2 - Hicks/Astrid

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»Astrid Hofferson?«

»Ja.«

»Eine Partnerarbeit?«

»Ja.«

»Mit dir?«

Ich seufzte. »Ja, Fischbein.«

»Freiwillig?«

Ich drehte mich zu meinem einzigen Freund, der mir durch den Raum der Handarbeit AG während unseres Gesprächs gefolgt war, mit zusammengezogenen Augenbrauen um. »Ja, Fischbein, freiwillig. Du solltest doch von allen am besten wissen, dass es nicht absolut furchtbar ist seine Zeit mit mir zu verbringen.«

Seine Augen weiteten sich und er hob seine Hände. »So habe ich das nicht gemeint, Hicks, ehrlich. Es ist nur ... Astrid Hofferson? Die Baseballspielerin? Ex von Eretson? Was möchte sie auf einmal von dir?«

Ich zuckte mit den Schultern, während ich mit Raspelpapier das zuvor gesägte Holz bearbeitete. Mein derzeitiges Projekt war eine Schmuckschatulle für meine Mutter, da sie so viele Ketten, Armbänder und Ohrringe besaß, dass sie sie mittlerweile überall im Haus verteilte. Ihr kleiner Schmuckständer war nämlich mäßig überfüllt, weil mein Vater nicht aufhören konnte sie damit zu beschenken. Immer wenn er etwas sah, was er dachte, würde toll an ihr aussehen, kaufte er es, auch wenn meine Mutter immer sagte, sie hätte mehr als genug. Trotzdem liebte sie jedes einzelne Stück und trug sie im Wechsel. Weil wir in der AG unserer Kreativität freien Lauf lassen sollten, habe ich angefangen diese Schatulle aus Palisanderholz zu fertigen, um sie damit zu überraschen.

»Dasselbe frage ich mich auch seit gestern, Fischbein«, sagte ich, ohne von meiner Arbeit aufzublicken. Ich konnte im Augenwinkel sehen, wie er nervös seine Fingerknöchel aneinander rieb. Diese Situation schien ihm mehr zuzusetzen als mir.

»Nicht böse verstehen«, gab er schließlich von sich, »aber es ergibt keinen Sinn.«

»Genau das denke ich mir auch.«

»Sie hat doch immer Heidrun und Raffnuss an ihrer Seite. Sind die nicht ebenfalls in eurem Erdkunde Kurs?«

»Ja, sind sie.«

Er fing an neben mir hin und her zu laufen. »Das gibt mir ein unwohles Gefühl, Hicks. Mädchen sind tückisch.«

Ich zuckte innerlich zusammen und hielt für einen Moment still, versuchte mir mein nun rasendes Herz nicht anmerken zu lassen. Nicht daran denken, nicht daran denken ...

»Hast du sie gefragt?«

Meine Hand stoppte erneut und ich sah zu ihm auf. »Wieso sie mit mir zusammenarbeiten will?« Er nickte. »Nein. Sie ... sie ist sofort gegangen, nachdem sie ihre Nummer eingespeichert hat. Wir haben gestern Abend nur ein paar Nachrichten ausgetauscht, wann wir uns zum Besprechen treffen wollen.«

Er nickte nochmal. »Okay. Es würde sowieso nichts bringen, da sie dich anlügen könnte. Sagt dir das eine ins Gesicht, meint aber in Wahrheit das andere. Es ist immerhin kein Geheimnis, dass ihre Freunde gerne Streiche spielen. Erinnerst du dich an das eine Mal, als sie den Eimer mit dreckigem Wasser über Jack Newton ausgekippt haben, nachdem er duschen war?«

Ich machte mich wieder an das Holzstück ran. »Ja, ich erinnere mich.« Jack war so stinksauer danach, dass er Taffnuss und Rotzbakke durch das gesamte Schulgebäude gejagt hat. Irgendwer hatte die Sache dann Direktor North erzählt und der hat für Ruhe gesorgt, aber ich glaube, Jack hatte sich privat noch gerächt, denn am nächsten Tag hatten Taffnuss und Rotzbakke ein paar blaue Flecken.

»Oder als sie Millie Sanders den Zopf abgeschnitten haben und sie danach eine schiefe Frisur hatte?«

»Jap, das Video habe ich ebenfalls gesehen.« Millie hatte aber, zugegebenermaßen, Raffnuss' Unterwäsche in den Müll gesteckt, während sie nach dem Cheerleader Training duschen war. Die schiefe Frisur für einen Tag hatte sie verdient.

So High SchoolWo Geschichten leben. Entdecke jetzt