3 - Hicks

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»Ich verstehe Frauen nicht.«

Gegenüber von mir am Esstisch lachte mein Vater auf. »Keiner tut das.«

Meine Mutter haute ihm spielerisch auf den Arm. »Das stimmt nicht. Wenn man zuhört und aufpasst und ihre Wege und Angewohnheiten lernt, dann ist es gar nicht so kompliziert.« Mein Vater nickte verständlich, warf mir aber einen Blick zu, der besagte, dass genau das das Schwierige war.

Meine Mutter schüttelte nur ihren Kopf. »Wie kommst du darauf, Hicks?«

Ich seufzte. »Astrid ist vorhin auf mich zugekommen, als ich an der Bushaltestelle gewartet habe.«

»Uhh, zwei Interaktionen in zwei Tagen, das ist ein neuer Rekord«, warf mein Vater dazwischen und trank grinsend einen Schluck von seinem Wasser. Meine Mutter stopfte sich eine Gabel voll Nudeln in den Mund, um ihr eigenes Grinsen zu vertuschen.

»Was ich sagen wollte, ist, dass ich sie gefragt habe, ob wir uns in der Bibliothek treffen können, weil dort wenig Leute sind, und ob sie mich unter unseren Mitschülern weiterhin ignorieren könnte, weil ich keine Aufmerksamkeit auf mich lenken möchte.«

Meine Eltern seufzten fast gleichzeitig, sagten aber nichts. Sie waren nach all den Jahren mit meiner Denkweise vertraut, auch wenn sie die nicht gerne unterstützten. Sie wünschten sich, dass ich mehr aus mir herauskam, mit mehr Gleichaltrigen als nur Fischbein sprach, eben so war, wie früher. Bevor.

Allerdings verstanden sie, wieso ich nicht mehr mein altes Ich war und gaben mir meinen Freiraum. Am Ende des Tages war ich immerhin ein kluger, fleißiger, ordnungsgemäßer Sohn, auf den sie stolz sein konnten. Wenn das hieß, dass ich dafür nicht sehr sozial war, nahmen sie das hin.

Ich war für einen kurzen Moment leise, weshalb sie beide verwundert von ihren Tellern aufsahen. »Sie hat nein gesagt.«

Die Augenbrauen meines Vaters hoben sich fast bis zu seinem Haaransatz. Meine Mutter nickte langsam, weil sie nun den Zusammenhang zu meiner ersten Aussage verstand.

»Sie hat gesagt«, fuhr ich fort, »dass wir uns in der Bibliothek oder privat für das Projekt treffen können, aber sie mich auf den Fluren nicht ignorieren wird. Sie meinte, ich kann nicht ewig wie ein Gespenst die Schule heimsuchen.«

Meiner Mutter rutschte ein Lacher raus. Sie hielt sich sofort die Hand vor den Mund und sah mich mit funkelnden Augen an. »Tut mir leid, Schatz. Das ist nur ... eine lustige Ansicht.«

Ich sank ein wenig tiefer auf meinem Stuhl. »Super, dass du das lustig findest, Mom.«

Sie legte ihre freie Hand auf meine. »Ach, komm. So schlimm wird es schon nicht sein. Dann wird sie dich eben auf dem Flur begrüßen, davon werden die Leute nicht angerannt kommen.«

»Sie werden deshalb aber anfangen mich zu bemerken, was ich seit drei Jahren vermeide.«

»Ich glaube, du stellst dir das schlimmer vor, als es sein wird.«

»Astrid ist beliebt, Mom. Die Leute schauen sie ständig an und sprechen mit ihr. Einmal habe ich mitbekommen, wie ihr eine Gruppe zur Toilette gefolgt ist, weil sie wissen wollten, wo sie ihren Nagellack gekauft hat. Was ist, wenn mir das passiert?«

Mein Vater hob seine Gabel. »Also ich glaube nicht, dass dir ein paar Leute zur Toilette folgen, weil sie wissen wollen, wo du deinen Nagellack kaufst.«

Ich rollte mit den Augen, die beiden lachten leise vor sich hin. »Ihr wisst, was ich meine.«

»Ja, wissen wir, mein Schatz«, sagte meine Mutter mit einem Lächeln auf den Lippen. »Aber ich glaube immer noch, dass es nicht so schlimm werden wird. Vielleicht spricht dich mal jemand an, davon geht die Welt nicht unter.«

So High SchoolWo Geschichten leben. Entdecke jetzt