𝐊𝐚𝐩𝐢𝐭𝐞𝐥 𝟗

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♡ 𝐄𝐦𝐞𝐥𝐲 𝐏𝐎𝐕 ♡

Warme Sonnenstrahlen weckten mich aus meinem eher unerholsamen Schlaf. Die ganze Nacht hielt mich etwas davon ab einzuschlafen. War es der Mond, oder doch die Häuser, die mit ihren leuchtenden Fenstern die Nacht erhellten? Ich kann es mir nicht erklären.

Ich nahm mein Handy vom Nachtisch. Schon halb 11. Ich entschied mich, mich fertig zu machen, doch als ich gerade einen Fuß aus dem Bett setzte und das Badezimmer ansteuern wollte, blieb ich auf der Stelle stehen. Wofür soll ich mich überhaupt fertig machen? Unsere Tour ist vorbei. Keine Termine, weil ich sie alle ignoriere oder nicht mit Cassy rede. Trotz dieser Gedanken machte ich mich frisch und verließ mein Hotelzimmer. Vielleicht hilft mir ein Spaziergang, auf dem Weg vielleicht noch einen Kaffee.

Die Luft draußen war schwül und sehr heiß. Ich zupfte ein wenig an meinem luftigen TankTop und streifte mir die schwitzigen Hände kurz an meinen nackten Oberschenkeln ab. Dann viel mir eine Person in den Blick. ,,Emely" ich wollte umdrehen, wollte dieser Stimme nicht gehorchen. ,,Bitte warte." sagte sie. Ich blieb genervt stehen. ,,Was willst du, Haru? Warst du die ganze Nacht hier draußen?" fragte ich meinen Exfreund. Er schüttelte nur leicht den Kopf. Wenn er nicht die Nacht hier vor dem Hotel verbracht hat, dann ist er aber trotzdem schon ein paar Stunden hier. Das sehe ich ihm an. Seine schwarzen, flauschigen Haare klebten ihm an der Stirn. Augenringe und ein leichter Sonnenbrand prägten sein Gesicht. Er hat Stunden hier gewartet, bis ich ihm über den Weg laufen würde. ,,Em, hör mir zu, wir-" weiter kam er nicht, ich unterbrach ihn. ,,Du sollst mich nicht mehr Em nennen. Das weißt du." sagte ich kalt. Er senkte den Kopf, schaute auf den heißen Steinboden. ,,Wir schaffen das nicht ohne dich. Die Jungs wollen Musik machen, die Manager wissen nicht was mit dir los ist und die Plattenfirma will neue Songs. Sollen die uns erst den Vertrag streichen, damit du wieder zurück kommst? Ich kann verstehen, wie du dich fühlst, dass alles gerade einfach viel ist, vor allem nach einer großen Europatour, aber du kannst das alles nicht so plötzlich machen. Wenn du eine Pause willst, hättest du das einplanen sollen." Ich wollte seinen Worten gar nicht richtig zu hören. Ich muss zugeben, sie lösten ein wenig Schuldgefühle in mir aus. Jeongho und Lukas waren mir immer gute Freunde, auch wenn wir öfter mal stritten. Es muss ihnen das Herz brechen, dass die Band für lange Zeit nicht mehr vollständig sein wird. Cassy war wie eine beste Freundin für mich. Sollte ich zurückkehren? Das Gefühl, dass ich verspürte, als ich in meinem Hotelzimmer stand und wusste, dass ich nichts zu tun habe, dass ich keine Freunde habe. Es fühlte sich irgendwie falsch an. Aber die Musik fühlt sich irgendwie auch falsch an.
Haru brachte mich wieder total durcheinander. Hänge ich immer noch an ihm? Ist er vielleicht auch der Grund, wieso ich zurückkommen möchte? Das kann doch eigentlich nicht sein, er war einer der Gründe, weswegen ich gehen wollte. Ich hatte total vergessen, wie lange ich nachgedacht habe. Über die Band, über mich, über uns: Mich und Haru. Er stand einfach nur da, schaute mich mit diesem typischen Blick an. Ich spürte, wie mir eine Träne über die Wange lief. Im nächsten Moment brach ich zusammen. Ich kniete auf dem heißen Boden, doch konnte den Schmerz wegen all den anderen Dingen gar nicht spüren. Ich saß da und ließ meine Tränen in die Hände fallen. ,,Man Emely, was ist nur los mit dir" sagte er besorgter als je zuvor und bückte sich zu mir hinunter. Er legte seine Hand auf meine Schulter, wollte sich mit der anderen meinem Gesicht nähern, doch ich stieß sie leicht mit meinem Ellenbogen weg. ,,Haru" stotterte ich. Er machte große Augen, signalisierte mir, dass ich all seine Aufmerksamkeit hab. ,,Ich komm zurück. Aber nur, weil ich nicht weiter weiß." er nickte. ,,Das ist schon okay."

Im nächsten Moment saß ich neben Haru in seinem schwarzen Mietwagen und schaute auf die dürren Wiesen und Berge. Zuvor packte ich meine Taschen im Hotel, checkte früher aus als geplant und wollte mich irgendwie doch nicht verabschieden. Von diesem Ort hier. Diese heiße Luft, die einen total verrückt, aber trotzdem glücklich macht. Das Festival. Die Nacht in der ich abschalten konnte, meine Gedanken einfach wegwarf. Auch wenn es nur für ein paar kurze Stunden anhielt, war es wie, als wäre ich frei. Als wäre ich für einen Moment ein lebendiger und eigener Mensch. Und dann die Bar. Die Bar, in der ich Jimin traf.
Während Haru seinen Blick auf die Straße hielt, senkte ich meinen runter und musterte das geflochtene Armband. Ich trug es die ganze Zeit am Arm. Ein Stück von ihm wird bei mir bleiben. Wir werden uns nie wieder sehen, aber ich bin ihm dankbar. Ich denke er weiß das.

,,Wo genau fahren wir hin?" fragte ich und brach somit die Stille. ,,Erstmal zurück in die Großstadt. Wir hatten im Hotel in der Nähe der Arena einen Seminarraum gebucht, weißt du noch?" Ich richtete meinen Blick kein einziges Mal auf ihn, ließ ihn einfach nur plappern und versuchte die Wörter so gut es ging aufzunehmen. Ich hatte heute noch nichts gegessen oder getrunken. Die Sonne macht mich fertig. ,,Wärst du nicht weggefahren, hätten wir dort eine Besprechung gehabt." erklärte er weiter. Ich nickte stumm. Schon wieder dieses beschissene Schuldgefühl. In dem Moment dachte ich einfach Komm, scheiss auf Alles aber jetzt habe ich Angst vor den Unannehmlichkeiten, die mich erwarten würden.

,,Na, gut geschlafen?" fragte mich eine lebendige Stimme. Ich zuckte mit den Augen, musste erstmal wahrnehmen, wo ich überhaupt bin. Haru hatte die Autotür zu dem Beifahrersitz, auf dem ich saß weit geöffnet und stützt sich lässig am Auto ab. Seine Augen leuchteten zwischen den Sonnenstrahlen. Für einen kurzen Moment fing ich seinen Blick und ließ ihn auf mich wirken. So viele Erinnerungen, die diese Augen mit sich tragen. ,,Lass den Scheiß." sagte ich genervt und rieb mir die Augen. Wir befanden uns auf einer Tankstelle. ,,Ich hab dir was zu trinken und ein Sandwich mitgebracht. Siehst nicht zu gut aus, solltest etwas Energie tanken." sagte er und ging gar nicht auf meine harten Worte ein. Ich denke mittlerweile ist er es gewohnt und sieht ein, dass er es irgendwo verdient hat. Er reichte mir ein in Plastik eingepacktes Sandwich und eine gekühlte Flasche Wasser. Die Flasche drückte ich direkt fest gegen meine Stirn. Haru stieg wieder ein und wir fuhren weiter.

𝐏𝐞𝐫𝐟𝐞𝐜𝐭 𝐒𝐭𝐫𝐚𝐧𝐠𝐞𝐫𝐬 | park jiminWo Geschichten leben. Entdecke jetzt