Punks im Intercontinental

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Sie trägt eine schwarze Lederhose, die an den Seiten zu schnüren ist und ihr gerade bis zu den Hüften reicht, sowie eine weiße Bluse. Darüber eine rote Corsage, aus deren Ausschnitt ihre großen Brüste quellen, kaum verdeckt von der Bluse unter dem Korsett. Beide Arme sind bis zu den Schultern tätowiert, um den Hals trägt sie ein Lederband. Die Haare von den Schläfen bis zu den Spitzen, knapp auf der Schulter, blassblau gefärbt eine Hommage an den Film Blue is a warm collar, die Augen grell geschminkt bis zu den Schläfen rüber, im linken Ohr ein halbes Dutzend Piercings und im rechten Nasenflügel einen Ring.

„Oi, Liz!", grüßt sie mich mit einem breiten Lächeln ihrer schwarzen Lippen und drückt mich gegen ihre dicken Brüste. Fast fühle ich mich zuhause, aber dann doch irgendwie fremd. Das ist nicht mehr die Xenia, die ich mal kannte.

Sie packt mich an den Schulten, schiebt mich auf Distanz und begutachtet mich wie eine Puppe, die sie unerwartet zum Geburtstag geschenkt bekommen hat.

„Noch immer so ein dünnes Hemd wir früher!"

„Und du noch immer so schön drall wie früher!", erwidere ich und hoffe gleichzeitig, sie damit nicht zu beleidigen. Aber keine Spur davon, im Gegenteil, sie scheint stolz zu sein darüber.

„Was machst du in Wien?" fragt sie.

„Leben", antworte ich, „studieren, arbeiten und lieben."

„Hört sich gut an" bemerkt sie, mich noch immer musternd, „Und jetzt kommst du auf das Konzert der Elliot-Schwestern und läufst direkt deiner alten Freundin Xenia in die Arme."

Ich nicke, noch immer sprachlos über die Wandlung, die sie in diesen drei Jahren gemacht hat. Sie ist komplett anders. Und dann doch wieder nicht.

„Ich würde jetzt liebend gerne mit dir plaudern und vielleicht auch noch mehr", grinst sie, „aber wir müssen in zehn Minuten da raus. Und danach willst du sicher die Maids sehen."

„Später?", wage ich fragen

„Später ist dann die After Show Party, da kannst du natürlich kommen, aber da wird dann auch kaum Zeit sein um ein ruhiges Gespräch unter alten Freundinnen zu führen."

„Wie lange bist du denn in Wien?"

„Morgen Abend geht der Zirkus weiter nach Budapest. Aber wenn du Lust hast, treffen wir uns doch zu Mittag zum Brunch in dem Hotel, in dem wir untergebracht sind."

Klar habe ich Lust. Ich frage nach dem Hotel, es ist das Intercontinental und ich denke mir: Ach leckt mich doch am Arsch, Punks im Intercontinental! Wo gibt's denn sowas?

„Gut siehst du aus!", sage ich noch.

Xenia lacht auf. „Ja ich weiß!"

Und während ich mich noch immer nicht vor Staunen fassen kann, reißt ein Roadie die Tür auf und ruft irgendwas von Auftritt in fünf Minuten oder so. Aber ich nehme das gar nicht richtig wahr. Auch nicht, die Bassistin, die mich anrempelt, als sei ich ein Laternenpfahl und sie ein betrunkener Landstreicher.

Jana und Liz - Teil 9: Fünfzehn Kilo zu vielWo Geschichten leben. Entdecke jetzt