Teil 6

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Langsam wurde die Türe zu dem Krankenzimmer geöffnet.
"Adam? Sera schickt mich", fiepte die Stimme von Emily vorsichtig.
"Huh? Was will die Bitch von mir?" Adam erwiderte genauso freundlich, als hätte der kleine Seraphim gerade erzählt, dass sie sich mit einem Dämonen angefreundet hatte.

"Sera sagte nicht, um was es genau ginge, nur dass eine Versammlung mit den höchsten Engeln einberufen wird."
"Pff, und was mach ich dann da?"
"Naja, du hast diese... "Exkursionen" in die Hölle geleitet uuund du hast auch eine höhere Position."
"Will aber nicht", entgegnete Adam bockig.
"Aber Sera hat es angeordnet." Emily hörte sich komplett überfordert mit Adams Verhalten an.
"Will aber trotzdem nicht."
"Und warum nicht?", fragte sie vorsichtig, ehe sie hektisch hinzugefügte: "Also nur, wenn ich nachfragen darf!"

Adam schwieg als Antwort einige Momente, bevor er kleinlaut nuschelte: "Weißt du selber."
"Oooh!", kam es von der Jüngeren, "Wegen Lute! Du willst sie nicht alleine lassen! Wie romantisch!" Ich hörte wie sie letzteres förmlich quiekte und euphorisch auf und ab sprang.
"Pff, da ist nichts romantisch dran! Sie würde das gleiche machen für mich!" Leise fügte er zu sich selbst hinzu: "Zumindest hoffe ich das..."

Ja, ich würde das Gleiche für ihn machen! Für diese Antwort musste ich nicht einmal nachdenken.

Freudig klatschte Emily in die Hände. "Doch! Das ist soo romantisch!" Ihr Kichern verstummte augenblicklich, als ich vermutete, dass Adam ihr einen Todesblick zuwarf.
Der kleine Seraph räusperte sich kurz. "Wie wäre es, wenn wir es so machen, dass ich bei Lute bleibe und du schnell zum Treffen gehst?"

Keine Antwort von dem Braunhaarigen.

"Falls etwas sein sollte, dann würde ich dir auf der Stelle Bescheid geben lassen."

Weiterhin schwieg er. Der Vorschlag schien ihm offensichtlich nicht zu gefallen.

"Das wäre schließlich auch das, was Lute wollen würde. Oder denkst du, dass sie möchte, dass du eine Versammlung wegen ihr verpasst? Schließlich lebt sie für ihre Arbeit und führt diese immer mit höchster akribischer Exaktheit aus!"
Emily wusste genau, was sie wann zu sagen hatte. Man konnte vieles über sie sagen, aber dass sie unerfahren oder gar dumm war? Nein, das waren zwei Sachen, die definitiv nicht auf sie zutreffen!

Adam schien sich grummelnd zu erheben, als er mir einmal eine meiner weißen Strähnen aus dem Gesicht hinters Ohr strich. Mit strenger Stimme befahl er an Emily gerichtet: "Aber sag sofort Bescheid, wenn etwas ist!"
"Natürlich mache ich das Adam! Und danke dir."
"Huh? Für was?"
"Dafür, dass du zum Treffen gehst. Wärst du nicht hingegangen, dann hätte Sera mich geschimpft." Verlegen kicherte sie dabei, als sie sichtlich peinlich berührt von einem Fuß auf den nächsten tänzelte.

Seine Schritte entfernten sich von meinem Krankenbett, blieben vor Emily stehen und ich hörte, wie er ihr durch die weißen Haare wuschelte. "Hmpf, ich weiß. Ich rocke einfach!"

"Adam! Meine Haare waren frisch gekämmt", beschwerte sich Emily lachend.
"Sieh das als Preis an, dass du mich von Lute wegholst... und für deine blöden Kommentare vorhin." Mit diesen Worten zog er wie der größte Miesepeter davon.
"Blöde Kommentare? Sie sind nichts als die Wahrheit - selbst ein Blinder kann sehen, dass er dich toll findet, weißt du Lute?"

Emily? So gerne ich dir antworten würde, aber ich bin noch immer bewusstlos und kann es nicht. Was ich dir jedoch an den Kopf schmeißen würde: "Mach nun mal halblang! Was für "Blinder"!? Und was soll der bitte sehen? Adam und ich sind Arbeitskollegen. Ich bin nur seine rechte Hand! Nichts mit "romantisch"! Ugh." Genervt seufzte ich geistig.

Warum war Emily eine solche Träumerin? Klar, sie sollte alles repräsentieren, dass den Himmel ausmachte, aber musste es so sehr sein?

"Hach, stell dir doch mal vor: Du und Adam zusammen, ihr würdet euch so gut ergänzen - versteh mich nicht falsch, ihr habt beide Eigenschaften die höchst... sonderbar sind, aber trotzdem! Ihr akzeptiert die Eigenarten des anderen und noch nie habe ich jemanden sich mit so viel Elan unterstützen sehen - egal in welcher Angelegenheit! Ihr stärkt euch gegenseitig und haltet einander den Rücken frei! Manchmal bin ich schon fast etwas neidisch, dass ich niemanden im Himmel habe, bei dem ich niemals zweifeln müsste, ob er hinter mir steht." Euphorisch sprang Emily durch den Raum. Es klang, als würde sie die ein oder andere Drehung dabei einbauen, da ein paar Dinge klirrend zu Boden flogen.

Unconscious Love (AdamxLute)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt