4 - Astrid

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»Da ist sie ja!«, sagte Raffnuss, nachdem sie mich entdeckt hatte, wie ich auf unsere Freundesgruppe zuging und klopfte mit den anderen aufgeregt auf den Tisch, als ich näherkam. Ich warf theatralisch meine Haare nach hinten und lachte mit ihnen, während ich mich neben Heidrun setzte. Das Stück Apfelkuchen, das sie für mich ergattert hatte, stand bereit, um von mir verzehrt zu werden. Es roch herrlich frisch gebacken und erinnerte mich an schöne Sommertage.

»Und?«, sagte Raffnuss langgezogen. »Wie war dein Gespräch mit dem Niemand?«

Ich nahm einen Bissen vom lang ersehnten Kuchen, bevor ich antwortete. Der Geschmack von Äpfeln und Zuckerguss verteilte sich auf meiner Zunge, was mich leise zufrieden seufzen ließ. »Wir haben unser Land für das Projekt besprochen, wie geplant.«

»Welches habt ihr genommen?«, fragte Heidrun und lehnte sich an ihre Stuhllehne.

»Frankreich. Das war das Einzige, was wir beide gleich hatten. Hoffentlich genehmigt Ms. Donna es, wir haben uns keine Gedanken über einen Plan B gemacht.«

Rotzbakke schnaubte und tunkte eine Pommes in Ketchup. »Keine Sorge, das macht Hicks schon von selbst. Er plant immer voraus und überdenkt so ziemlich alles.«

Ich nickte zustimmend und schluckte den nächsten Bissen hinunter. »Ja, das habe ich gerade eindeutig bemerkt.«

»Oho«, machte Taffnuss und lehnte sich vor, nun interessiert am Gespräch. Sein irres Grinsen passte zu seinem dünnen langen Gesicht. »Worüber habt ihr denn noch gesprochen?«

»Also«, sagte ich mit einem eigenen Grinsen auf den Lippen, das ich nicht zurückhalten konnte, weil es so absurd war, was Hicks von sich gegeben hat. »Nachdem wir das Land geklärt hatten, fragte er mich plötzlich, wieso es mir egal ist, mit ihm gesehen zu werden. Das hatte er schon gestern an der Bushaltestelle erwähnt, wie ich euch in der Gruppe geschrieben habe. Er meinte, mein Image würde dadurch doch kaputt gehen.« Wir lachten. »Total bescheuert. Ich habe ihm dann gesagt, dass es mich nicht interessiert, was andere von mir denken, was größtenteils sogar stimmt. Danach hat er mich gefragt, wieso ich ihn als Partner ausgewählt habe.«

Ich rollte mit den Augen, die anderen lachten leise. »Da konnte ich ihm schlecht sagen, dass ich eintausend Dollar dafür bekomme. Also habe ich ihm erzählt, dass Rotzbakke ihn erwähnt hat und ich deshalb auf ihn aufmerksam wurde und nun wissen will, wer er ist. Ihr wisst schon, eben das, was sich am besten anhört.«

»Hast du dabei liebliche Augen gemacht?«, fragte Raffnuss und blinzelte mehrmals mit einer übertriebenen Mimik, weshalb wir erneut lachten.

»Oder seine Hand immer mal wieder angefasst?«, fügte Heidrun grinsend hinzu.

»Ihm Schmeicheleien um die Ohren gehauen?« warf Eret in die Runde.

Ich schüttelte lächelnd meinen Kopf. »Nein, nichts davon. Ihr spinnt doch alle. Es ist viel zu früh für sowas. Ich habe ihn die ganze Zeit so nett angelächelt, wie ich konnte, dabei Blickkontakt gehalten und zwischendurch schüchtern weggesehen. Das wird den Grundstein legen. Jetzt muss ich nur öfter mit ihm reden, mich privat mit ihm treffen und die Anzahl an Berührungen jedes Mal erhöhen.«

Rotzbakke sah mich nachdenklich an. »Ich glaube nicht, dass du ihn so leicht knacken kannst, Astrid. Hicks ist sehr zurückhaltend, er redet kaum mit seiner Familie, was ich aus erster Hand bezeugen kann. Wie willst du es dann schaffen, dass er sich bei dir so schnell öffnet, wie du eben beschrieben hast?«

Während ich ein weiteres Stück auf meiner Zunge zergehen ließ, dachte ich darüber nach. Das hier war auf jeden Fall eine Situation, in der es leichter gesagt als getan war. In den letzten beiden Tagen wurde mir klar, dass dieser Deal nicht so einfach und schnell zu beenden sein würde, wie ich auf der Halloween Party gedacht hatte. Hicks war um einiges mehr verschlossen, als mir bewusst gewesen war und all das Gerede über nicht auffallen und dort treffen, wo uns niemand sah, zeigte mir, dass ihn irgendetwas tief geprägt hatte, weshalb er unsichtbar sein wollte. Eine andere Erklärung hatte ich für sein Verhalten nicht. Näher an ihn heranzukommen würde also schwer werden, aber nicht unmöglich. Ich glaubte, dass ich mit meiner Herangehensweise Erfolg haben würde, nur würde es länger dauern, als zuvor angenommen.

So High SchoolWo Geschichten leben. Entdecke jetzt