Das Front Girl

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Ich gehe mit dem Handy zu Jana ins Bad und zeigte ihr das Video. Fünf junge Frauen bringen allerschärfsten Street-Punk, die Texte aggressiv und lustvoll, die Riffs laut und schnell. Und ganz vorn eine Frau in meinem Alter, die mir nicht nur bekannt vorkommt, sondern auch bekannt ist. Sehr bekannt sogar.

Jana sieht sich das an, während sie sich die Zähne putzt, und zuckt mit den Schultern. Auf Punk fährt meine Donna nicht so ab wie ich, sie ist eher bei der Hard Rock Fraktion. Auch nicht schlecht, aber eben ganz nicht meins. Zumindest nicht immer.

„Und?", fragt sie

„Ich kenn die!"

„Die ganze Band oder das Front Girl?"

„Die Sängerin, ja."

„Nett. Und mutig vor allem."

„Wieso mutig?"

„Na, sich mit so einer Figur auf die Bühne zu stellen, da gehört schon was dazu, Respekt!"

Ich weiß, dass sie es ehrlich meint. Niemals würde Jana jemand wegen seines Aussehens verurteilen. Ja, gut, vielleicht wegen unangemessener Kleidung, aber nicht, weil er zu klein oder zu groß, zu schwarz oder zu weiß ist. Oder gar zu dick.

„Woher kennst du die?"

„Aus Berlin. Wir gingen dort zusammen auf die Uni. Und jetzt spielt sie mit ihrer Band als Vorgruppe bei Maid of Ace!"

„Und du willst sie treffen. Backstage sozusagen, stimmts?"

Ich nicke. „Ja, wenn ich darf!"

„Warum nicht? Aber es wird sicher nicht einfach werden, in den Backstagebereich zu kommen."

Womit sie natürlich recht hat.

„Es sei denn, man hat gewisse Beziehungen."

„Welche Beziehungen, Donna?"

„Naja, zur Security zum Beispiel!"

Es braucht etwas, bis der Groschen bei mir fällt.

„Sag bloß, Dragan und Çem machen den Saalschutz!"

Sie grinst und nickt, ich juble noch mal laut auf. Endlich würde ich Xenia wiedersehen. Nach drei langen Jahren, in denen wir uns komplett aus den Augen verloren haben. Göttin, was war bloß passiert in dieser Zeit, dass sie so nun so anders war?

Jana und Liz - Teil 9: Fünfzehn Kilo zu vielWo Geschichten leben. Entdecke jetzt