„Jetzt sag schon!", drängelte Lia. Sie sah so aus, als würde sie bald vor Neugier platzen. „Ja, äh, Tobi deine Sorge gestern, war wohl doch nicht so unbegründet, wie ich dachte", sagte ich das Erstbeste, was mir dazu einfiel.
Ich lächelte gequält und musterte die feinen Linien auf meinen Handflächen. Aus dem Augenwinkel sah ich, wie sich seine Augen weiteten. „Hat er dich geschlagen?", fragte er entsetzt und seine Stimmlage dabei war eine Spur zu hoch. Besorgt suchten Tobis Augen meinen Körper nach sichtbaren Verletzungen ab.
„Um Himmelswillen, nein!", brachte ich hervor und riss ruckartig den Blick von meinen Händen los, um Tobi beschwichtigend anzusehen. „Was? Wovon redet ihr?", fragte Lia, die es merklich hasste, als einzige im Dunkeln zu tappen und lies den Blick zwischen uns hin und her wandern, sodass einzelne ihrer Strähnen in der Luft umher tanzten.
„Ach, gestern ist was dummes passiert", wich ich der genauen Wahrheit großräumig aus. Ich schämte mich dafür, selbst schuld an den Ereignissen heute morgen gewesen zu sein.
„Also?", versuchte Lia noch mehr Informationen aus mir 'raus zu quetschen und hielt den Blick auf mich gerichtet, während sie einen Schluck aus ihrer Wasserflasche trank.
„Wir beide waren, wie du weißt, gestern am Weiher und sind dort auf die vier gestoßen", fing stattdessen Tobi an zu erzählen. „Weil Stegi ein Arsch war und mir Wasser ins Gesicht geschüttet hat, als ich gerade friedlich am dösen war, habe ich ihn für Vergeltung um den See gejagt. Und dabei hat er nicht geguckt, wo er hinläuft und ist volle Kanne in Tim reingelaufen."
Er schmunzelte und ergänzte noch: „Und oben drauf hat er ihn auch noch angemault!" Bei jedem Satz war ich ein wenig weiter zusammengeschrumpft und kauerte auf der Bank. Lias Augen hingegen wurden immer größer, je mehr sie verarbeitete, was ihr gerade offenbart wurde.
„Du hast was?", fragte sie erstaunt und löcherte mich mit ihrem Blick. „Ja, ich weiß auch nicht!", klagte ich und streckte die Arme in die Luft. „Mein Kopf ist voll gegen seine Brust geprallt. Das tat mega weh! Außerdem hat mich genervt wie er mich angesehen hat." Ich merkte wie sich mein Puls beschleunigte und die Wut erneut hochkochte, als ich das Szenario wieder bildlich vor mir hatte.
„Er hat mich so verachtend angeguckt, obwohl ich ihm nichts getan habe! Kann doch jedem mal passieren." Meine Stimme schwankte merklich und in meiner Brust bildete sich ein Strudel der Gefühle. Ich war wütend, aber irgendwie auch verletzt. Total angepisst, aber auch unsicher. Verzweifelt sah ich in ihre braunen Augen.
„Wow", kommentierte Lia. „Du bist ja sowas von innerlich zerrissen." „Ja, keine Ahnung." Ich lies den Blick über die Schüler auf dem Hof gleiten. „Und das heute verwirrt mich noch mehr." Nun sah ich Tobi an, der fragend zurückblickte.
„Als ich auf dem Weg nach drinnen war, bin ich an Yanik und Rafi vorbeigekommen. Sie standen recht nah am Parkplatz, wo ich mein Fahrrad abgestellt habe und haben wie immer geraucht. Und als ich gerade an ihnen vorbeiwollte, hat mich Yanik angesprochen und wollte mit mir über den Zusammenstoß reden. Er hat irgendwas von Respekt und wie wichtig ihm Freundschaft ist, gelabert. Ich konnte mich gar nicht richtig auf sein Gerede konzentrieren, weil er so nah an mir dran stand und seinen Arm um mich gelegt hat. Ich kriege, bestimmt 'nen blauen Fleck am Arm, so dolle hat er mich an sich gedrückt!"
Ich redete wie ein Wasserfall und sprach alles aus, was mir gerade einfiel. „Als ich mich dann gerade erklären wollte, kam Tim und hat Yanik dazu aufgefordert, mich in Ruhe zu lassen, weil er das schon abgehakt hätte. Rafi und Yanik allerdings haben nicht locker gelassen und wollten unbedingt meine Rechtfertigung hören. Daraufhin hat Tim für mich geantwortet und mich als 'der Kleine' bezeichnet." Ich verzog das Gesicht.
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Ein Jahr zum Verlieben - Stexpert
FanfictionNach den langen Sommerferien ging Stegi nun in die 13. Klasse. Was bedeutete, dass es sein letztes Jahr mit Tobi und Lia in einer gemeinsamen Klasse sein würde. Vor allem aber bedeutete es auch, dass er nur noch ein Jahr die Gesichter von TIM, Rafi...