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ATROX MELIOR DULCISSIMA VERITAS MENDACIIS
DIE BITTERE WAHRHEIT IST BESSER ALS DIE SÜßESTEN LÜGEN


Rowan war noch nicht auf sein prachtvolles Ross gestiegen, denn selbst wenn Whisky mit gepackten Sachen kam, müsste er noch eines der Tiere in den Boxen satteln. Wahrscheinlich das schwarze Ungetüm, das in dem Moment mit den Hinterläufen gegen die Tür trat.

Wie Whisky es vorher gesagt hatte, kam er in Kürze in die Stallung. Sein Gepäck bestand kaum aus Kleidern, wie jeder normale Mensch packen würde, wenn er für eine Weile von Zuhause weg war. Die Assassine jedoch hatte gemäß seiner Tätigkeit gepackt.

Dolche hingen an seinem Oberschenkel in einem Gurt. Weitere Messer an seinem Gürtel und auch noch welche an seinen Rippen. Ein eingeklappte Armbrust schlug mit jedem Schritt gegen den Beutel. Zwei Kurzschwerter waren auf seinem Rücken befestigt und drittes an seiner Hüfte.

Rowan bezweifelte nicht, dass der Mann noch weitere Waffen am Körper trug, die er aber nicht so offen für alle Welt präsentierte.

Whisky schob sich die schwarzen langen Strähnen aus dem Gesicht und stopfte sie mit in den unordentlichen Knäuel am Hinterkopf, bevor er sich an Rowan und Don wandte.

»Ich werde etwas Zeit mit Tenebris brauchen. Der Gaul ist sturer als ein Esel.«

Die Cousins sagten dagegen nichts. Don musste nach seinem Gesichtsausdruck schon bereuen, eine Assassine als Rowans Leibwächter angeheuert zu haben.

Der Besitzer des Ungetüms, öffnete erst gar nicht die Tür, sondern stieg durch das offene Fenster direkt hinein. Mit vielem Gezanke, Beißen und Gebrüll hatte er das Tier dann endlich aufgezäumt und zerrte es aus der Box.

Rowan war beeindruckt von der Schönheit des Tieres und Mannes zusammen. Sie wirkten wie ein Gespann aus wilder Finsternis.

Whisky band seinen Beutel an den Sattel und schwang sich dann mit einer Leichtigkeit hinauf, die Rowan den Atem raubte. Sein Cousin und er folgten dem Beispiel der Assassine und saßen auf.

Während die Assassine voraus ritt, um dem ungestümen Temperament des Pferdes freie Bahn zu lassen, ritten die anderen beiden Männer im flotten Tempo hinter ihm her.

Erst als sie das Elendsviertels verließen, wurde Tenebris langsamer und schloss ans Ende der beiden Pferde an. Erstaunt sah Rowan zurück zu Reiter und Tier, aber die schenkten ihm nicht einmal einen Blick, sondern sahen sich fast schon verträumt um. Vielleicht lag es an der Schläfrigkeit von Whisky.

»Wag es nicht.«

Rowan zuckte zusammen und wirbelte mit seinem Blick zu Don, der ihn mahnend musterte.

»Was?«

»Du weißt ganz genau, was ich meine. Unseres Gleichen mischt sich nicht so mit seines Gleichen.«

»Mit Meuchelmördern?«

»Du bist ein Herzogs Sohn. Ein Prinz. Ein direkter Diener der königlichen Familie Belial. Ob nun im Rang als zweiter oder erster Erbe ist vollkommen egal. Du kannst dir Liebhaber aus deinen Kreisen suchen. Ich kann dir schon zehn Damen und Herren nennen, die mit Vergnügen zwischen deinen Beinen auf die Knie gehen. Er ist nicht einer davon und wird es nie sein.«

Rowan verdrehte bei der Mahnung seine Augen. Aber er konnte seinem ein Jahr älteren Cousin auch nicht widersprechen. So attraktiv die Assassine auch auf Rowan wirkte, seine Hände waren gebadet in Blut. Er verdiente seinen Lebensunterhalt mit Mord.

Rowan und Whisky waren wie Wasser und Feuer.

Gegenteile, die sich nicht berühren würden, ohne eine Konsequenz auszulösen.

Sumus Peccatores ♕ Wir sind SünderWo Geschichten leben. Entdecke jetzt