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Der Einsatz ging dann doch schneller als gedacht zu Ende und wir konnten den Patienten mithilfe der Feuerwehr fachgerecht und schonend aus dem Haus holen.
Viel passierte in der Schicht nicht mehr und wir konnten pünktlich Feierabend machen. Der Abend verlief wieder relativ ähnlich wie der letzte, allerdings stand mein Plan für den nächsten Tag schon. Ich hatte am nächsten Tag Spätschicht und musste erst um 14 Uhr an der Wache sein. Mein Plan für davor war definitiv noch, einkaufen zu fahren. Denn mein Kühlschrank hatte für mich nur noch gähnende Leere zu bieten.

Zwei Folgen meiner Serie schaffte ich noch, bevor ich mich bettfertig machte. Dass ich es noch geschafft hatte, mir einen Wecker für den nächsten Tag zu stellen, war definitiv eine Meisterleistung.

Mit dröhnenden Kopfschmerzen wurde ich am nächsten Morgen von meinem Körper begrüßt. Bevor ich also irgendetwas machen werde, wird sich erst mal eine IBU gegönnt, damit die Schmerzen mich nicht aufhalten. Nachdem meine Routine vollzogen war, ich gefrühstückt hatte (aber nur, weil man auf nüchternen Magen keine Tabletten nehmen sollte) und mich Außenwelt tauglich angezogen hatte, konnte ich mit meinem Geld, der Einkaufstasche, meinem Schlüssel und der Liste das Haus verlassen. Der nächste Supermarkt war nur circa 700 m entfernt, weshalb ich beschloss, den Weg zu Fuß hinter mich zu bringen.

Wie heißt es so schön? „Jeder Gang macht schlank"

Eier, etwas für das Mittagessen, Milch, Aufschnitt, Brot und ein paar Getränke fanden ihren Weg in meine Tasche, bevor ich mich auf den Weg zur Kasse machte.

Mit einem Geldbeutel, der nun um einiges leichter war und ein paar grundlegenden Sachen, ging es wieder zurück zu meiner Wohnung. Die digitale Uhr über meiner Kommode zeigte mir, dass wir es inzwischen 11 Uhr hatten. Mir bleiben also noch gut 2,5h Zeit, um mir Essen zu kochen und ein bisschen die Wohnung wieder auf Vordermann zu bringen. Hier sieht es aus wie bei Hempels unterm Sofa, oder wie meine Mutter jetzt so schön sagen würde.

Zum Mittag wurden sich noch einmal die restlichen Nudeln vom
Vortag warm gemacht und zwei Müsliriegel fanden ihren Weg in meinen Rucksack. Man soll schließlich immer vorsorgen. Ich brauche zwischendurch auf der Arbeit etwas und dafür eigneten sich diese kleinen Riegel perfekt. Um kurz vor halb machte ich mich so lang daran, mein Fahrrad aus dem Schuppen zu holen, um zur Wache zu fahren. Den heutigen Dienst durften wir mit einem dritten Mann am Board bestreiten. Darauf freue ich mich schon richtig. Es war immer wieder schön zu sehen, wenn man junge Menschen für den Beruf begeistern konnte und diese dann eventuell später im Arbeitsleben sogar nochmal wieder sieht. Die Information mit dem dritten Mann an Board, ist mir gestern Abend beim Umziehen zu Ohren gekommen. Auch meinen heutigen Dienstpartner hatte ich gestern Abend noch gesehen. Ich hatte das Vergnügen, heute mit Cedric zu arbeiten. Morgen war dann meine Fortbildung und Mittwoch, Donnerstag, Freitag hatte ich noch einmal Dienst mit Lisa. Meistens waren die Paare für die Besatzung bei uns festgelegt und änderten sich nicht häufig. Klar, wochenübergreifend, aber eine Woche ist man meistens mit dem gleichen Partner unterwegs. Nur hatte Lisa heute einen Termin, wenn ich ihr gestern richtig zugehört hatte und hatte dafür Cedric seine Frühschicht übernommen. Dieser hatte sich glücklicherweise bereit erklärt, mit ihr zu tauschen.
Viel kannte ich den Kollegen nicht, wir hatten bis jetzt erst 3/4 mal das Vergnügen miteinander. Er soll aber wohl sehr gut und organisiert arbeiten, aber menschlich etwas abweisend sein. In unseren letzten gemeinsamen Diensten, die jetzt aber auch schon wieder mehr als ein halbes Jahr in der Vergangenheit lagen, wirkte er auf mich einfach wie jemand, der zwar seine Arbeit verrichten konnte, aber nicht so viel auf das Zwischenmenschliche legte. Aber auch ich kann mich natürlich täuschen und es hat einen komplett anderen Hintergrund, dass er zwischen den Einsätzen immer alleine ist und keinen Kontakt sucht. Auf jeden Fall war ich gespannt, ob er sich immer noch so zurücknimmt oder eventuell etwas offener geworden ist. Im Keller des Wohnhauses angekommen, zog ich mir mein Fahrrad aus den Tiefen, wo ich es gestern hin verdammt hatte, und mache mir die Kopfhörer an. Musik ist echt immer wieder ein Lifesaver, egal worum es geht. Ob beim Fahren, Nachdenken, Arbeiten (im Haushalt versteht sich xD), Musik auf den Ohren macht es einfacher. Vielleicht bin ich aber auch einfach nur wierd, lässt sich auch nicht ausschließen.

Pünktlich zum Dienstbeginn, stand ich umgezogen im Aufenthaltsraum der Wache und ließ mir fast von dem Melder, von dem Lisa die Flugbahn anscheinend nicht genau berechnet hatte, verdroschen.

»Ein Hoch auf meine Reflexe, ansonsten hättest du das dem Chef erklären müssen«, entschuldigend wurde ich angeschaut. Meine Hand war zum Glück schneller als der Melder, ansonsten hätte eben dieser die Wand geknutscht. Wäre dann schon der zweite Melder gewesen, der in der Anwesenheit von Lisa und mir auf der Wache zugrunde geht. Der Erste war damals auch echt zum Weinen. Lisa hatte sich versucht, den Melder an die Koppel zu klemmen. Wie Frauen halten soeben sind, hat das nicht funktioniert und der Melder ist gefühlt mit 30 Umdrehungen, zwei Saltos, einem Backflip und vier Schrauben, durch den Raum geflogen. An sich ja erstmal nichts Schlimmes, das könnte er ja eventuell überleben. Nur leider war ich zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort, habe den Raum betreten und bevor irgendwer etwas sagen konnte, knirschte es unter meinem Fuß. Aber jetzt mal ehrlich, welcher Mensch schaut beim Betreten eines Raumes auf dem Boden? Genau, keiner.
Mit dem Knirschen des Melders kam dann auch das Gekreische, eines, ich würde es entziffert als „Achtung" deuten, von Lisa. Nur bedauerlicherweise zu spät und der Melder war hin. Und jetzt erkläre das mal bitte dem Chef ... Seine Reaktion kann man sich bestimmt vorstellen.

Er hat uns direkt eine Gehaltserhöhung versprochen und ist vor Freude tanzend durch sein Büro gesprungen.

Und bevor du das jetzt wirklich glaubst, nein, das ist er nicht.

Scars tells Stories || ASDS / AS FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt