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Ich hatte eine gewisse Vorahnung, in welche Richtung das Ganze hier gehen könnte. Gespannt schaute ich Louis an. »Könntest du dir vorstellen, eventuell an den Tagen, an denen ich Dienst habe, auf ihn aufzupassen? Klar, er ist alt genug und braucht keinen Aufpasser, aber ich würde mich bedeutend sicherer fühlen, wenn zur Not mindestens jemand zu Hause ist«, ich lag mit meiner Vermutung also richtig.

»An sich ist das überhaupt kein Problem und ich würde das gerne machen, aber das ist ja auch mit einem riesigen Aufwand verbunden und lässt sich nicht so einfach stemmen. Ich muss ja auch noch arbeiten und wie du ja schon weißt, kreuzen sich unsere Schichten irgendwie immer«, die letzte Aussage brachte ich mit einem Schmunzeln rüber. »Darüber habe ich vorhin auch schon nachgedacht, eventuell könnte ich organisieren, dass du für einen Zeitraum, auf unsere Wache versetzt wirst. Unser Wacheiter ist immer relativ offen, für neue Leute. Vielleicht könnte man bei deiner Wache auch mal nachhaken und dich „Kurzzeitig Versetzen" lassen. Aber natürlich auch zur, wenn du das wirklich machen möchtest. Ich würde dich auch nicht fragen, wenn ich nicht wirklich ratlos wäre. Tut mir leid!«

Da Louis ja absolut nichts dafür konnte, muss er sich natürlich auch nicht entschuldigen. Das größte Problem war ja wirklich, dass die, die nichts tun, am längsten damit kämpfen, was andere für Probleme verursachen. Malek ist so lieb. Er tut niemanden etwas, lebt seinen Beruf mit der vollsten Begeisterung und würde für jede fremde Person, alles stehen und liegen lassen. Er hat so etwas einfach nicht verdient und genau das war auch der Grund, warum ich bei meiner nächsten Aussage nicht lange überlegen, oder gar zögern musste.
»Probieren kostet nichts. Wir werden es nur so herausfinden. Ich werde gleich noch zur Wache fahren und das Versuchen zu klären. Möchtest du noch hier bleiben, oder wieder zurück?« Da ich noch nicht so ganz einschätzen konnte, ob Louis sich mit dem Gedanken sicher fühlte, dass Malek alleine zu Hause war, wollte ich ihn fragen.

»Wenn das für dich okay wäre, würde ich noch mitkommen. Eventuell können zwei Leute mehr anrichten, als eine Person alleine«, die Unsicherheit entging mir nicht. Um ihn in seinem Vorhaben zu bestätigen, nickte ich dies ab.

Da wir es inzwischen auch schon Mittag hatten, entschlossen wir uns dazu, erst eine Kleinigkeit zu essen und dann sofort zur Wache zu fahren. Mir war bewusst, dass unser Fachleiter heute auf der Wache sein musste, da samstags sein Diensttag war. Viel bekam ich nicht runter, nachdem ich diese Nachricht noch verdauen musste. Auch Louis ging es nicht anders, dabei hatten wir uns gerade noch darüber unterhalten, dass es so nicht laufen darf. Okay, das war eine andere Situation, aber trotzdem ähnlich. Nach dem Essen hielt uns nicht mehr viel zu Hause. Wir räumen noch kurz das Geschirr, in die Spülmaschine und wenig später machte ich mich schon fertig. Louis hatte schon menschentaugliche Kleidung an, ich war immer noch im Schlabber-Outfit unterwegs. Na ja, eigentlich hatte ich mich darauf eingestellt, zu Hause herumzuliegen. Da es doch bekanntlich immer anders kommt, als man es sich vorgestellt hat, standen wir nun, eine halbe Stunde später, vor der Eingangstür meiner Rettungswache. Beziehungsweise der Stelle, wo ich arbeitete. Unser Weg führte uns direkt vor das Büro des Wachenleiters. Kurz zögerte ich, allerdings nicht lange. All das hier tat ich gerade für Malek. Und aus dem Grund, dass er auch immer etwas für uns tun würde, klopfte ich schlussendlich an die Tür. 20 Sekunden vergingen, und plötzlich stand unser Leiter vor der Tür. »Liam! Schön, dich zu sehen, was für dich denn hier her? Du hast doch heute frei. Und wen hast du da bitte mitgebracht?«, seiner letzten Aussage fiel sein Blick auf meinen Nebenmann. »Hey Heinz! Das neben mir ist Louis. Ich hätte mal ein kleines Anliegen und wollte mal nachfragen, ob wir uns eventuell kurz unterhalten könnten?«

Der fragende Blick von meinem DGL entging mir nicht. Irgendwo ja auch verständlich, nicht alle Tage taucht ein Mitarbeiter, welcher wohlgemerkt freihatte, in der Wache auf, um mit dem DGL zu reden.

»Ja klar! Kommt doch gerne rein. Wollt ihr vielleicht einen Kaffee?«
Hätte mir Fasching klar sein können, dass Lewis das Angebot ohne zu zögern annimmt. Ich entgegen, trinke ja nicht so gerne Kaffee, wie ihr inzwischen schon wissen müsstet. Da auch mein DGL über den nicht vorhandenen Kaffeejunkie in mir informiert war, stellte er mir, ohne noch mal nachzufragen, ein Glas Wasser auf dem Tisch. Dankend, schaute ich in seine Richtung, schließlich war das auch nicht normal, dass so darauf geachtet wurde. Neugierig ließ er sich auf seinen Platz hinter dem Schreibtisch fallen. Er schaut in unsere Richtung.

Neugier, lag in seinem Blick, aber auch ein ganz großes Fragezeichen konnte ich erkennen.

»Schießt los!«, bevor ich allerdings anfangen konnte zu reden, nahm ich ein Schluck Wasser aus dem Glas.

»Es geht um einen Kumpel von uns beiden. Aktuell arbeitet er in Köln, und wird auf seiner jetzigen Wache nicht gut angesehen. Das hat nichts mit ihm selber zu tun, sondern damit, dass andere Personen Sachen über ihn verbreiten und weiter erzählen. Da ich von hier aus leider keine allzu große Möglichkeit habe, ihm dort zu helfen, er aber ein echt guter Freund von mir ist, wollte ich mal nachhaken, ob es möglich wäre, mich für eine bestimmte Zeit versetzen zu lassen. Ich weiß, auch hier herrscht aktuell ein großer Mangel, allerdings würde ich gerne meinen Kumpel helfen. Ich würde die Schichten natürlich dort machen und eventuell kann man das ja auch vielleicht einrichten, dass eine Person von dort, hier hinkommt, aber ich wollte mich einmal erkundigen«, da ich wusste, dass unser Chef nicht gerade der Mensch ist, der gerne um den heißen Brei redet, ließ ich direkt die Bombe platzen.

Nachdenklich schaute er mich an, drehte seine Tasse ab und an in den Händen und seufzte.

Scars tells Stories || ASDS / AS FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt