𝑲𝒂𝒑𝒊𝒕𝒆𝒍 𝒔𝒊𝒆𝒃𝒆𝒏

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-Nalan-

Ich stoße die Tür meines Neons auf und schaue zu Alice. „Komm", fordere ich sie auf, „ich muss noch etwas erledigen." Sie klettert ebenfalls raus und kommt zu mir zum Kofferraum. Ich nehme eine Tasche heraus. Ich deute an, dass sie mir folgen soll und betrete das Gebäude vor uns. Oberhalb der automatischen Schiebetür ist ein Schild mit Neon leuchtenden Farben und der Aufschrift 'Naomis Tech-Stuff' befestigt. Ich spaziere ins Gebäude, Alice folgt mir etwas unsicher. Wie schon das Schild, sind die meisten Dinge im Geschäft - die zur Dekoration gehören - in blau und schwarz- bis weisstönen. „Schick." Pfeift Alice beeindruckt. Ich grinse nur schief, als ich an die Werkstatt denke. „Hey, Nalan, meine Lieblingskundin!" Erklingt eine Stimme links von mir. Alice, die sie nicht bemerkt hat, fährt erschrocken herum. „Und mit wem habe ich denn hier das Vergnügen?" Fragt Naomi und mustert Alice von oben bis unten. „Das ist Alice." Stelle ich sie vor und lege meine Tasche auf den Verkaufstresen. „Aha. Woher ist die kleine?" Alice verdreht lächelnd die Augen, sie hasst es klein genannt zu werden. „Habe sie beim Institut für Kryokonservierung aufgeschnappt. Die kleine ist wie eine amüsante und coole Version eines Avis." Zwinkere ich meinem gegenüber zu, die sich ein paar Teile aus der Tasche anschaut. „Huh", macht sie, wobei ich mir nicht sicher bin, ob's die Sachen oder Alice sind, die sie interessiert. „Ich habe noch nie gehört, wie du 'cool' unironisch sagst." Bemerkt Alice grinsend. Ich tätschle ihren Kopf. „Ich habe dir auch noch nie unironisch gesagt, dass ich dich mag, Liebes." Sage ich und dicke mich auf ihre Höhe. „Witzig." Meint sie unbeeindruckt. Naomi klappt ihre Lupe - welche an ihrer Schleife befestigt ist - hoch und sieht mich mit einem mysteriösen Grinsen an. „Was?" Ihr rechter Mundwinkel schiebt sich noch ein Stück hoch. „Nichts, Liebes." Äfft sie mir nach. Ich schlage ihr leicht auf die Wange, um eine Backpfeife anzudeuten.

„Kryokonserviert also?" Fragt Naomi, den Kopf leicht in Alice' Richtung gestreckt, während sie ein Drahtstück mustert. „Ja." „Wann denn?" „21. Jahrhundert." Naomi gibt einen überraschten Laut von sich und sieht Alice interessiert an. „Das ist ja spannend. Ich dachte Nalan hat nur langweilige Freunde wie mich." „Oh, ich wusste nicht, dass man mit solch nervigen Verhalten Freunde findet." Gibt Alice überrascht von sich. Ich dachte, sie hat mich noch gestern gefriendzoned, denke ich belustigt und versuche nicht zu lachen. „Ich find sie toll." Sagt Naomi und wedelt mit einem Stück in der Hand. „Woher die Sachen." „Oh, ich habe Zeniya operiert und ihre Technischen Gedärme herausgerissen, wieso die Interesse?" Frage ich harmlos. Naomi gibt mir einen überraschten Blick. „Zeniya?" „Uh-huh, die alte ist durchgeknallt." Murmelt Alice ihr zu. „Sie will... Na ja." Ich deute mit meiner Hand eine Pantomimische Schlinge an und hänge sie mir um den Kopf. Als letztes ziehe ich daran. „Warte, ernsthaft?" „Habe ich dich jemals angelogen?" Frage ich beleidigt zurück. Dann klicke ich auf den Knopf an meinem Ring und zeige ihr die Aufnahme meiner Videokameras.

„Schätzchen, das ist übel." Ich nicke mit Alice gleichzeitig. „Deshalb darfst du die Einzelteile behalten." Lächle ich. Naomi tut so, als würde sie die Bauteile in den Mülleimer schieben. Wir lachen alle drei.

„Wie kommt's, dass du nicht arbeitest?" Fragt Naomi. „Ich habe frei." Winke ich ab. „Und was macht dein Job sonst so?" Hackt sie nach. „Langweilig wie immer, du kennst es doch, Darling." Ich lasse mich auf einen Stuhl fallen, während mich Alice mit einem Blick anschaut, den ich noch nicht gesehen habe. Hier in Naomis Werkstatt ist sowas wie mein zweites Zuhause. Auch wenn manche nicht verstehen würden, wieso ich das Chaos im Werkstatt dem professionellen Vorraum vorziehe. Mein Geschmack ist nunmal speziell. „Du weisst, dass du jederzeit hier arbeiten dürftest, das hast du nicht vergessen, oder?" Naomi hat mir - weil ich so genervt von meiner Arbeit bin - schon öfters angeboten hier im Laden zu arbeiten. Ich bin sowieso oft hier und helfe manchmal aus. Eigentlich freiwillig, aber Naomi schmuggelt mir irgendwie immer ein wenig Geld in meine Tasche oder überweist es mir einfach digital, obwohl ich ihr immer klar sage, dass es nicht nötig ist. Und ihr Geschäft läuft super, sie hat schon für die größten Firmen gearbeitet und dabei einiges verdient, von dem her könnten wir auch zu zweit gut von dem Geld leben. Aber trotzdem lehne ich immer dankend ab. „Vielleicht könnte ich dir helfen die Rechte für deine Ringe zurückzuholen, komm schon, Nalan." Versucht sie es. „Keine Sorge, ich mache kein Drama aus der Sache." „Du wärst etwa so reich wie Bryan Camillo, wieso zu den Lichtern willst du das nicht?" Fragt Naomi etwas entsetzt. Ich lache auf. „Was soll ich mit so viel Geld machen? In den Pool des Wolkenkratzers füllen?" „Schätzchen, die würde bestimmt ein gesamter Wolkenkratzer gehören, du könntest jeden Pool damit füllen!" Naomis Augen weiten sich. „Da du ja besser weisst, was man mit so viel Geld anfangen kann als ich und da du mir mittlerweile verdammt viel Geld heimlich zugesteckt hast - wer weiss ob ich überhaupt alle gefunden habe - würde ich dir das meiste sowieso geben." Grinse ich und bemerke, dass wir beide Alice völlig vergessen haben.

How the fire started to burn - She's about to end us✎♥︎Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt