𝑲𝒂𝒑𝒊𝒕𝒆𝒍 𝒗𝒊𝒆𝒓

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-Alice-

Nalan stellt den Fernseher wieder aus. Ich blicke immer noch stumm auf den Bildschirm. Ich hätte nicht gedacht, dass die Menschen bis ins Jahr 4421 überhaupt existieren würden. Und als ich vor kurzem mit eigenen Augen Zeugin wurde, dass es sehr wohl so ist, dachte ich, die Menschen haben sich verändert.

Das haben sie.

Das haben sie nicht.

Sie sind so anders geworden und so gleich geblieben zugleich.

Sie scheinen mittlerweile im Durchschnitt anderthalb Köpfe größer zu sein als damals. Früher habe ich mich immer groß gefühlt. Meine Freundinnen - die paar die ich hatte - waren alle mindestens einen halben Kopf kleiner als ich und die meisten Jungs höchstens einen halben größer. Und jetzt sind alle Leute, denen ich bisher begegnet bin, größer als ich es je sein werde. Nalan, Mrs. Warren und die anderen Ärzte, die paar Leute, denen ich sonst im Institut begegnet bin. Das Leben ist scheinbar voller Luxus - zumindest wenn Nalan im durchschnittlichen Bereich liegt -, die Umgebungen sind schön und unterschiedlich. Auf dem Weg hierher habe ich die Wolkenkratzer von Lumin gesehen. Riesige Gebäude, so hoch, dass ich nicht genau erkenne, wo die Wolken sie verschlingen. Im Vergleich zu diesen Gebäuden wäre der ehemalige höchste Wolkenkratzer locker der Durchschnitt. Mir ist es ein Rätsel, wie die Gebäude nicht in sich zusammenstürzen.

Wir sind auch an Wegen vorbeigekommen, um die herum farbenfrohe Wälder voller Bäume, Büsche und Blumen waren. Sehr hübsch, wie ich zugeben muss.

Wolkenkratzer hätte ich erwartet, aber Wälder, grüner als ich sie bisher je gesehen habe?

Manche von ihnen schienen kalt zu sein, die Bäume waren wie ein Schutz gegen den Frost. Andere sahen so tropisch aus, dass ich selbst im Neon sitzend dachte, ich schmelze gleich, nur wegen dieses Anblicks.

Ich würde Nalan gerne eine Million Sachen darüber fragen, wie es heute so ist. Was gibt es für Berufe, wie sind Länder und Kontinente verteilt, wie sind die Wolkenkratzer gebaut, wie viele Etagen hat ein Wolkenkratzer, ob sie eher durchschnittlich oder luxuriös lebt, ob man noch Sport macht, ob es irgendwelche Alternativen für verschiedenstes Essen gibt. Wie ist der Wert von Geld? Gibt es das noch? Haben Roboter alle Arbeit übernommen? Okay, unwahrscheinlich, sonst müsste Nalan gar kein Interview führen. Wir hätten uns gar nie getroffen.

Ich wäre vor ein paar - tausend - Jahren nie auf die Idee gekommen, dass ich einmal jemanden treffen werde, der mich bei einem Institut für Kryokonservierung abholt, um mich zu interviewen.

„Und wer genau ist diese Frau?" Frage ich, als ich es endlich schaffe, meinen Blick abzuwenden und Nalan anzusehen. Sie setzt sich wieder an den Tisch und fängt an zu essen. „Aria Ashoak. So wird sie zumindest genannt. Es wird bald gewählt. Sie ist die Favoritin von... prinzipiell der ganzen Welt!" Sie schüttelt den Kopf. „Zweitbeliebtester, der sich gemeldet hat, ist Vinc Bryce. Jedoch würden 98 von 100 Menschen mit Sicherheit für Aria stimmen."

„Vinc habe ich auch noch nie gehört."

„Vincent. Er heisst Vincent." Korrigiert Nalan sich. Er wurde anscheinend Vinc genannt, so wie Aria Ashoak genannt wurde. Vinc Bryce und Aria Ashoak, beides Namen, die nicht ganz richtig sind. Vielleicht irgendein futuristisches Ding, was ich einfach nicht verstehe.

„Ich erkläre dir am besten das System der Wahlen." Meint Nalan und schlürft an ihrem Tee. Ich setze mich neben sie und bediene mich am Frühstück. „Alle acht Jahre finden die Wahlen statt. In Lumin, Greenhave und Aquadise gibt es jemanden, der den Stand von einem Präsidenten eurer Zeit hat. Eine Person von diesen dreien ist jedoch nicht nur für die eigene Region, sondern auch für die anderen verantwortlich. Wenn Aria gewinnt - worauf die Chancen hoch sind -, wird sie Vertreterin von Lumin und hat die Welt in ihren Händen."

How the fire started to burn - She's about to end us✎♥︎Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt