schon«, bei dem Namen meinte ich, einen leichten Rotschimmer bei Louis auf dem Gesicht, gesehen zu haben. Uhh, ist da etwa jemand verliebt? Ich schwor mir, ihn darauf bei der nächsten (nüchternen) Gelegenheit anzusprechen. »Kommt doch erstmal mit. Ich würde gerne die Flaschen abstellen«, wir konnten noch nicht einmal auf die zuvor gestellte Frage antworten. Louis packte mich am Handgelenk und zog mich mit, hinter dem Typen her. Strauchelnd wollte ich gerade anmerken, dass es besser wäre, wenn ich alleine laufe und sehen könnte, wo ich hintrete, als ich einen Ruck verspürte. Louis war über die Stufe gestolpert und zog mich der Länge nach mit auf den Boden. Malek hörte ich nur noch lachen, bis mir übertrieben heiß wurde.

Wie peinlich war das denn jetzt?!

»Sorry man, hab die voll übersehen«, unter leichtem Stöhnen, natürlich war ich mit meinen Rippen genau auf einer Tischbeinkante gelandet, wendete ich mich Richtung Louis. »Alles gut, kann mal passieren!«, ich wollte unter keinen Umständen, dass er ein schlechtes Gewissen bekam. Er war betrunken, da war die Wahrnehmung nun mal häufiger eingeschränkt.

»Ist alles gut bei euch beiden?«, zwei Hände streckten sich uns entgegen und ein besorgt drein guckender Phil stand vor uns.

Scars tells Stories || ASDS / AS FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt