Hikaros Princess

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Den Sonntagvormittag verbrachte ich einerseits mit lernen und andererseits damit, meinen Verband vor den Augen meiner Mutter versteckt zu halten, was um ehrlich zu sein nicht weiter schwer war, da sie nur Augen für Jack hatte.

Nur beim Mittagessen gestaltete sich das Versteckspiel als nervenzerreißend. Ich hatte zwar eine dünne Strickjacke angezogen, unter welcher ich nebenbei höllisch am Schwitzen war, aber da ich mit der rechten Hand die Stäbchen zum Mund führen musste, rutschte mein Ärmel immer stückweise hoch.

Ein paar Mal bekam ich von Chan einen Tritt gegen das Schienbein, welches mir zu verstehen geben sollte, dass mein Verband sichtbar war, woraufhin ich den Ärmel unauffällig wieder ein Stück zurückschob. Zudem erfand
Yeji immer neue Themen zum Reden, damit Jack und meine Mom abgelenkt waren.

Man, ich war ihnen echt was schuldig. Nach dem Essen verschwand ich in meinem Zimmer. Ich schnappte mir meinen kleinen Rucksack, worin ich Handy und Portemonnaie verschwinden ließ und checkte noch einmal die ausführliche Wegbeschreibung, die mir Olivia geschickt hatte.

Nachdem ich ziemlich sicher war, ich könne gar nicht mehr falsch laufen, verließ ich mein Zimmer. Yeji,die gerade die Treppe hoch getrottet kam, zog die Augenbrauen hoch.

„Wo soll's denn hingehen?" Im nächsten Moment machte sie einen wehleidigen Gesichtsausdruck. „Sag mir nicht, du triffst dich mit SKZ..." Ich schüttelte den Kopf.

„Sei beruhigt Cousinchen, ich treffe mich mit Freundinnen, Mädchen, du weißt schon, das weibliche Geschlecht..."

„Ist ja gut! Ich hab's verstanden! Mich interessiert auch nicht wirklich, mit welchen Jungs du dich triffst, solange es nicht Chan's Kumpel sind..." Ich verdrehte die Augen, aber hatte keine Lust, mit ihr über Stray Kids zu streiten, also ging ich einfach an ihr vorbei und setzte meinen Weg zu Olivia fort.

„Komm nicht zu spät zurück, morgen ist Schule!", rief sie mir hinterher, was ich nur mit „Ja, Mama." entgegnete.

Bei Olivia angekommen, sah ich bereits ein Fahrrad am Zaun lehnen. Olivia öffnete mir die Tür, bevor ich überhaupt die Chance gehabt hätte, zu klingeln.

„Soojin! Komm rein...wie geht's dir? Tut dein Handgelenk noch sehr weh?" Ich sah sie überrascht an. „Hat Hikaro es dir gesagt?" Sie schüttelte den Kopf und sah mich entschuldigend an.

„Chaeryeong hat es mir vorhin erzählt, als wir kurz telefoniert hatten. Wir haben ausgemacht, keine Geheimnisse vor einander zu haben, tut mir leid, falls dir es unangenehm ist, wenn meine Freundin mir erzählt, was ihr zusammen macht..." Sie wurde etwas rot.

Wow. Das heißt, wenn ich mich vor Itzy blamiere, weiß Olivia auch gleich davon. Meh. „Ist schon okay. Ich finde es gut, dass ihr so eine offene Beziehung führt...glaube ich."

„Ah! Komm erstmal richtig rein...Suji sitzt schon auf der Couch." Ich zog meine Schuhe aus und tapste auf Socken zur Couch. „Jo.", begrüßte mich Suji und fing im nächsten Moment an, mein Handgelenk zu befummeln.

„Tut das weh?", fragte sie, während sie mein Handgelenk schüttelte. „Auhaaa! Ja, das tut weh! Also wenn du das lassen könntest, wäre ich sehr dankbar!" Vorsichtig ließ sie meine Hand sinken.

„Tschuldige, wenn du willst, kann ich in der Schule für dich mitschreiben..." Olivia kam mit Getränken auf einem Tablet zu uns ins Wohnzimmer. „Ähm Suji, ich habe dich noch nie im Unterricht Notizen machen sehen.", gab sie zu bedenken.

„Oh, ich mache mir nie Notizen. Zu viel Aufwand..., aber für Soojin würde ich es machen!" Ich nahm mir ein Glas Saft.

„Danke, Suji, aber das musst du nicht. Ich kriege das schon irgendwie hin." Die beiden sahen mich skeptisch an. „Was?", fragte ich verwirrt. Olivia seufzte. „Hast du vergessen, dass wir jetzt Freunde sind? Wenn du nicht gerade von gestern auf heute Linkshänderin geworden bist, dann kannst du definitiv nicht selbst mitschreiben. Also verlass dich einfach mal auf uns. Ich schreibe nächste Woche für dich mit und du versuchst dein Handgelenk so wenig wie möglich zu beanspruchen, damit es ohne Komplikationen verheilen kann." Ah, so fühlte es sich also an, wenn man sich auf Freunde verlassen konnte.

Natürlich konnte ich mich Zuhause immer, wirklich immer, auf Lynn verlassen, aber da sie um einiges älter war als ich, stand ich in der Schule bisher allein da.

„Danke.", nuschelte ich leise. „Hey, Liv? Hast du das auch gehört? Soojin meinte gerade, sie bezahlt heute das Abendessen!" Halt Stopp!

„Das habe ich sicher nicht gesagt!", stieß ich empört aus. „Nein, nein. Ich habe es auch ganz eindeutig gehört...", grinste jetzt auch Olivia. „Das...aber...ich... Na gut, Deal!", gab ich mich geschlagen. Mit dieser Antwort sahen meine Freundinnen, wobei ich mir das eventuell noch einmal überlegen sollte, ziemlich glücklich aus.

„Achso, seit wann nennst du Olivia eigentlich Liv?", fragte ich Suji. „Äh seit heute? Ist kürzer...und intimer. Soll ich mir für dich auch einen Spitznamen überlegen? Nicht Soojinnie, dann schlägt mich Livs verrückte Freundin wieder.. Jin ist Yejis Ding..also vielleicht ein Insider-Name?
Wie wäre es mit HPP?"

Sollte das jetzt eine Abkürzung sein wie RM? „Und was soll das bitte heißen?", fragte ich, nicht wissend, ob ich die Antwort überhaupt hören wollte.

„Na, ist doch klar! Hikaros Princess Peach...oder vielleicht HG? Hikaros Girl? Liv, was meinst du?", zog sie Olivia zu Rat.

Diese saß sich sofort kerzengerade hin. „Bevor wir Soojin einen dieser Spitznamen geben, bräuchten wir erstmal ein paar Informationen, wie das Date mit meinem Bruder lief..." Ich verschluckte mich am Saft. Ugh.

„Mein Brüderchen wollte mir nichts sagen, aber er hatte ein Gesichtsausdruck drauf, den ich noch nie zuvor bei ihm gesehen habe...langsam mache ich mir Sorgen, dass er es ernst meint.", gab sie zu.

Ich sah mich im Wohnzimmer um. „Apropos Hikaro...", fing ich an. „Keine Sorge. Den habe ich heute Morgen aus dem Haus gescheucht und bei einem Kumpel einquartiert, sodass wir das Haus für uns haben. So und jetzt hätte ich gerne so viele Details wie möglich...", grinste sie mich an.

Paradise -Stray KidsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt