Chapter 12 - Suspicions

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suspicions (n, pl): Verdacht


Im Nachhinein hätte Tony nicht sagen können, wie er den Weg zurück zum Tower gefunden hatte.

Die Straßen von New York City zogen in einem Wirbel aus Farben, Formen und Geräuschen an ihm vorbei, während er wie mechanisch einen Fuß vor den anderen setzte und seine Gedanken sich in einer Endlosschleife immer wieder um dieselbe Erkenntnis drehten:

Ich bin nicht allein.

Was und wer auch immer ihn hiergebracht hatte, er war nicht der einzige, den dieses Schicksal ereilt hatte – nicht der einzige, der wusste, was die Avengers in den nächsten Jahren alles erwarten würde. Allein der Gedanke nahm eine Last von Tonys Schultern, von der ihm nicht einmal bewusst gewesen war, dass er sie getragen hatte: die Last der alleinigen Verantwortung für die Zukunft dieser Dimension.

Clint, der gerade zu Besuch war, zog die Augenbrauen hoch, als Tony das Penthouse betrat und an ihm vorbei zur Bar ging.

„Alles okay?", fragte er. „Du siehst aus, als hättest du ein Gespenst gesehen."

Tony musste bei diesen Worten an das blasse, gleichgültige Gesicht der Magierin denken und konnte nur mit Mühe ein humorloses Grinsen unterdrücken.

„Vielleicht habe ich das", entgegnete er.

Doch als er gerade den Kühlschrank der Bar öffnen wollte, legte sich plötzlich eine Hand auf seinen Unterarm.

„Was auch immer es ist – du weißt, dass du mit uns reden kannst, Tony."

Steves Stimme war ruhig, aber nachdrücklich.

Tony verdrehte innerlich die Augen, doch als er versuchte, seine Hand wegzuziehen, stellte er fest, dass Steve sie mit unnachgiebigem Griff festhielt.

Es würde also eines von diesen Gesprächen werden. Na schön.

„Lass mich los, Rogers", erwiderte er mit müder Stimme. Und weil er ein Mistkerl war, fügte er hinzu: „Du tust mir weh."

Es war eine Lüge; niemand wusste so gut wie Tony, wie perfekt Steve seine übermenschlichen Kräfte unter Kontrolle hatte und wie sehr er darauf achtete, den Menschen um ihn herum nicht versehentlich wehzutun. Doch seine Worte erzielten das gewünschte Resultat: Steves Augen weiteten sich erschrocken und er ließ ihn auf der Stelle wieder los.

Demonstrativ rieb sich Tony das Handgelenk und trat einen Schritt zurück.

Anstatt jedoch erneut zu versuchen, den Kühlschrank zu öffnen, lehnte er sich gegen den Tresen und verschränkte die Arme vor der Brust.

„Nicht jedes Problem lässt sich mit einem Gespräch aus der Welt schaffen", sagte er.

„Das weiß ich." Steves Stimme war voller Anteilnahme. „Aber darüber zu reden kann manchmal schon dazu führen, dass es einem danach besser geht."

Die Worte trafen Tony unerwartet heftig, und er musste kurz schlucken, um den Kloß zu beseitigen, der plötzlich in seinem Hals zu stecken schien.

Gott, er wollte ihnen so sehr vertrauen. Er wollte Steve wieder vertrauen, so wie er es getan hatte, als sie sich Thanos zum letzten Mal entgegengestellt hatten. Wenn er sich seinen engsten Freunden und Mitstreitern nicht anvertrauen konnte, wem dann?

Aber Tony wusste auch, dass er noch nicht so weit war. Noch hatte er das Gefühl, wenigstens ansatzweise so etwas wie Kontrolle über die Situation zu haben und sein Schicksal in dieser Dimension selbst bestimmen zu können. Doch wer konnte sagen, was es für Konsequenzen haben würde, sobald er die anderen erst mal an seinem Wissen über die Zukunft teilhaben ließ? Er konnte absolut nicht absehen, was sie für Entscheidungen treffen würden, wenn sie erfuhren, wer er wirklich war. Denn obwohl bereits eine gewisse Basis vorhanden war, fehlte noch immer das bedingungslose Grundvertrauen zwischen ihnen, das sich in seiner Welt erst mit den Jahren entwickelt hatte.

Rewind | (Steve x Tony)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt