1 - Hicks

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Meine gesamte High School Zeit habe ich mich so sehr im Hintergrund gehalten, wie es mir möglich war. Auf Klassenfotos stand ich immer hinten, was zugegebenermaßen mehr mit meiner Größe zu tun hatte, als meinem Wunsch danach keine Aufmerksamkeit zu erregen. Ich spielte keinen Sport, war aber in der Handarbeit AG, in der ich mich ehrlicherweise wohl fühlte und so etwas wie einen Freund hatte, Fischbein Ingerman. Er war ein großer aber pummeliger Junge, der liebend gerne seine Nase in Sachbüchern vergrub und mich jede Woche mit neuen Fakten weiser machte. Da wir jedoch als Nerds und Loser abgestempelt wurden aufgrund unserer freizeitlichen Interessen, wurden wir keines Blickes gewürdigt, was mir nur recht war. Ich hatte keine Lust in einem Drama mit den beliebten Schülern zu enden, den Footballspielern und Cheerleadern, die diese Schule wie Könige und Königinnen betraten. Bisher war mir auch nicht bewusst, dass sie mich überhaupt kannten oder gar wahrnahmen.

Deshalb war ich umso mehr verwirrt, als Astrid Hofferson, die die Ex-Freundin einer der Außenspieler des Footballteams war, aber weiterhin mit ihm und dem Rest abhing, ihre Hand hob und sagte: »Kann ich mit Hicks zusammenarbeiten?«

Bei meinem Namen schaute ich von meinem Platz ganz hinten in der Klasse auf. Ms. Donna sah Astrid an, hob ihre Augenbrauen und zuckte dann lediglich mit den Schultern. Sie warf mir einen Blick zu, wie ich vollkommen überfordert zwischen ihr und Astrid hin und her sah, die sich mittlerweile zu mir gedreht hatte und mich anlächelte. Ein paar andere aus der Klasse schauten mich ebenfalls an, aber keiner schien Astrids Aussage so seltsam zu finden wie ich.

Mein Gehirn kam nicht dahinter zu verstehen, warum sie mit mir arbeiten wollte. Sonst machte sie immer Partnerarbeiten mit Heidrun, ihre schwarzhaarige beste Freundin, die direkt neben ihr saß und kein bisschen überrascht aussah. Hatten sie das abgesprochen? War das ein Scherz? Würden sie gleich in Gelächter ausbrechen und es zurücknehmen?

Ms. Donna schrieb auf ihrem Block. »Na gut, wenn niemand dagegen spricht, ist unser erstes Team Astrid und Hicks. Wer möchte als nächstes?«

Ich sah im Augenwinkel, wie Rotzbakke seine Hand hob, aber mein Blick lag weiterhin auf Astrid, die Raffnuss etwas zuflüsterte, ihre andere beste Freundin. Um mich herum wurden Namen genannt, Ms. Donnas Stimme gelang manchmal durch das Rauschen in meinen Ohren, der Unterricht fuhr fort, doch für mich war die Zeit stehen geblieben.

Astrid Hofferson war durch ihre Beziehung mit Eret Eretson an den Tisch der Beliebten gelangt. Es war fast zu Beginn der High School, vor drei Jahren, gewesen. Ich erinnerte mich nur daran, weil jeder darüber gesprochen hatte, als wäre es der Super Bowl. Nach einigen Monaten hatten sie wohl beschlossen, dass sie lieber nur Freunde waren, was einige toll und andere traurig fanden. Das und der Fakt, dass sie mit Heidrun und Raffnuss befreundet war, die beide Cheerleaderinnen waren, sind die Gründe, weshalb sie weiterhin am Tisch saß und einigermaßen in den Jahrgängen bekannt war. Oft nur als die Ex von Eretson, dem breit gebauten, gut aussehenden Außenspieler, aber sie hatte sich mittlerweile auch einen Ruf als Baseballspielerin erworben. Manche nannten sie 'eine Schönheit wie Dornröschen', wobei ich ihnen recht geben musste. Mit ihren langen blonden Haaren, den vollen Lippen und blauen Augen war sie sehr hübsch.

Was hatte also dieses schöne, sportliche, beliebte Mädchen geritten, dass sie mich als Partner wollte?

Mein Blick lag weiterhin auf ihr, was ich erst richtig wahrnahm, als sie sich wieder zu mir drehte und angrinste. Sofort sah ich hinunter auf meinen Schreibblock, auf dem ich angefangen hatte verschiedene Blumen zu zeichnen, bevor mein Name von jemandem gesagt wurde, von der ich nicht mal wusste, dass sie ihn kannte.

Ms. Donna beendete den Unterricht mit unserer Aufgabenstellung für die Partnerarbeit. »Sucht euch ein Land bis zur nächsten Stunde aus, die Vereinigten Staaten ausgeschlossen, zu dem ihr die wichtigsten Fakten herausarbeitet. Dazu zählt die Landesgeschichte, Einwohnerzahl, bestimmte Gesetze, Größe, Staatsorgane und so weiter. Ihr habt bis zum Ende des Schuljahres Zeit eine Präsentation zu erstellen, die ihr gemeinsam vorstellen werdet. Nächste Woche werden wir die Länder besprechen, damit sich keines doppelt. Habt einen schönen Nachmittag.«

So High SchoolWo Geschichten leben. Entdecke jetzt